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Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Titel: Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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eignen könnte.«
    Nimrod drückte John an sich, dann rieb er sich in gespielt auffälliger Begeisterung die Hände: ein Versuch, die Sorge um seinen Neffen zu verbergen, der zu einer so gefährlichen Suche aufbrach. »Also dann, leb wohl, John, und viel Glück.«
    »Wiedersehen, Onkel«, sagte John, stieg hastig ein und setzte sich auf den Beifahrersitz des Mercedes. Und um Nimrod nicht noch seine eigene Angst sehen zu lassen, wandte er sich an Darius und Groanin. »Haben wir alles, Mr   Groanin?«
    Wie jeder gute Butler hatte Groanin eine Liste bei der Hand. »Handys, Akkus, Erste-Hilfe-Ausrüstung, Wasser, Teebeutel, Taschenlampen, Regenschirm, Erfrischungstücher, Hundefutter – 56   Dosen   –, Toilettenpapier, Babynahrung – 56   Gläser   –, Pfefferminzkuchen, arabische Sandwiches   … das ist alles, denke ich.«
    »Regenschirm?«, rief John. »Warum denn einen Regenschirm?«
    »Für den Fall, dass es regnet, natürlich.«
    »In der Wüste regnet es doch nicht«, lachte John.
    »Ich glaube, da bist du falsch informiert«, sagte Groanin. »Es regnet
überall
. Lieber darauf vorbereitet sein, sage ich immer.«
    »Habt ihr nicht was vergessen?«, sagte Nimrod und reichte John die Übersetzung der Bellili-Rollen durch das offene Wagenfenster. »Enos Buch!«
    »Ja«, lächelte John. »
Das
brauchen wir dringend.«
     
    Sie fuhren zuerst durch die Vororte von Amman. Kurz darauf entdeckte John ein Schild, auf dem die Entfernung bis Samarra mit 500   Kilometern angegeben war. Eine Fahrt von sechs bis sieben Stunden lag vor ihnen. Bei dem Tempo, das Darius vorlegte, vielleicht weniger. Der irakische Junge fuhr sehr geschickt, fand John, obwohl er auf mehreren Exemplaren irakischer Telefonbücher saß, damit er über das Armaturenbrett sehen konnte. Man hatte auch andere Veränderungen an dem Mercedes vorgenommen, um Darius das Fahren zu erleichtern. Am Schalthebel war als Verlängerung der untere Teil eines Golfschlägers befestigt, und die Pedale waren von einem findigen Mechaniker mit Hilfe mehrerer Kaffeedosen erhöht worden. Als der Morgen dämmerte, kamen sie auf die Wüstenstraße. Sie fuhren durch baumloses Gebiet, das einer Marslandschaft glich, und hier drückte Darius erst wirklich aufs Gas.
    »Muss er denn so schnell fahren?«, nörgelte Groanin.
    »Ich bin sehr guter Fahrer«, lachte Darius, tippte an ein Fotovon Michael Schumacher, das als Talisman am Rückspiegel baumelte – und erhöhte sein Tempo. »Sehen Sie? Sehr schnell. Wie Schumacher, oder nicht?«
    Groanin stöhnte laut, dann lehnte er sich zurück und machte sich zum Trost über ein Gläschen Schweinebraten mit Apfelsauce her.
    »Wann hast du den Führerschein gemacht?«, fragte John.
    Der irakische Junge lachte ihn an. »Welchen Führerschein? Ich keinen Führerschein. Ich muss Familie ernähren. Mutter und vier Schwestern. Kein Führerschein nötig.«
    Groanin stöhnte noch einmal. Schließlich verschanzte er sich hinter seiner zwei Tage alten Zeitung und versuchte zu ignorieren, was auf dem Vordersitz geschah.
    Ihr Auto war nicht das einzige auf der Fahrt nach Bagdad. Schon seit Amman hielten sich drei weiße Range Rover hinter ihnen, in denen mehrere westliche Journalisten und Fotografen samt ihren gut bewaffneten Bodyguards saßen. Darius nickte in den Rückspiegel. »Sie wollen uns einholen«, sagte er strahlend. »Vielleicht ich soll sie abhängen?«
    »Himmel, nein«, sagte Groanin. »In der Gruppe ist man bestimmt sicherer.«
    »Nicht hier in Wüste«, sagte Darius. »Gruppe vielleicht sicher in England oder Amerika. Aber hier Gruppe ist nur größeres Ziel. Besser allein fahren. Meine ich.«
    »Und ich meine nicht«, protestierte Groanin. »Genauer gesagt: Fahr mal kurz an die Seite und warte, ob sie stehen bleiben. Vielleicht haben sie eine aktuellere Zeitung dabei.«
    »Okay«, sagte Darius. »Sie sind Boss. Aber ist besser, denke ich, wir fahren bis Safawi und halten dort an.«
    Safawi war ein jordanischer Anlaufpunkt für Trucker – ein Ort, an dem die Fahrer schwerer Sattelschlepper sich einen Schluck zu trinken und einen Happen zu essen kauften, einen Kebab oder arabisches Fladenbrot aus einer der vielen Straßenbäckereien.
    Darius bog von der Straße ab und blieb vor einer provisorischen Tankstelle stehen. Die drei Range Rover taten das Gleiche und eine Schar Männer und Frauen stiegen aus. Eine von ihnen, eine hübsche, aber kaltblütig wirkende Frau, kam auf John zu, während die Fahrer tankten und Groanin sich

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