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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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entschlüpfte. Ich gelangte durch die Umzäunung. Zwei Tage lang blieb ich in Gebüschen versteckt und irrte in der Nacht umher; ich mußte Sie wiedersehen. Während der ganze Stamm den Leichenfeierlichkeiten beiwohnte, gelang es mir, diese Seite der Felswand, an der dieses Gefängniß steht, zu finden und die Möglichkeit, bis hierher vorzudringen, einzusehen. Messer und Seil habe ich aus einer verlassenen Hütte gestohlen. An Gräsern hielt ich mich, Zweige waren meine Stufen.
    Zufällig entdeckte ich in dem Felsen eine Art Grotte; nur wenige Fuß hatte ich durch weichen Erdboden zu wühlen, nun – und da bin ich!«
    Stumme Küsse waren die einzige Antwort, welche Robert erhielt.
    »Nun, schnell auf! sagte er mit entschiedenem Tone.
    – Ist Paganel unten? fragte Glenarvan.
    – Herr Paganel? erwiderte der über diese Frage erstaunte Knabe.
    – Ja; erwartet er uns?
    – Aber nein, Mylord. Ist denn Herr Paganel nicht hier?
    – Hier ist er nicht, antwortete Mary Grant.
    – Wie? Du hast ihn nicht gesehen? fragte Glenarvan. Ihr habt Euch während des Tumultes nicht getroffen? Seid nicht zusammen entflohen?
    – Nein, Mylord, entgegnete Robert, der von Paganel’s Verschwinden ganz niedergeschmettert war.
    – Vorwärts, mahnte der Major, hier ist keine Minute zu verlieren. Wo Paganel auch sein mag, übler als uns kann es ihm nicht ergehen. Vorwärts.«
    Wirklich waren die Augenblicke zur Flucht kostbar. Diese selbst war, bis auf die Ueberschreitung einer zwanzig Fuß tiefen, ganz lothrechten Felsenwand nicht allzu schwierig. Weiter unten dachte sich der Abhang bis an den Fuß des Berges sanfter ab. Von da aus konnten dann die Gefangenen schnell die tieferen Thälern erreichen, während die Maoris, wenn sie ihre Flucht bemerkten, einen großen Umweg machen mußten, da ihnen der ausgehöhlte Gang zwischen dem Waré-Atoua und dem Abhange nicht bekannt war.
    Der Ausbruch begann, zu dessen Gelingen alle Vorsicht aufgeboten wurde. Einer nach dem Anderen krochen die Gefangenen durch die Oeffnung und befanden sich bald in der erwähnten Grotte. John Mangles entfernte, bevor er die Hütte verließ, erst sorgfältig allen Schutt, schlüpfte dann hindurch und ließ die Decken über die Oeffnung zufallen. Der Gang war also vollkommen verdeckt.
    Nun galt es, die steile Felswand bis zu der Abdachung hinabzuklettern, was ohne Robert’s mitgebrachtes Seil ganz unausführbar gewesen wäre.
    Man rollte es auf, befestigte es an einem Felsenvorsprung und ließ das andere Ende hinab.
    John Mangles prüfte, bevor sich ihm Jemand anvertrauen durfte, das Seil erst auf seine Haltbarkeit, die ihm nicht zu bedeutend erschien. Man durfte sich aber nicht unbedacht einem Sturze aussetzen, der hier leicht tödtlich sein konnte.
    »Dieser Strick trägt nur Zwei auf einmal, sagte er, richten wir uns also darnach. Lord und Lady Glenarvan mögen zuerst hinabgleiten; sind sie auf der Abdachung angelangt, so wird ein dreimaliges Schütteln des Seiles uns das Zeichen sein, nachzufolgen.
    – Ich will zuerst hinab, versetzte Robert. Ich habe da unten eine Art tiefer Höhle bemerkt, wo die zuerst Herunterkommenden sich beim Erwarten der Anderen verbergen können.
    – Geh, mein Sohn!« sagte Glenarvan und drückte ihm die Hand.
    Robert verschwand durch die Oeffnung der Grotte. Nur eine Minute später verkündeten drei Erschütterungen des Seiles, daß er glücklich hinabgekommen sei.
    Sogleich wagten sich Lord und Lady Glenarvan aus der Grotte. Noch war es hier tiefdunkel, doch färbten schon einige grauliche Streifen die Berggipfel im Osten.
    Die stechende Morgenfrische belebte die junge Frau; sie fühlte sich stärker und begann die gefahrvolle Flucht.
    Glenarvan voraus, Lady Helena nach ihm, glitten sie an dem Seile hinab. Dann begann Glenarvan, seiner Gattin voraus und sie unterstützend, rückwärts weiter hinab zu steigen. Er haschte nach Grasbüscheln und Buschzweigen, um Stützpunkte für sie zu finden. Erst prüfte er sie und lenkte dann Lady Helena’s Fuß dahin. Schreiend flogen einige erwachte Vögel auf, und die Flüchtlinge erzitterten, wenn ein Steinchen den Abhang des Berges hinabrollte.
    Schon hatten sie die Hälfte Weges zurückgelegt, als sich eine Stimme von der Grotte her vernehmen ließ.
    »Einhalten!« rief John Mangles leise.
    Glenarvan, der sich selbst an einen Busch mit der einen Hand, und seine Gattin mit der anderen hielt, stand still und wagte kaum Athem zu holen.
    Wilson’s Aufmerksamkeit hatte vor dem Waré-Atoua ein

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