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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Atlantischen Weltmeeres vor ihren Augen aus, und bis auf wenige feinere Unterschiede waren alle Wogen einander ähnlich. Die Elemente, welche sie erst so furchtbar geprüft hatten, vereinigten jetzt alle Kräfte, sie zu begünstigen. Friedlich war der Ocean, günstig wehte der Wind, und das ganze, von einer westlichen Brise geschwellte Segelwerk unterstützte den in dem Kessel aufgespeicherten, unermüdlichen Dampf.
    Diese schnelle Fahrt ging ohne Zufall und ohne Unfall von statten. Mit Vertrauen hoffte man auf die australische Küste. Die Wahrscheinlichkeiten wurden zu Gewißheiten. Man sprach vom Kapitän Grant, als ob die Yacht ihn in einem bestimmten Hafen abholen sollte. Seine Cabine und die Lagerstätten für seine zwei Begleiter wurden hergerichtet. Mary Grant gefiel sich darin, sie mit eigener Hand zu ordnen und zu schmücken. Sie war ihr von Mr. Olbinett abgetreten worden, der thatsächlich das Zimmer der Mss. Olbinett theilte. Diese Cabine grenzte an die berühmte Nummer sechs, welche an Bord der Scotia für Jacques Paganel bestimmt gewesen war.
    Der gelehrte Geograph hielt sich dort fast immer eingeschlossen. Er arbeitete vom Morgen bis zum Abend an einem Werke unter dem Titel: » Erhabene Eindrücke eines Geographen in den Pampas Argentiniens .« Man hörte ihn mit bewegter Stimme seine eleganten Perioden prüfen, bevor er sie den weißen Blättern seines Collectaneenbuches anvertraute, und mehr als einmal rief er, Klio, der Muse der Geschichtschreibung ungetreu, in seiner Begeisterung Kalliope, die Muse des epischen Gesanges, an.
    Paganel war sich darüber auch nicht im Unklaren. Apollo’s keusche Töchter verließen für ihn willig die Gipfel des Parnaß oder des Helikon.
    Lady Helena entbot ihm darüber ihre aufrichtigen Complimente. Der Major beglückwünschte ihn auch wegen dieser mythologischen Besuche.
    »Aber vor Allem, fügte er hinzu, keine Zerstreuungen, mein lieber Paganel, und wenn es Ihnen zufällig in den Sinn käme, australisch zu lernen, so studiren Sie mir es nicht etwa aus einer chinesischen Grammatik!«
    An Bord ging Alles vortrefflich. Lord und Lady Glenarvan beobachteten mit Interesse John Mangles und Mary Grant. Sie fanden Nichts dagegen einzuwenden, und da John nicht davon sprach, war es entschieden am besten, den Gegenstand nicht zu berühren.
    »Was wird Kapitän Grant dazu denken? sagte da Glenarvan einmal zu Lady Helena.
    – Er wird denken, daß John Mary’s würdig ist, mein lieber Edward, und er wird sich nicht täuschen.«
    Inzwischen steuerte die Yacht rasch ihrem Ziele zu. Am 16. November, fünf Tage, nachdem man Cap Corrientes aus dem Gesichte verloren hatte, wehten günstige Westwinde, dieselben, welche sich die Schiffer beim Umsegeln der Südspitze Afrikas gegenüber den dort gewöhnlichen Südostwinden gern zu Nutze machen.
    Der Duncan zog alle Segel auf und fuhr wagehalsig rasch weiter. Seine Schraube griff kaum in das fließende Wasser ein, welches der Vordersteven durchschnitt, und es schien, als wäre er im Wettkampf mit den Yachten des Royal-Thames-Club.
    Am andern Tage erschien der Ocean mit ungeheuren See-Eichen bedeckt, die einem großen mit Gewächsen erfüllten Teiche glichen. Man konnte meinen, man befinde sich in einem sogenannten Tang-Meer, wie sie sich aus den Resten von Bäumen und Pflanzen, welche von benachbarten Continenten entführt werden, bilden. Lieutenant Maury hat sie ganz speciell der Aufmerksamkeit der Schifffahrer empfohlen. Der Duncan schien über eine große Wiese hinzugleiten, welche Paganel ganz richtig mit den Pampas verglich, und die seinen Lauf etwas verzögerte.
    Vierundzwanzig Stunden später, bei Tagesanbruch, rief die Stimme des auslugenden Matrosen:
    »Land! Land!
    – In welcher Richtung? fragte Tom Austin, der die Wache hatte.
    – Unter dem Winde«, erwiderte der Matrose.
    Auf diesen immer aufregenden Zuruf hin bevölkerte sich plötzlich das Verdeck. Bald streckte sich am Oberdeck ein Fernrohr aus, dem Jacques Paganel unmittelbar nachfolgte.
    Der Gelehrte sah in der angegebenen Richtung durch sein Instrument, konnte aber Nichts, was einem Lande ähnlich war, bemerken.
    – »Sehen Sie mehr nach den Wolken, sagte John Mangles zu ihm.
    – Wirklich, erwiderte Paganel, man würde eine Art fast noch unbemerkbaren Pic zu sehen glauben.
    – Das ist Tristan d’Acunha, antwortete John Mangles.
    – Nun, wenn mein Gedächtniß treu ist, fuhr Paganel fort, müssen wir gegen achtzig Meilen davon entfernt sein, denn der Pic von

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