Die Kinder des Kapitän Grant
die ihm seine Erfahrungen als Wegbahner an die Hand gaben. Seine Freunde, der Naturforscher Waterhouse, seine früheren Begleiter Thring, Kekwick, sodann Woodforde, Auld, zehn im Ganzen, vereinigten sich mit ihm. Er nahm zwanzig amerikanische Lederschläuche mit, von denen jeder sieben Gallonen hielt, und am 5. April 1862 befand sich die Expedition am Newcastle-Water beisammen, jenseits des achtzehnten Breitengrades, an demselben Punkte, über den Stuart nicht hatte hinauskommen können. Seine Reiseroute folgte ungefähr dem hundertundeinunddreißigsten Meridian, und wich demgemäß sieben Grad westlich von der Burke’s ab.
Das Becken des Newcastle-Waters sollte als Basis neuer Forschungen dienen. Vergeblich versuchte Stuart durch dichte Wälder von Norden nach Nordosten vorzudringen. Dieselbe Erfolglosigkeit, westlich den Victoriafluß zu erreichen; undurchdringliche Gebüsche versperrten jeden Ausgang. Stuart entschloß sich nun, sein Lager zu wechseln, und es gelang ihm, dasselbe ein wenig weiter nach Norden in die Sümpfe des Hower zu verlegen. Von dort nun, nach Osten zu, traf er inmitten von Grasflächen auf den Dailybach, an welchem er ungefähr dreißig Meilen weit hinauszog.
Die Gegend wurde prachtvoll; ihre Weiden würden einem Squatter das Herz erfreut und ein Vermögen gebracht haben; die Eucalypten wuchsen dort bis zu einer erstaunlichen Höhe. Stuart drang immer weiter und erreichte die Ufer des Strangway-Flusses und des Ropers-Creek, den Leichhardt entdeckt hat; ihre Gewässer flossen rings unter Palmen, welche dieser Tropengegend entsprachen. Hier lebten Stämme von Eingeborenen, welche die Naturforscher freundlich aufnahmen. Von diesem Punkte aus nahm die Expedition ihre Richtung nach Nord-Nordwesten, und versuchte durch ein Terrain von Sandstein-und eisenhaltigen Felsen die Quellen des Adelaideflusses zu finden, welcher sich in den Golf Van-Diemens ergießt.
Darauf zog sie durch das Arnhem-Land, rings umgeben von Kohl-Palmen, Bambus, Pinien und Pendanis. Der Adelaide wurde breiter, seine Ufer sumpfig; man war dem Meere nahe.
Dienstag, den 22. Juli, lagerte Stuart in den Sümpfen des Fresh-Water; hier setzten ihn zahllose Bäche, die den Weg abschnitten, in Verlegenheit. Er schickte drei seiner Gefährten aus, um eine Furth aufzusuchen; am nächsten Tage erreichte er, nachdem er bald hemmende Buchtenflüßchen umgehen mußte, bald in kothigen Morästen stecken blieb, einige höher gelegene grasbewachsene Ebenen, die mit Gruppen von Gummi-und faserrindigen Bäumen bedeckt waren. Hier fanden sich Schaaren von Gänsen, Ibis und anderen äußerst scheuen Wasservögeln, die umherflatterten. Von Eingeborenen traf man wenige oder keine, nur in der Ferne sah man den Rauch aus den Lagern aufsteigen.
Am 24. Juli, neun Monate nach seiner Abreise von Adelaide, brach Stuart um acht Uhr zwanzig Minuten morgens nach Norden zu auf, um das Meer noch am selben Tage zu erreichen; das Land steigt da leicht an, mit Eisenerzen und vulkanischem Gestein bedeckt; die Bäume werden kleiner und man sieht ihnen an, daß sie dem Seeufer angehören; ein weites Thal angeschwemmten Landes zeigt sich, das jenseits durch dichtes Gesträuch verdeckt ist. Stuart hört deutlich das Tosen der brandenden Wellen; doch sagt er seinen Gefährten Nichts. Man dringt in einen von Ranken wilder Reben versperrten Schlag. Noch einige Schritte, da sind sie am Ufer des Indischen Oceans! ›Das Meer! Das Meer!‹ ruft Thring voll Erstaunen aus. Die Anderen laufen herbei, und drei weitschallende Hurrahs begrüßen den Indischen So war man zum vierten Male quer durch das Festland gedrungen.
Seinem, dem Gouverneur, Sir Richard Macdonnell, gegebenen Versprechen gemäß, badete Stuart seine Füße, und wusch sich das Gesicht und die Hände in den Meeresfluthen. Dann kehrte er in das Thal zurück und schnitt in einen Baum die Anfangsbuchstaben seines Namens J.M.D.S. ein. Ein Lager wurde neben einem kleinen Loch mit fließendem Wasser aufgeschlagen.
Am nächsten Tage ging Thring aus, um zu untersuchen, ob man in südwestlicher Richtung die Mündung des Adelaideflusses erreichen könne; doch war der Boden für die Füße der Pferde zu sumpfig; man mußte darauf verzichten.
Stuart wählte nun in einer Lichtung einen hochstehenden Baum aus. Er schnitt die niedrigen Zweige ab, und ließ vom Gipfel die australische Flagge wehen. In die Rinde des Baumes wurden folgende Worte geschnitten:
›Einen Fuß südlich von hier grabe den Boden
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