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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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erschien die Sonne wieder am Horizont.
    Seinerseits fürchtete Glenarvan nur, Ayrton möge allein zurückkommen. Aus Mangel an Werkleuten konnte dann der Wagen nicht weiter fahren. Es gab dann vielleicht einen Aufenthalt von einigen Tagen, und Glenarvan, voll ungeduldiger Begierde, seinen Zweck zu erreichen, wollte durchaus keine Verzögerung.
    Ayrton hatte glücklicher Weise weder Zeit, noch Wege verloren. Am andern Morgen erschien er schon ganz frühzeitig. Ihn begleitete ein Mann, der sich für den Hufschmied der Black-Point-Station ausgab. Es war ein starker, hochgewachsener Kerl, aber von niedrigem, thierischem Aussehen, das keineswegs für ihn einnahm. Verstand er nur sein Handwerk, so machte das hier ja Nichts aus. Jedenfalls sprach er nur wenig, und sein Mund machte keine unnützen Worte.
    »Ist’s denn ein brauchbarer Handwerker? fragte John Mangles den Quartiermeister.
    – Ich kenne ihn nicht mehr, als Sie, Kapitän, antwortete Ayrton. Wir werden es ja sehen.«
    Der Schmied ging an’s Werk. Es war ein Mann von Fach, man sah es an der Art und Weise, wie er den Vordertheil des Wagens reparirte. Er arbeitete geschickt und mit ungewöhnlicher Kraft. Der Major machte die Beobachtung, daß sich an seinen aufgeriebenen Handgelenken ein schwärzlicher Ring von ausgetretenem Blute zeigte, der ein Beweis einer neuerlichen Verwundung war und von den Aermeln eines schlechten wollenen Hemdes nur unvollkommen verdeckt wurde. Mac Nabbs fragte den Hufschmied nach der Ursache dieser Hautwunden, welche doch sehr schmerzhaft sein müßten. Der aber antwortete nicht, sondern setzte seine Arbeit fort. Zwei Stunden nachher waren die Beschädigungen des Wagens wieder hergestellt. Glenarvan’s Pferd war schnell besorgt. Der Schmied hatte vollkommen vorbereitete Hufeisen mitgebracht, welche eine Eigenthümlichkeit darboten, die dem Major nicht entgehen konnte. Diese bestand in einem roh zugehauenen Kleeblatt in deren vorderen Theile. Mac Nabbs zeigte es Ayrton.
    »Es ist das Zeichen von Black-Point, erwiderte der Quartiermeister. Es gestattet, die Spur der Pferde zu verfolgen, welche sich von der Station entfernen, um diese nicht mit der von andern zu verwechseln.«
    Bald waren die Eisen an den Hufen des Pferdes befestigt Dann verlangte der Schmied seine Bezahlung und ging weg, ohne vier Worte gesprochen zu haben.
    Eine halbe Stunde später waren die Reisenden wieder unterwegs. Jenseit der Mimosengebüsche erstreckte sich ein weiter, unbewachsener Raum, der seinen Namen »
open plain
« mit Recht verdiente. Einige Trümmer von Quarz und eisenhaltigem Gestein lagen da und dort zwischen dem Gebüsch, dem hohen Grase und den Umzäunungen, in denen sich zahlreiche Heerden aufhielten. Einige Meilen weiter sanken die Räder des Wagens tief im sumpfigen Boden ein, über dem ungleichmäßig fließende Bäche murmelten, welche halb hinter riesigem Röhricht verdeckt waren. Dann zog man an ausgedehnten Salzlagunen, die im vollen Verdunsten waren, vorbei. Die Reise ging ohne Mühe und wie hinzuzufügen ist, ohne Langeweile vorwärts.
    Lady Helena lud die Herren ein, sie nach einander zu besuchen, denn ihr Salon war ausnehmend klein. Jeder erholte sich so von der Anstrengung des Reitens und vergnügte sich an der Unterhaltung mit dieser liebenswürdigen Frau. Lady Helena machte, unterstützt von Miß Grant, in ihrem wandernden Salon mit aller Anmuth die Honneurs.
     

    Ein entsetzlicher Eisenbahnunfall. (S. 373.)
     
    John Mangles wurde bei diesen täglichen Einladungen natürlich nicht vergessen, und seine etwas ernsthafte Unterhaltung mißfiel keineswegs; im Gegentheil.
    So kreuzte man diagonal die Poststraße von Crowland nach Horsham, einen sehr staubigen, von Fußgängern wenig benutzten Weg. Dann streifte man am Ende der Grafschaft Talbot eine Gruppe niedriger Hügel, und am Abend kam die Gesellschaft drei Meilen oberhalb Maryborough an. Ein seiner Regen, der in jedem andern Lande den Boden durchweicht hätte, fiel nieder; hier verzehrte die Luft so vollkommen und schnell alle Feuchtigkeit, daß das Nachtlager nicht belästigt wurde.
    Am andern Tage, den 29. December, wurde die Reise durch eine Reihe kleiner Berge, welche eine Miniatur-Schweiz bildeten, etwas verzögert. Immer ging es hinauf und herab und gab es sehr unangenehme Stöße. Die Reisenden machten deshalb einen Theil des Weges zu Fuße.
    Um elf Uhr kam man in Carlsbrook, einer ziemlich beträchtlichen Stadt, an. Ayrton war der Ansicht, um die Stadt herumzufahren, ohne

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