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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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zurückgehaltenen Begleiter nicht verlassen wollte. Sein gefährliches Unternehmen gelang. In vergangener Nacht kam er am Grabe Kara-Tété’s an, und erwartete, indem er neue Kräfte sammelte, daß der Himmel auch seine Freunde durch irgend welchen Zufall befreien werde.
    Das war Paganel’s Bericht. Ueberging er absichtlich irgend einen Umstand aus der Zeit seines Aufenthaltes bei den Eingeborenen? Mehr als einmal ließ seine Verlegenheit das annehmen. Wie dem auch sei, er erntete einstimmig Glückwünsche, und nach Kenntnißnahme der Vergangenheit wandte man sich wieder der Gegenwart zu.
    Die Situation blieb immer äußerst bedenklich. Wagten die Eingeborenen auch nicht, den Maunganamu zu besteigen, so rechneten sie auf den Hunger und den Durst, um der Gefangenen wieder habhaft zu werden. Es war das nur eine Frage der Zeit, und Wilde haben lange Geduld.
    Glenarvan verhehlte sich die Schwierigkeiten der Lage nicht, aber er beschloß, günstige Umstände abzuwarten, oder diese nöthigenfalls herbeizuführen.
    Zunächst wollte Glenarvan den Maunganamu gründlich kennen lernen, das heißt seine improvisirte Festung, nicht um sie zu vertheidigen, denn eine Belagerung war nicht zu befürchten, sondern um daraus fortzukommen.
    Der Major, John, Robert, Paganel und er nahmen den Berg genau auf. Sie achteten auf die Richtung der Fußpfade, ihre Ausläufer und Neigungswinkel. Der Kamm, welcher in der Länge einer Meile den Maunganamu mit der Wahitikette verband, flachte sich gegen die Ebene zu ab. Sein enger und launenhaft geformter Grath bot den einzigen für eine Flucht brauchbaren Weg. Konnten die Flüchtlinge diesen unter dem Schutze der Nacht unbemerkt überschreiten, so hatten sie Aussicht, sich in den tiefen Thälern jener Bergkette zu verstecken und so den Maoris zu entgehen. – Dieser Weg bot aber mehr als eine Gefahr. In seinen tieferen Partien lag er noch in Büchsenschußweite. Die Kugeln der Eingeborenen, welche die unteren Ausläufer besetzt hielten, konnten sich dort kreuzen und ein eisernes Netz bilden, welches Niemand ungestraft überschreiten konnte.
    Als sich Glenarvan und seine Freunde auf diesen gefährlichen Theil des Kammes gewagt hatten, wurden sie mit einem wahren Hagel von Blei begrüßt, der sie indeß nicht erreichte. Einige vom Winde entführte Pfropfen gelangten bis zu ihnen, sie waren aus Druckpapier gemacht, welches Paganel aus reiner Neugier aufhob und leicht entzifferte.
    »Das ist schön! sagte er. Wißt Ihr, meine Freunde, was die Wilden zum Laden der Gewehre verwenden?
    – Nein, Paganel, antwortete Glenarvan.
    – Bibelblätter! Wenn das der Gebrauch ist, den sie von der Heiligen Schrift machen, dann bedaure ich die armen Missionaire um die Mühe, Maori-Bibliotheken zu gründen.
    – Und welche Bibelstelle haben uns die Eingeborenen zugeschossen? fragte Glenarvan.
    – Ein Wort des allmächtigen Gottes, sagte John Mangles, der das halb verbrannte Papier nun auch gelesen hatte. Dieses Wort, fügte der junge Kapitän mit altschottischer Glaubensinnigkeit hinzu, ermahnt uns, daß wir auf ihn hoffen sollen.
    – Lies, John«, sagte Glenarvan.
    Und John las folgenden, von dem abgebrannten Pulver noch verschonten Vers:
    » Psalm 90. – Weil er auf mich gehofft hat, werde ich ihn erretten .
    – Diese verheißungsvollen Worte, meine Freunde, müssen wir unseren wackeren, lieben Begleiterinnen mitnehmen. Das wird für sie eine Herzstärkung sein.«
    Glenarvan und seine Genossen stiegen wieder den holperigen Weg hinan, und gingen nach dem Grabe, das näher untersucht werden sollte.
    Unterwegs erstaunten sie nicht wenig, in kurzen Zwischenräumen ein leises Erzittern des Bodens zu fühlen. Es war das keine eigentliche Bewegung, sondern eine Vibration, wie etwa die eines Kessels beim Ausströmen des Dampfes. Offenbar waren im Inneren des Berges von unterirdischem Feuer erzeugte Dämpfe eingeschlossen.
    Diese Eigenthümlichkeit konnte aber Leute nicht Wunder nehmen, welche an den heißen Quellen des Waikato vorübergekommen waren. Sie wußten, daß diese centralen Gegenden Ika-na-Mouis wesentlich vulkanischer Natur sind. Sie gleichen einem Haarsiebe, welches die Dämpfe aus der Erde in siedenden Quellen und Solfataren (Schwefeldunstquellen) durch seine Maschen treten läßt.
    Paganel lenkte, obgleich es ihnen nichts Neues war, doch die Aufmerksamkeit seiner Freunde auf die vulkanische Natur des Berges. Der Maunganamu stellt nur einen jener zahlreichen Gipfel dar, welche im Innern der Insel

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