Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Helena mit ihrem herzgewinnenden Ton.
    – Madame, und mein Auftrag?
    – Ich sage Ihnen, daß wir durch die Magelhaen’sche Straße fahren werden, fuhr Glenarvan fort.
    – Mylord, Sie bringen mich in Versuchung.
    – Ich füge bei, daß wir Port Famine besuchen werden!
    – Port Famine, rief der Franzose, dieser in den Annalen der Geographie so berühmte Hafen!
    – Bedenken Sie auch, Herr Paganel, fuhr Lady Helena fort, daß Sie bei dieser Unternehmung berechtigt wären, den Namen Frankreichs dem Schottlands zuzugesellen!
    – Ja, ohne Zweifel!
    – Ein Geograph kann unserer Unternehmung nützen, und was giebt’s Schöneres, als die Wissenschaft der Humanität zu Gebot zu stellen?
    – Das war ein schöner Gedanke, Madame.
    – Glauben Sie mir. Lassen Sie den Zufall walten, oder vielmehr die Vorsehung. Folgen Sie unserem Beispiel. Sie hat uns jenes Document zugesendet, und wir sind abgereist. Sie hat Sie an Bord des Duncan sich verirren lassen, nun verlassen Sie ihn nicht.
    – Soll ich’s Ihnen sagen, meine wackeren Freunde? fuhr dann Paganel fort, es wird Ihnen lieb sein, wenn ich bleibe!
    – Und Sie, Paganel, erwiderte Glenarvan, haben große Lust zu bleiben.
    – Das weiß Gott! rief der gelehrte Geograph, aber ich besorgte unbescheiden zu sein.«
Fußnoten
    1 Ein Faß von 416,37 Liter.
Neuntes Capitel.
Die Magelhaen’sche Meerenge.
    Es herrschte allgemeine Freude an Bord, als man Paganel’s Entschluß vernahm. Der junge Robert fiel ihm mit den lebhaftesten Aeußerungen um den Hals. Der würdige Secretär wäre beinahe zu Boden gefallen.
     

    »Ein derber Junge, sagte er, ich will ihn Geographie lehren.«
    Da nun John Mangles es übernommen hatte, ihn zum Seemann zu machen, Glenarvan zu einem Manne von Herz, der Major ihn Kaltblütigkeit lehrte, Lady Helena Güte und Edelmuth, Mary Grant Dankbarkeit gegen solche Lehrer, so war es klar, daß Robert dereinst ein vollendeter Gentleman werden mußte.
    Der Duncan nahm rasch seine Ladung Kohlen ein, verließ dann diese traurigen Gegenden, gewann die Strömung nach der brasilianischen Küste, und gelangte am 7. September mit der Gunst eines Nordwindes über den Aequator in die südliche Hemisphäre.
    Die Ueberfahrt geschah also ohne Schwierigkeit. Jeder hegte die beste Hoffnung. Bei dieser Fahrt zur Aufsuchung des Kapitän Grant schien die Wahrscheinlichkeit täglich zu steigen. Einer der zuversichtlichsten an Bord war der Kapitän. Dieses Vertrauen gründete sich hauptsächlich auf den Wunsch, der ihn beseelte, Miß Mary glücklich und getröstet zu sehen. Er fühlte ganz besondere Theilnahme an diesem Mädchen, und er verbarg dieses Gefühl so wohl, daß, Mary Grant und ihn ausgenommen, ein Jeder an Bord des Duncan es bemerkte.
    Der gelehrte Geograph war vielleicht der glücklichste Mensch auf der südlichen Erdhälfte; er brachte seine Tage hin, die Karten zu studiren, womit er den Tisch des Versammlungszimmers bedeckte, so daß es täglich mit Olbinett Zwist gab, weil er den Tisch nicht decken konnte. Aber Paganel hatte alle Gäste auf seiner Seite, den Major ausgenommen, der für Geographie wenig Interesse hatte, zumal zur Essenszeit.
    Dazu noch hatte er im Koffer des Unterbefehlshabers eine Anzahl vereinzelter Bücher entdeckt, worunter sich auch spanische befanden. Paganel entschloß sich daher, die Sprache des Cervantes zu lernen, welche Niemand an Bord verstand. Das mußte seinen Untersuchungen im Uferland von Chili förderlich sein. Da er viel Sprachverständniß hatte, so zweifelte er nicht, daß er bei der Ankunft zu Concepcion geläufig werde sprechen können. Daher studirte er mit ausdauerndem Eifer, und man hörte ihn beständig fremdartige Sylben murmeln.
    Während dieser Mußestudien unterließ er nicht, dem jungen Robert praktische Belehrung zu ertheilen, und unterwies ihn in der Geschichte dieser Gegenden, welchen der Duncan so schnell zufuhr.
    Man befand sich am 10. September unter 5°37’ Breite und 31°15’ Länge, als Glenarvan Kenntniß von etwas bekam, was vielleicht die Gelehrtesten nicht wissen. Paganel erzählte die Geschichte Amerikas, und ging dabei bis auf Christoph Columbus zurück; zuletzt sagte er, der berühmte Genuese sei gestorben, ohne zu wissen, daß er eine neue Welt entdeckt habe.
    Alle Zuhörer schrieen auf. Paganel blieb bei seiner Behauptung.
    »Es ist so gewiß, als irgend Etwas, fuhr er fort. Ich will des Columbus Ruhm nicht herabsetzen, aber die Thatsache ist ausgemacht. Am Ende des fünfzehnten Jahrhunderts

Weitere Kostenlose Bücher