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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Gefangene … aber niemals gesehen …
    – Einige Jahre, wiederholte Glenarvan, Sie irren sich … das Datum des Schiffbruchs ist genau … die ›Britannia‹ ist im Juni 1862 verschwunden … Es sind also noch keine zwei Jahre.
    – O, mehr als das, Mylord.
    – Unmöglich, rief Paganel aus.
    – Doch, doch! Es war bei der Geburt Pepe’s … Es handelte sich um zwei Männer …
    – Nein, drei! sagte Glenarvan.
    – Zwei, versetzte der Sergeant mit bestimmtem Ton.
    – Zwei! sagte Glenarvan sehr überrascht. Zwei Engländer?
    – Nicht doch, antwortete der Sergeant. Wer spricht von Engländern? Nein, ein Franzose und ein Italiener.
    – Ein Italiener, der von den Poyuchen ermordet wurde! rief Paganel aus.
    – Ja, und seitdem habe erfahren … Franzose … gerettet.
    – Gerettet! rief der junge Robert, dessen Augen an den Lippen des Sergeanten hingen.
    – Ja, aus den Händen der Indianer, erwiderte Manuel.«
    Jedermann schaute den Gelehrten an, der sich mit verzweifelter Miene vor die Stirne schlug.
    »Ach! ich begreife, sagte er endlich, es ist Alles klar, Alles erklärt sich!
    – Aber um was handelt sich’s? fragte Glenarvan so unruhig wie ungeduldig.
    – Meine Freunde, antwortete Paganel, indem er Robert’s Hände ergriff, wir müssen uns in ein schweres Ereigniß fügen! Wir sind einer falschen Fährte gefolgt! Es handelt sich hier nicht um den Kapitän, sondern um einen meiner Landsleute, dessen Gefährte, Marco Vazello, wirklich von den Poyuchen ermordet wurde; um einen Franzosen, welcher mehrere Male diese grausamen Indianer bis an die Ufer des Colorado begleitete, dann glücklich ihren Händen entrann und nach Frankreich zurück kam. Indem wir Harry Grant auf der Spur zu sein glaubten, sind wir auf die des jungen Guinnard gerathen!«
    Diese Erklärung wurde mit tiefem Schweigen aufgenommen. Der Irrthum war handgreiflich. Die vom Sergeanten angeführten Einzelheiten, die Nationalität des Gefangenen, der Mord seines Begleiters, sein Entkommen aus den Händen der Indianer, Alles vereinigte sich, den Irrthum unwiderleglich darzuthun. Glenarvan schaute Thalcave voll Bestürzung an. Der Indianer ergriff hierauf das Wort:
    »Haben Sie niemals von drei gefangenen Engländern sprechen hören? fragte er den französischen Sergeanten.
    – Niemals, antwortete Manuel, man würde es in Tandil erfahren haben, … ich würde es wissen … Nein, ist es nicht der Fall …«
    Glenarvan hatte nach dieser bestimmten Antwort Nichts mehr im Fort Indépendance zu thun. Er verließ dasselbe also nebst seinen Freunden. Dem Sergeanten wurde herzlich gedankt und warm die Hand gedrückt.
    Glenarvan war trostlos über dieses vollständige Scheitern seiner Hoffnungen. Robert ging schweigend neben ihm mit thränenfeuchten Augen. Glenarvan fand kein Wort, ihn zu trösten. Paganel sprach mit sich selbst und bewegte dabei lebhaft die Hände. Der Major öffnete nicht die Lippen, und Thalcave schien in seiner Eigenliebe als Indianer verletzt, sich auf einer falschen Spur verirrt zu haben. Niemand dachte indeß daran, ihm einen so verzeihlichen Irrthum vorzuwerfen.
    Man kehrte in die Fonda zurück. Das Abendessen verlief traurig. Gewiß bedauerte keiner dieser muthigen und hingebenden Männer so viel unnöthig ertragene Mühseligkeiten, so viel vergebliche Gefahren. Doch sah Jeder in einem Augenblick jede Hoffnung auf Erfolg vernichtet. Konnte man wirklich den Kapitän Grant zwischen der Sierra Tandil und dem Meere antreffen? Nein. Wenn irgend ein Gefangener an den Küsten des Atlantischen Oceans in die Hände der Indianer gefallen wäre, hätte der Sergeant jedenfalls davon gewußt.. Ein derartiges Ereigniß konnte den Eingeborenen nicht unbekannt bleiben, welche beständigen Verkehr von Tandil nach Carmen an der Mündung des Rio Negro haben. Bei dem regen Handelsverkehr auf der argentinischen Ebene weiß man Alles, erfährt man Alles. Es blieb also nichts anderes zu thun übrig, als unverzüglich den Duncan am bestimmten Zusammenkunftsort an der Spitze von Medano aufzusuchen. Indeß hatte sich Paganel von Glenarvan das Document ausgebeten, demzufolge ihre Nachforschungen so unglücklich ihr Ziel verfehlt hatten. Er las es mit unverhohlenem Unmuth wieder durch und versuchte ihm eine neue Deutung abzugewinnen.
    »Dies Document ist doch ganz klar! wiederholte Glenarvan. Es drückt sich auf die bestimmteste Weise über den Schiffbruch des Kapitäns und der Art seiner Gefangenschaft aus.
    – Ei, nein! antwortete der Geograph, indem er

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