Die Kinder des Kapitän Grant
Gefährt, welches auch keine Federn hatte, bot keinerlei Bequemlichkeit, doch man mußte es nehmen, wie es eben war. John Mangles ließ es, da er an seiner Construction im Ganzen nichts zu ändern vermochte, wenigstens im Innern so gut als möglich herstellen. Zunächst theilte man es mittels einer Bretterwand in zwei Theile. Die hintere Abtheilung war zur Aufnahme des Proviants, des Gepäcks und Mr. Olbinetis tragbaren Herdes bestimmt; die vordere war ganz den Frauen zugetheilt. Unter den Händen des Zimmermanns verwandelte sich diese in ein bequemes Zimmerchen, das mit einem dicken Teppich belegt, mit einer Toilette ausgestattet und mit zwei für Lady Helena und Miß Mary bestimmten Lagerstätten versehen war. Dicke Ledervorhänge schlossen dasselbe, wenn es nöthig war, ab und schützten es gegen die kalte Nachtluft. Zur Noth konnten bei Platzregen auch die Männer darin eine Zuflucht finden, aber gewöhnlich sollten diese die Zeit während des Lagerns unter dem Schutz eines Zeltes verbringen. John Mangles war darauf bedacht, in dem engen Raume alles für zwei Frauen Nothwendige unterzubringen, was ihm auch gelang. Lady Helena und Miß Grant sollten in diesem fahrenden Stübchen die bequemen Cabinen des Duncan nicht allzu sehr vermissen.
Was die Herren betraf, so lag die Sache sehr einfach: sieben kräftige Pferde waren für Lord Glenarvan, Paganel, Robert Grant, Mac Nabbs, John Mangles und die beiden Seeleute Wilson und Mulrady bestimmt, die ihren Herrn bei dieser neuen Expedition begleiteten. Ayrton hatte natürlich seinen Sitz auf dem Bocke des Wagens, und Mr. Olbinett, der zum Reiten nicht viel Lust hatte, richtete sich in dem Bagageraum ganz gut ein.
Pferde und Ochsen weideten auf den Wiesen der Ansiedelung und konnten im Augenblick der Abreise schnell zusammengeholt werden.
Nachdem John Mangles seine Anordnungen getroffen und seine Weisungen hinterlassen hatte, kehrte er mit der irischen Familie, welche Lord Glenarvan ihren Besuch abstatten wollte, an Bord zurück. Ayrton hatte es für passend erachtet, sich ihnen anzuschließen, und um vier Uhr kamen John Mangles und seine Begleiter in den Salon des Duncan.
Sie wurden mit offenen Armen empfangen. Glenarvan bot ihnen ein Mittagsmahl an Bord an. Er wollte an Höflichkeit nicht zurückstehen, und seine Gäste nahmen gern die Erwiderung ihrer australischen Gastfreundschaft in dem Salon der Yacht an. Paddy O’Moore war ganz verwundert. Die Ausstattung der Kajüten, die Tapeten und Teppiche, die ganze Verkleidung von Ahorn und Palisander erregten sein Staunen. Ayrton dagegen schenkte diesen überflüssigen Kostbarkeiten nur einen mäßigen Beifall.
Dagegen prüfte der Quartiermeister der Britannia die Yacht mehr von seemännischem Gesichtspunkte; er durchsuchte sie bis auf den Grund des Schiffsraumes; er stieg zu dem Gemach der Schraube hinab, beobachtete die Maschine, unterrichtete sich über ihre effective Stärke, er durchstöberte die Kohlenbehälter, die Kombüse, den Pulvervorrath; er interessirte sich vorzüglich für das Waffenmagazin, für die Kanone auf dem Vordercastell und ihre Tragweite. Glenarvan hatte es mit einem Manne zu thun, der seine Sache verstand; er hörte das aus den Einzelfragen Ayrton’s. Dieser beschloß endlich seinen Rundgang mit der Besichtigung der Masten und der Takelage.
»Sie haben da ein schönes Schiff, Mylord, sagte er.
– Wenigstens ein gutes, erwiderte Glenarvan.
– Und sein Tonnengehalt?
– Es mißt zweihundertzehn Tonnen.
– Werde ich mich sehr täuschen, fuhr Ayrton fort, wenn ich sage, daß der Duncan bei vollem Dampfe bequem seine fünfzehn Knoten läuft?
– Sagen Sie siebenzehn, versetzte John Mangles, und Sie werden richtiger rechnen.
– Siebenzehn! rief der Quartiermeister, dann kann er aber von keinem Kriegsschiffe, und ich spreche von den besten, die es giebt, eingeholt werden.
– Von keinem! erwiderte John Mangles, der Duncan ist eine wahre Schnellyacht, die sich in keiner Art der Fahrt besiegen lassen würde.
– Auch nicht beim Segeln? fragte Ayrton.
– Auch dabei nicht!
– Nun, Mylord, und Sie, Kapitän, empfangen Sie die Complimente eines Seemannes, der es weiß, was ein Schiff werth ist.
– Schön, Ayrton, erwiderte Glenarvan, so bleiben Sie bei unserm Schiffe, und es wird ganz von Ihnen abhängen, daß es auch das Ihrige sei.
– Ich werde darauf bedacht sein«, entgegnete einfach der Quartiermeister.
Jetzt kam Mr. Olbinett, um Sr. Herrlichkeit zu melden, daß die Mahlzeit
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