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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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allgemeine Stimmung war heiter bis ausgelassen, was zum Großteil daran lag, dass die Navarra mit ihrem Hofstaat und einem heftig protestierenden Henric abgezogen war – zur Erleichterung der Mancoun, die einen größeren Skandal gefürchtet hatte, denn der Bossard wankte noch immer pöbelnd und grölend durch die Reihen der Gäste. Dem Wein wurde mehr als genug zugesprochen, das buffet bis auf die letzten Krümel geleert, und mit großer Freude und Ausdauer wurde getanzt. Es empfahl sich inzwischen nicht mehr, zu weit vom Weg abzukommen, da man mittlerweile zu aller Orten über schnarchende Betrunkene, sich über die Rosen erleichternde Herren und nicht zuletzt über hinter den Büschen versteckte Pärchen stolperte, die im Schutz der Dunkelheit schäkerten und gewiss auch noch anderes taten. Auch der Bossard hing inzwischen 314
    nahezu bewusstlos auf einer Steinbank. Die Mancoun bemühte sich, über all dies hinwegzusehen.
    In dieser Situation war es, dass Cristino, glücklich und erhitzt vom letzten Tanz und mittlerweile auch ordentlich beschwipst, an Trévignys Arm zum buffet taumelte, wo sie dem Diener zujapste:
    «Einen… hicks… hihihi… Orangensaft. Mit… hihihiii… Zucker. Hicks.»
    Trévigny entschuldigte sich mit irgendetwas, was sie nicht verstand und was ihr auch egal war, sie war vollauf damit beschäftigt, den Flüssigkeitsspiegel in ihrem Saftglas in eine annähernd waagrechte Position zu bringen, und kicherte vergnügt, wann immer der Saft über den Rand schwappte und ihr über die Finger tropfte.
    «Cristino de Bèufort, wenn ich mich nicht irre?», sagte eine angenehme Männerstimme. Sie sah auf. Ihr Blick brauchte ein paar Sekunden, um auf das Gegenüber zu fokussieren. Graue Haare, ein freundliches, ruhiges Gesicht, Lachfältchen um die tiefschwarzen Augen. «Degrelho», stellte er sich vor, ihren fragenden Blick richtig interpretierend, «Senher d’Astain.»
    «Hicks», machte Cristino und verschüttete die Hälfte ihres Orangensafts.
    Er lachte. Es war ein angenehmes Lachen. «Ich kenne Euren Vater recht gut. Euren Stiefvater, meine ich, den Cavalié de Castelblanc. Ich bin sehr erfreut, seine beiden reizenden Töchter kennenzulernen.»
    Wo ist eigentlich Catarino, wollte Cristino fragen, aber eine Frage dieser Eloquenz ließ ihr derzeitiger Zustand nicht zu.
    «Ich werde selbst in einer Woche eine kleine Feier abhalten, nicht weit von hier, auf meinem Anwesen. Nicht dass ich diese Feierlichkeiten so sehr mag, ganz im Gegenteil – meine Frau ist sehr krank, Feste in dieser Größenordnung stellen eine starke Belastung für sie dar. Aber ich habe einen Sohn, und der ist wie alle jungen Leute natürlich überaus begierig darauf. Was in Ordnung ist. Die Jugend muss ein einziges Fest sein. Die Probleme kommen später von allein.» Er lächelte sie an. Seine schlanke Nase schwankte vor ihren Augen. «Ich hoffe, Euch dort ebenfalls begrüßen zu dürfen, Barouneto.»
    «Ja, s…sicher», lallte Cristino.
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    Und das war der Moment, in dem der Diener herbeigestürzt kam, sein leichenweißes Gesicht schaurig beleuchtet vom Blutrot der Laternen, und schrie, Senher Bossard, Senher Bossard, Barouno, kommt schnell, Senher Bossard!
    Es war nicht der Schlag, der ihn getroffen hatte, und es war auch nicht die Vergiftung des Blutes durch den Alkohol, wie der eilig herbeihastende Docteur Grattou zu mutmaßen beliebte. Der Bossard hing auf der Bank, auf die er sich zum Schlafen gelegt hatte, das Wams getränkt von dem Blut, das aus dem tiefen, klaffenden Schnitt in seiner Kehle troff. Und das war noch nicht das Schlimmste, wie die Festgäste erkennen mussten, die aus allen Seiten des Parks zusammenströmten, schwankend die einen, außer Atem die anderen, alle ebenso neugierig wie entsetzt. Himmel hilf, Himmel hilf, schrie Tante Eusebia, während die Dame Castelblanc mit einem erstickten Röcheln gegen die nächstbeste Pinie sank. Na, das ist ja lieblich, meinte Oma Felicitas. Diese Untat wird nicht ungerächt bleiben, brüllte der Estrave. Die Mancoun angelte hektisch nach ihrem Riechsalz. Oh Mann, ist das blöd, jammerte Catarino, die an der Hand des jungen Andréu d’Estrave aus dem Gebüsch gekrochen kam, das Kleid zerwühlt, die Haare voller Blätter, gerade jetzt, wo es endlich spannend geworden ist. Fabiou sagte gar nichts, er starrte nur stumm auf den leblosen Körper und auf die Lehne der steinernen Bank, an der Bossards Stirn ruhte. Auf besagter Lehne stand in blutigen Lettern geschrieben:

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