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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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gefunden wird. Nichts fehlte an dieser glänzenden Sammlung edler Steine, und das Gold zu ihrer Fassung war ja nicht weit zu suchen. Außer daß man sie alle schon gefaßt gewünscht hätte, blieb wirklich nichts zu wünschen übrig.
    Glenarvan verabschiedete sich von dem Inspector der Bank mit herzlichem Danke für seine Freundlichkeit, von der sie so ausgedehnten Gebrauch gemacht hatten. Dann wurde der Besuch der Placers fortgesetzt.
    So wenig auch Paganel an den Schätzen dieser Welt hing, so that er doch keinen Schritt, ohne diesen freigebigen Boden mit den Blicken zu mustern. Er unterlag der Versuchung, und die Neckereien seiner Begleiter vermochten das nicht zu ändern. Jeden Augenblick bückte er sich und hob einen Kiesel auf, ein Stückchen Erz oder verwitterten Quarz; er prüfte sie aufmerksam und warf sie dann verächtlich weg. Das dauerte während des ganzen Spazierganges fort.
    »He, Paganel, fragte ihn der Major, haben Sie Etwas verloren?
    – Gewiß, entgegnete Paganel, man hat in diesem an Gold und Edelsteinen reichen Lande immer verloren, was man nicht gefunden hat. Warum sollte ich nicht gern ein kleines Gewicht von einigen Unzen, oder auch ein solches von einigen zwanzig Pfund mit wegnehmen.

    – Und was thäten Sie damit, mein werther Freund? sagte Glenarvan.
    – O, darum würde ich nicht verlegen sein, erwiderte Paganel, ich würde es meinem Vaterlande widmen. Ich deponirte es bei der Bank von Frankreich …
    – Die es auch annehmen sollte?
    – Gewiß, in Form von Eisenbahnobligationen!«
    Man beglückwünschte Paganel wegen der Art und Weise, wie er seinen etwaigen Goldfund »seinem Heimatlande widmen« werde, und Lady Helena wünschte ihm, den größten Nugget der Welt zu finden.
    Immer scherzend durchzogen so die Reisenden den größten Theil des in Abbau befindlichen Terrains. Ueberall ging die Arbeit regelmäßig, mechanisch, aber ohne allen Eifer von statten.
    Nach zweistündigem Spaziergange machte Paganel auf ein sehr anständig erscheinendes Gasthaus aufmerksam, wo er auszuruhen und die Zeit bis zum Wiedereintreffen des Wagens abzuwarten vorschlug. Lady Helena stimmte zu, und da es in einem Gasthause nicht ohne Erfrischungen abgeht, so ließ Paganel den Gastwirth einige landesübliche Getränke auftragen.
    Man brachte für jede Person einen »Nobler«. Ein Nobler aber ist ein ganz ehrlicher Grog, nur ein umgekehrter. Statt daß nämlich ein kleines Glas Branntwein in ein großes Glas Wasser gegeben wird, nimmt man hierbei ein kleines Glas Wasser zu einem großen Glase Branntwein, versetzt es mit Zucker und trinkt es. Das war doch etwas zu australisch, und zum großen Erstaunen des Gastwirths ward der Nobler, gekühlt durch eine große Flasche Wasser, zum gewöhnlichen englischen Grog.
    Dann plauderte man von den Minen und Minirern. Trotzdem Paganel von dem Gesehenen sehr befriedigt war, meinte er doch, daß es früher, in den ersten Jahren der Ausbeutung des Alexander-Berges, weit merkwürdiger ausgesehen haben müsse.
    »Die Erde war damals, sagte er, siebartig durchlöchert, von einer Legion emsiger Ameisen, und welcher Ameisen, angegriffen! Alle Emigranten hatten deren Begierde, aber nicht deren Vorsicht. Das Gold wurde in Thorheiten weggeworfen. Man vertrank, man verspielte es, und das Gasthaus, wo wir uns befinden, war ›eine Hölle‹, wie man früher sagte. Der Fall der Würfel führte zu Messerstreitigkeiten. Die Polizei vermochte Nichts dagegen, und manchmal mußte der Gouverneur der Colonie mit den regulären Truppen gegen die empörten Goldgräber ausrücken. Doch gelang es ihm, sie zur Vernunft zu bringen; er verlieh jedem Goldgräber ein Patent, welches indeß nicht ohne Mühe zu erhalten war, und so waren Alles in Allem die Unordnungen hier geringer, als in Californien.

    – Kann denn, fragte Lady Helena, Jedermann das Geschäft als Minengräber treiben?
    – Ja, Madame, dazu braucht man keinen akademischen Grad. Es genügen schon ein Paar tüchtiger Arme. Die vom Elend getriebenen Abenteurer kamen bei den Minen meist ohne alles Geld an; die Reichen mit einer Axt, die Armen mit einem Messer; Alle brachten zu der Arbeit aber einen Feuereifer mit, den sie einer gewöhnlichen ehrlichen Beschäftigung gewiß nicht gewidmet hätten. Der Anblick dieser Goldfelder war einzig in seiner Art! Der Boden war bedeckt mit Zelten, mit Pfortsegeln, kleinen Hütten und Baracken aus Lehm, aus Brettern und aus Laubwerk. In der Mitte ragte das Zelt des Gouvernements, mit der britischen

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