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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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brave Indianerin, die damals Zwillinge von sechs Monaten nährte. Zwei Knaben, wohl verstanden, denn die würdige Gefährtin des Sergeanten würde sich nicht erlaubt haben, ihm Töchter zu schenken. Manuel begriff keinen andern Stand als den Militärstand, und er hoffte sehr, mit der Zeit und der Hilfe Gottes der Republik eine ganze Compagnie junger Soldaten darbieten zu können.
    »Sie haben gesehen! sagte er. Prächtige, gute Soldaten! José, Juan, Miquele, Pepe; der siebenjährige Pepe beißt schon seine Patrone ab!«
    Pepe, der sich loben hörte, zog seine zwei kleinen Füße zusammen und präsentirte das Gewehr mit vollkommener Grazie.
    »Er wird seinen Weg machen! fügte der Sergeant hinzu; der wird einmal Oberst oder Brigadegeneral!«
    Der Sergeant Manuel zeigte sich so entzückt, daß man ihm nicht widersprechen konnte, weder in Bezug auf die Vorzüge des Waffenhandwerks, noch auf die Zukunft, die seiner kriegerischen Nachkommenschaft bevorstand. Er war glücklich, und wie Goethe sagt, ist »Nichts Täuschung, was uns glücklich macht.«
    Diese ganze Geschichte dauerte eine gute Viertelstunde zum großen Erstaunen Thalcave’s. Der Indianer konnte nicht begreifen, wie so viel Worte aus einer einzigen Kehle hervorkommen konnten. Niemand unterbrach den Commandanten. Aber da ein Sergeant, selbst ein französischer, endlich einmal zu sprechen aufhören muß, schwieg Manuel endlich, nicht ohne vorher seine Gäste genöthigt zu haben, ihm in seine Wohnung zu folgen. Dieselben verzichteten darauf, Madame Ipharaguerre vorgestellt zu werden, die ihnen als eine »nette Person« erschien, wenn man überhaupt diese Bezeichnung der alten Welt bei einer Indianerin anwenden kann. Nachdem man seinen Willen erfüllt, fragte der Sergeant seine Gäste, was ihm die Ehre ihres Besuches verschaffe. Jetzt oder nie war der Augenblick sich zu erklären.
    Paganel ergriff das Wort, erzählte ihm in französischer Sprache die ganze Reise durch die Pampas, und schloß mit der Frage, aus welchem Grunde die Indianer das Land verlassen hätten.
    »Ah! … Niemand! … antwortete der Sergeant mit Achselzucken; wirklich! Niemand! … wir Andern die Hände im Schooß. Nichts zu machen!
    – Aber warum?
    – Krieg.
    – Krieg?
    – Ja! Bürgerkrieg ….
    – Bürgerkrieg? erwiderte Paganel, welcher, ohne es zu merken, anfing ›die Negersprache‹ zu reden.
    – Ja, Krieg zwischen Paraguay und Buenos-Ayres, antwortete der Sergeant.
    – Nun denn?
    – Ei, Indianer alle im Norden, im Rücken des Generals Flores. Indianer rauben, plündern.
    – Aber die Kaziken?
    – Kaziken mit ihnen.
    – Was! Catriel?
    – Kein Catriel.
    – Und Calsneura?
    – Kein Calsneura.
    – Und Yanchetruz?
    – Kein Yanchetruz mehr!«
    Als diese Antwort Thalcave mitgetheilt wurde, nickte er mit dem Kopf zur Bestätigung. Wirklich hatte Thalcave keine Kenntniß davon, oder es vergessen, daß ein Bürgerkrieg, der später die Einmischung Brasiliens herbeiführen sollte, die beiden Theile der Republik abschwächte. Die Indianer haben bei diesen inneren Kämpfen Alles zu gewinnen, und mochten eine so schöne Gelegenheit zum Rauben nicht unbenutzt lassen. Also irrte auch der Sergeant nicht, indem er den Bürgerkrieg, welcher im Norden der argentinischen Provinzen geführt wurde, als Grund angab, weshalb die Indianer die Pampas verlassen hatten.
    Dieses Ereigniß störte jedoch die Pläne Glenarvan’s, die auf diese Weise vereitelt wurden. Wenn Sir Harry Grant in der That Gefangener der Kaziken war, mußte er bis an die Nordgrenzen mit fortgeschleppt worden sein. Wie und wo sollte man ihn von nun an auffinden? Sollte man eine gefahrvolle und fast unnütze Nachforschung bis an die äußersten nördlichen Grenzen der Pampa anstellen? Dies war ein ernsthafter Entschluß, der sorgfältig überlegt sein wollte. Indeß konnte man dem Sergeanten noch eine wichtige Frage vorlegen, und der Major dachte daran, sie ihm vorzulegen, während seine Freunde sich schweigend anschauten.
    »Hatte der Sergeant sagen hören, daß Europäer von den Kaziken der Pampa gefangen gehalten würden?«
    Manuel besann sich eine kleine Weile, wie Jemand, der seine Erinnerung zurückruft.
    »Ja, sagte er endlich.
    – Ah!« sagte Glenarvan, indem er eine neue Hoffnung schöpfte.
    Paganel, Mac Nabbs, Robert drängten sich mit ihm um den Sergeanten.
    »Sprechen Sie! Sprechen Sie! sagten sie und sahen ihn mit gierigen Blicken an.
    – Vor einigen Jahren, antwortete Manuel, ja … so ist’s … europäische

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