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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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selbst hineinzugelangen, um Zeit zu gewinnen, wie er sagte. Glenarvan stimmte ihm bei, Paganel aber, der auf alles Neue begierig war, wünschte Carlsbrook zu besuchen. Man ließ ihn gewähren, und der Wagen fuhr langsam weiter.
    Paganel nahm, wie er immer zu thun pflegte, Robert mit sich. Sein Besuch der Stadt war nur kurz, doch genügte er, ihm eine genaue Vorstellung von den australischen Städten zu geben. Es befand sich dort eine Bank, ein Justizpalast, ein Markt, eine Schule, eine Kirche und etwa hundert ganz gleichmäßige Steingebäude. Alles das war in einem regelmäßigen Viereck untergebracht, welches von parallel laufenden Straßen, ganz nach englischer Weise, durchschnitten wurde. Es giebt nichts Einfacheres, aber auch nichts Trostloseres. Vermehrt sich die Stadt, so verlängert man die Straßen, wie die Höschen eines Kindes, wenn es wächst, und so wird die anfängliche Symmetrie in keiner Weise gestört.
    In Carlsbrook herrschte eine rege Thätigkeit, das bemerkenswerthe Kennzeichen aller dieser Städte von gestern. Die Städte scheinen in Australien, wie die Bäume, unter der Sonnenhitze aufzuschießen. Beschäftigte Leute durcheilten die Straßen; Goldversender drängten sich an den Landungsbureaux; das kostbare Metall, das von eingeborenen Polizisten begleitet wurde, kam von Bentigo und vom Berg Alexander.
    Alle diese von eigenem Interesse gereizten Leute hatten nur ihre Angelegenheiten im Kopfe, und die Fremden gingen ganz unbeachtet mitten durch diese geschäftige Bevölkerung.
    Nach einstündigem Aufenthalt in Carlsbrook schlossen sich die Besucher ihren Genossen auf einem sorgfältig cultivirten Felde wieder an. Darauf folgten lange Prairien, welche unter dem Namen »
Low lewel plains
« bekannt sind, mit unzähligen Schafheerden und Schäferhütten. Dann kam wieder Wüstenei, ohne allen Uebergang, in einer der australischen Natur eigenthümlichen Schroffheit. Die Simpson-Hügel und der Tarrangower-Berg bezeichneten die Spitze, in welche der District Loddo im Süden auf dem hundertvierundvierzigsten Längengrade ausläuft.
    Bis dahin hatte man noch keine im Zustande der Wildniß lebenden Eingeborene getroffen. Glenarvan legte sich die Frage vor, ob die Australier in Australien wohl ebenso fehlen möchten, wie die Indianer in den argentinischen Pampas. Paganel belehrte ihn jedoch, daß die Wilden unter dieser Breite die Ebenen des Murray, welche hundert Meilen weiter östlich liegen, bevölkern.
    »Wir nähern uns dem Goldlande, sagte er. Noch vor Verlauf zweier Tage werden wir durch die reiche Gegend am Berg Alexander kommen, wohin sich im Jahre 1852 der Schwarm der Goldgräber wendete. Die Ureinwohner mußten in die Wüsten des Innern entweichen. Wir befinden uns, ohne daß es den Anschein hat, in civilisirtem Lande, und unser Weg muß noch heute die Eisenbahn schneiden, welche den Murray und das Meer verbindet. Nun, meine Freunde, braucht man es noch auszusprechen, eine Eisenbahn in Australien, das ist doch ein erstaunlich Ding!
    – Und warum, Paganel, fragte Glenarvan.
    – Warum?! Weil das nicht zusammenpaßt! O, ich weiß recht wohl, daß Ihr Anderen, gewohnt, entlegene Besitzungen zu colonisiren, die Ihr elektrische Telegraphen und allgemeine Ausstellungen in Neu-Seeland habt, das sehr einfach finden werdet! Das stört aber den Geist eines Franzosen, wie ich es bin, und verwirrt alle seine Anschauungen über Australien.
    – Weil Ihr Blick auf die Vergangenheit, und nicht auf die Gegenwart gerichtet ist, sagte John Mangles.
    – Zugestanden! antwortete Paganel; aber Locomotiven, welche durch die Wüste keuchen und Dampfwolken, die sich in den Zweigen der Mimosen, Eucalypten, Echidneen und Ornythorhynchen verlieren, Kasuare, die vor einem Eilzuge fliehen, und Wilde, die den Expreßzug drei Uhr dreißig Minuten benutzen, um von Melbourne nach Kyneton, Castlemaine, Sandhurst oder Echuca zu fahren, das setzt jeden Andern, als einen Engländer oder Amerikaner, in Erstaunen. Mit dem Dampfwagen entflieht die Poesie der Wüste.
    – Immerzu, wenn der Fortschritt dafür einzieht!« antwortete der Major. Da unterbrach ein greller Pfiff die Unterhaltung. Die Reisenden waren kaum noch eine Meile von dem Schienenwege entfernt. Eine von Süden kommende und nur mäßig schnell fahrende Locomotive hielt genau an dem Kreuzungspunkte des Schienenstranges und des von dem Wagen verfolgten Weges.
    Diese Eisenbahn verband, wie Paganel gesagt hatte, die Hauptstadt Victoria mit dem Murraystrome, dem größten

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