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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Geräusch vernommen, was ihn veranlaßte, noch einmal in die Hütte zurückzukehren und die Maoris zu beobachten. Auf ein Zeichen von ihm veranlaßte John Mangles auch Glenarvan, nicht weiter zu gehen.
    Es hatte sich nämlich ein Krieger, der ein ungewöhnliches Geräusch bemerkt haben mochte, erhoben und dem Waré-Atoua genähert. Zwei Schritte vor der Hütte lauschte er mit vorgeneigtem Kopfe. So stand er eine Minute lang, die eine Stunde zu währen schien, mit gespitztem Ohr und lauerndem Auge. Dann schüttelte er den Kopf, wie Jemand, der sich geirrt hat, ging zu seinen Stammesgenossen zurück, ergriff ein Stück trockenes Holz und warf es in das Feuer, welches davon neu aufflammte. Sein klar beleuchtetes Gesicht ließ keinen Verdacht, den er geschöpft hätte, erkennen, und nachdem er den ersten Tagesschimmer am Horizonte beobachtet hatte, legte er sich neben dem Feuer nieder, um seine erstarrten Glieder zu erwärmen.
    »Es geht nach Wunsch«, sagte Wilson.
    John gab Glenarvan ein Zeichen, weiter hinab zu steigen. Glenarvan glitt langsam die Böschung hinab, und bald faßte er mit Lady Helena festen Fuß auf dem Pfade, wo Robert sie erwartete.
    Das Seil wurde dreimal geschüttelt, und nun folgten Mary Grant, ihr voraus John Mangles auf dem gefährlichen Wege.
    Glücklich fanden sie die Vorausgegangenen in der von Robert bezeichneten Höhlung.
    Fünf Minuten später verließen alle dem Waré-Atoua glücklich entronnenen Flüchtlinge ihre vorläufige Zuflucht und schlugen sich, erst den bekannten Seeufern folgend, bald tiefer in die Berge. Sie gingen rasch und suchten vor Allem solche Punkte zu vermeiden, wo sie gesehen werden könnten. Sie sprachen kein Wort und huschten wie Schatten durch die Gesträuche. Wohin gingen sie? – Auf’s Geradewohl, aber sie waren doch frei!
     

    Gegen fünf Uhr begann es zu dämmern. (S. 631.)
     
    Gegen fünf Uhr begann der Tag zu dämmern. Bläuliche Streifen wurden zwischen den Wolken sichtbar. Die dunstigen Gipfel entkleideten sich der Morgennebel. Gleich mußte das Gestirn des Tages auftauchen, aber statt damit das Zeichen zu dem Blutgericht zu geben, konnte es nur die Flucht der Verurtheilten verrathen.
    Es galt also vor diesem verhängnißvollen Augenblicke außer dem Gesichtskreise der Wilden zu sein. Sie kamen leider nicht schnell vorwärts, denn oft waren die Wege unterbrochen. Lady Helena klomm, gehalten, um nicht zu sagen, getragen von Glenarvan’s Hand, die Abhänge hinan; Mary Grant stützte sich auf John Mangles’ Arm; Robert ging, glücklich, triumphirend, das Herz voller Freude über seinen Erfolg, voraus; die beiden Matrosen schlossen den Zug.
    Noch eine halbe Stunde und die Leuchte des Tages mußte auftauchen.
    Eine halbe Stunde lang marschirten die Flüchtlinge einfach geradeaus. Paganel war nicht da, um sie zu leiten, – Paganel, der Gegenstand ihrer Kümmerniß, dessen Abwesenheit einen dunklen Schatten in ihr Glück warf. Sie hielten sich indeß möglichst östlich und gingen einem prächtigen Morgenrothe entgegen. Bald hatten sie eine Höhe von fünfhundert Fuß über dem Taupo-See erreicht, und die Morgenkälte, welche auf dieser Höhe noch zunahm, machte sich auffallend bemerklich. Unbestimmte Formen von Hügeln und Bergen thürmten sich über einander auf, doch hatte Glenarvan nur den einen Wunsch, sich darin zu verlieren. Später würde er aus diesem Berglabyrinthe den Ausgang zu finden suchen.
     

    »Setzen Sie sich, lieber Lord.« (S. 636.)
     
    Endlich erschien die Sonne und sandte den Flüchtigen ihre ersten Strahlen entgegen.
    Plötzlich durchdrang ein schreckliches Geschrei die Luft. Es kam von dem Pah her, dessen Lage Glenarvan nicht mehr genau zu bestimmen vermochte. Zudem hinderte auch eine dichte Nebelwolke den Einblick in die tieferen Thäler.
    Daran konnten aber die Flüchtlinge nicht mehr zweifeln, daß ihre Flucht entdeckt war. Würden sie nun der Verfolgung der Eingeborenen entgehen? Waren sie bemerkt worden? Verriethen sie wohl ihre Spuren?
    In diesem Augenblicke lüftete sich der Nebel unter ihnen, umhüllte sie vorübergehend als feuchte Wolke, und bald bemerkten sie dreihundert Schritte unter sich die wahnsinnige Masse der Eingeborenen.
    Sie sahen diese, aber auch sie waren gesehen worden. Erneutes Geheul ertönte mit Bellen untermischt, und nachdem der ganze Stamm vergeblich versucht hatte, den Felsen hinter dem Waré-Atoua zu erklettern, wälzte er sich aus der Umfriedigung heraus und stürmte auf den kürzesten Wegen zur

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