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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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an, und möchte sogleich darüber verhandelt haben, was nun zu thun angemessen sei. Ihre Ansichten, Ayrton, sind für uns von besonderem Werthe, und ich würde Ihnen sehr verbunden sein, wenn Sie uns dieselben mittheilten.«
    Nach einigen Augenblicken Ueberlegung erwiderte Ayrton:
    »Ich danke Ihnen sehr, Mylord, für das Zutrauen, welches Sie mir schenken, und hoffe mich dessen würdig zu zeigen. Ich habe einige Kenntniß von dem Lande, von den Sitten der Eingeborenen, und wenn ich Ihnen nützlich sein kann …
    – Ganz gewiß, unterbrach ihn Glenarvan.
    – Ich glaube so wie Sie, nahm Ayrton wieder das Wort, daß sich der Kapitän Grant mit seinen zwei Matrosen aus dem Schiffbruche gerettet hat; da sie aber die englischen Besitzungen nicht erreicht haben und nicht wieder aufgetaucht sind, so bezweifle ich nicht, daß auch sie mein Loos ereilt hat und sie die Gefangenen eines Stammes wilder Ureinwohner sind.
    – Sie wiederholen da, Ayrton, sagte Glenarvan, dieselben Gründe, welche ich schon erwogen habe. Offenbar sind die Schiffbrüchigen Gefangene von Eingeborenen, so wie sie es auch befürchteten. Ist man aber zu der Annahme berechtigt, daß Jene auch, wie Sie, nordwärts vom siebenunddreißigsten Breitengrade weggeschleppt worden sind?
    – Das ist anzunehmen, mein Herr, antwortete Ayrton; die feindlichen Stämme wohnen nicht in der Nachbarschaft der unter englischer Herrschaft stehenden Districte.
    – Das würde unsere Nachforschungen freilich sehr erschweren, sagte Glenarvan ganz betroffen. Wie soll man die Spuren der Gefangenen im Innern eines so großen Landes wiederfinden?«
    Ein längeres Schweigen folgte dieser Betrachtung. Lady Helena fragte mit den Augen Einen ihrer Gefährten nach dem Andern, ohne eine Antwort zu erlangen. Selbst Paganel blieb ganz gegen seine Gewohnheit stumm. Sein gewöhnlicher Scharfsinn ließ ihn im Stiche. John Mangles durchmaß mit großen Schritten den Saal, als ob er auf dem Verdeck seines Schiffes irgendwie in Verlegenheit gewesen wäre.
    »Und Sie, Herr Ayrton, sagte endlich Lady Helena zu dem Matrosen, was würden Sie thun?
    – Madame, erwiderte lebhaft der Gefragte, ich würde mich wieder an Bord des Duncan einschiffen und direct nach dem Orte des Schiffbruchs begeben. Dort würde ich nach den Umständen handeln und vielleicht nach den Fingerzeigen, die der Zufall darbietet.
    – Gut, sagte Glenarvan, aber wir werden warten müssen, bis der Duncan reparirt ist.
    – Ah, Sie haben Havarie erlitten? fragte Ayrton.
    – Ja, erwiderte John Mangles.
    – Schwere?
    – Nein, die Schäden machen aber Werkzeuge nöthig, welche wir nicht an Bord haben. Einer der Schraubenflügel hat sich verbogen, und das kann nur in Melbourne wieder ausgebessert werden.
    – Können Sie dahin nicht segeln? fragte der Quartiermeister.
    – Ja wohl; aber wenn wir nur ein wenig widrigen Wind hätten, würden wir bis zur Twofold-Bai sehr lange Zeit brauchen; jedenfalls muß das Schiff wieder nach Melbourne.
    – Nun gut, rief da Paganel, so gehe es nach Melbourne, wir gehen ohne dasselbe zur Twofold-Bai.
    – Und wie? fragte John Mangles.
    – Wir reisen durch Australien, wie wir zuvor durch Amerika gezogen sind, immer längs dem siebenunddreißigsten Breitengrade.
    – Aber der Duncan? warf Ayrton ein, der dabei ganz eigenthümlich beharrte.
    – Der Duncan wird uns wiedertreffen, oder wir den Duncan, je nach den Umständen. Wird der Kapitän Grant auf unserm Wege aufgefunden, so kehren wir zusammen nach Melbourne zurück. Haben wir dagegen unsere Nachforschungen bis zur Küste fortzusetzen, so wird uns der Duncan dort treffen. Wer hat Etwas an diesem Plane auszusetzen? Vielleicht der Major?
    – Nein, erwiderte Mac Nabbs, wenn die Reise durch Australien ausführbar ist.
    – Sie ist so leicht ausführbar, daß ich Lady Helena und Miß Grant einlade, uns zu begleiten.
    – Sprechen Sie im Ernste, Paganel? fragte Glenarvan.
    – Ganz im Ernste, mein bester Lord. Es ist das eine Reise von dreihundertundfünfzig (englischen) Meilen, nicht mehr! Bei zwölf Meilen täglich dauert sie kaum einen Monat, d.h. gerade so lange, als für die Reparaturen des Duncan Zeit nöthig ist. Ja, wenn es sich darum handelte, das australische Festland unter niedrigerer Breite zu durchmessen, wenn man da, wo es seine größte Breite hat, auf geradem Wege hindurchgehen, jene ungeheuren wasserarmen Wüsten mit ihrer fürchterlichen Hitze passiren, und überhaupt das unternehmen müßte, was die kühnsten Reisenden noch

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