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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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mit der Faust auf den Tisch schlug, hundertmal Nein! Weil Harry Grant nicht in den Pampas ist, so ist er nicht in Amerika. Nun aber soll dies Document angeben, wo er ist, und es wird es angeben, meine Freunde, oder ich bin nicht Jacques Paganel!«
Zweiundzwanzigstes Capitel.
Ueberschwemmung.
    Das Fort Indépendance ist hundertundfünfzig Meilen 1 von der Küste des Atlantischen Oceans entfernt.
     

    Ein unerwartetes Hochwasser. (S. 196.)
     
    Ohne unvorhergesehene und gewiß unwahrscheinliche Zwischenfälle mußte Glenarvan in vier Tagen den Duncan wieder erreicht haben. Aber er konnte sich mit dem Gedanken nicht vertraut machen, ohne Kapitän Grant an Bord zurückzukehren, nachdem alle seine Nachforschungen so vollkommen vergeblich gewesen waren. Am anderen Tage dachte er auch gar nicht daran, Befehl zur Abreise zu geben. Der Major nahm es über sich, die Pferde satteln, die Lebensmittel erneuern und die Richtung des Weges feststellen zu lassen. Dank seiner Thätigkeit stieg die kleine Truppe gegen acht Uhr Morgens die grasreichen Rücken der Sierra Tandil herab.
    Glenarvan galopirte, Robert zur Seite, ohne ein Wort zu sagen, dahin; seinem kühnen und entschlossenen Charakter sagte es nicht zu, diesen Mißerfolg ruhigen Blutes hinzunehmen; das Herz schlug ihm, als wollte es brechen, und der Kopf glühte ihm heiß.
    Paganel studirte, gereizt durch die Schwierigkeiten, die Worte des Documentes auf alle Art und Weise, um daraus neue Fingerzeige zu gewinnen. Thalcave blieb stumm und überließ es Thaouka, ihn weiter zu führen. Der Major verblieb, immer zuversichtlich, auf seinem Posten, wie ein Mann, dessen sich die Entmuthigung nie bemeistern kann. Tom Austin und die beiden Matrosen theilten das Mißbehagen ihres Herrn. In einem Augenblick, wo ein furchtsamer Hase vor ihnen über die Pfade der Sierra lief, sahen die abergläubischen Schotten einander an.
     

    Eine furchtbare Riesenwoge. (S. 199.)
     
    »Eine üble Vorbedeutung, sagte Wilson.
    – Ja, in den schottischen Hochlanden, erwiderte Mulrady.
    – Was in den Hochlanden schlecht ist, ist hier nicht besser«, sagte Wilson in der Weise des Sprichworts.
    Gegen Mittag waren die Reisenden über die Sierra Tandil hinaus, und kamen wieder auf die weitwallenden Ebenen, die sich bis zum Meere erstrecken. Auf jedem Schritte berieselten klare Bäche die fruchtbare Landschaft und verloren sich im hohen Graswuchs der Weidestätten. Der Boden wurde wieder vollkommen eben, wie der Ocean nach einem Sturme. Die letzten Hügelketten der argentinischen Pampas waren überschritten, und die einförmige Prairie bot den Pferden wieder ihren grünen Teppich.
    Bis hierher war das Wetter schön geblieben. Von diesem Tage nahm der Himmel aber ein beunruhigendes Aussehen an. Die Unmasse Dünste, welche durch die hohe Temperatur der letzten Tage erzeugt und in dicken Wolken aufgesammelt waren, drohten sich in strömende Regen aufzulösen, zudem machte die Nachbarschaft des Atlantischen Oceans und der hier herrschende Westwind das Klima dieser Gegend außerordentlich feucht. Man erkannte das leicht an ihrer Fruchtbarkeit, an der Ueppigkeit und dem saftigen Grün der fetten Weideplätze. Doch barsten an diesem Tage die schweren Wolken noch nicht, und am Abend rasteten die Pferde, nachdem sie mit Leichtigkeit vierzig Meilen zurückgelegt hatten, am Rande tiefer »Canadas«, d.h. großer natürlicher Gräben, die mit Wasser gefüllt waren. Jedes Obdach mangelte. Die Punchos dienten zugleich als Zelte und als Decken, und Jeder schlummerte unter dem drohenden Himmel, der es zunächst bei der Drohung bewenden ließ, ganz ruhig.
    Am anderen Tage, je nachdem die Ebene sich mehr und mehr senkte, wurde die Anwesenheit unterirdischer Wässer noch deutlicher merkbar; die Feuchtigkeit sickerte aus jeder Pore des Erdbodens. Bald unterbrachen große Teiche, von denen die einen schon tief, die andern in der Bildung begriffen waren, den Weg nach Osten. So lange es sich nur um »Lagunas« handelte, d.h. wohlumgrenzte Wasseransammlungen, frei von Pflanzen, konnten die Pferde leicht darüber hinauskommen; aber gegenüber den lockeren Morästen, die man »Pentanos« nennt, war das schwieriger; mit hohen Gewächsen erfüllt und bedeckt, bargen sie eine Gefahr, die sich dann erst ermessen ließ, wenn man darin stak.
    Diese Schlammlöcher waren schon mehr als einem lebenden Wesen verderblich gewesen. So kam eben Robert, der eine halbe Meile vorausgeritten war, im Galop zurück und rief:
    »Herr Paganel! Herr

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