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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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die Zügel seines Pferdes. Es war ein Falbe; nicht ganz so elegant wie der Hengst seines Vaters, aber durchaus ein ansehnliches Tier. Frederi de Castelblanc warf ihm einen fragenden Blick aus seiner Höhe zu. «Du kannst auch in der Kutsche mitfahren, mein Junge», meinte er. «Es ist ein weiter Ritt.»
    «Danke, Vater. Ich denke, ich schaffe das schon.» Hält er mich für ein Wickelkind, oder was? Ich bin fünfzehn! In dem Alter ziehen andere schon in den Krieg!
    «Nun, wie du meinst.» Frederi lächelte wohlwollend. Fabiou wandte sich ab und verdrehte die Augen.
    Und der Herr von Castelblanc drückte seinem Tier die Sporen in die Seite, und das Pferd setzte sich in Bewegung, trabte zur Spitze des Zuges. Die verbliebenen Diener sprangen auf, Loís rannte zur Kutsche vor und schwang sich neben seinem Vater auf den Bock. Vor dem Haus standen Jannou Peretz und Barbro, die alte Küchenmagd, die in ihrer Abwesenheit auf Castelblanc die Stellung halten würden, und winkten ihnen zum Abschied zu. Die alte Barbro heulte. Sie hasste Abschiede. Zumal Beata, die andere Küchenmagd, ihre Tochter war.
    Bardou, der Kutscher, gab den Pferden die Zügel, und mit einem Ruck, der die Insassen gegen die Lehne warf, zogen sie an. Der Tross setzte sich in Bewegung. Catarino, die in der Tat den Platz am Fenster erobert hatte, lehnte sich nach draußen und winkte mit beiden Armen. « Au revoir , r Castelblanc, au revoir , r Jannou, au re- voir , r Barbro! Ais, wir kommen!»
    «Dein Benehmen ist eines Edelfräuleins nicht würdig, meine Liebe», erklärte ihr die Mutter zum mindestens tausendsten Mal, während der Wagen die Auffahrt zur Burg herunterfuhr, «und kein Mann will eine Frau, die ungestüm und vorlaut ist. Wenn du eine gute Partie machen willst, musst du sanft, freundlich und bescheiden sein.»
    Fabious Falbe fiel in einen leichten Trab, während er dem Tross folgte, der in die Straße einbog, die zur Ebene hinab führte. Durch die Bäume schimmerte das Grün der Felder und das Blau des Vau39
    cluso. Er spürte, wie sein Puls sich beschleunigte. Irgendetwas sagte ihm ins Ohr, dass heute ein besonderer Tag war, dass heute etwas Neues, Aufregendes, Unglaubliches begann, ein Abenteuer, das seine kühnsten Träume, seine hochfliegendsten Vorstellungen übertraf.
    ***
    Es gab drei Wege von Castelblanc ins Tal der Durenço und damit Richtung Ais. Da war erst einmal der kürzeste, quer durch den Wald und über die Höhe des Luberouns. Für einen ortskundigen Wanderer mochte dies auch der schnellste Weg sein, wenn auch nicht gerade der sicherste. Wer hier einen Felsen hinabstürzte, von einem Räuber gemeuchelt oder von einer Wildsau niedergerannt wurde, den fand man in der Regel nie wieder. Da es hier nur Fußpfade, jedoch keine vernünftigen Straßen gab, relativierte sich dieser Zeitvorteil allerdings bereits für einen Reiter um Beträchtliches; für eine Kutsche war diese Strecke schlichtweg unpassierbar. Der zweite Weg führte durch die Hügellandschaft, die dem Luberoun in nördlicher Richtung vorgelagert war, über Bonieus in die Coumbo, eine tiefe, enge Schlucht, die ein Rinnsal namens Aigo Bruno zwischen westlichem, «kleinen» und östlichem, «großen» Luberoun in den Fels geschnitten hatte, um dann bei Lourmarin das Tal der Durenço zu erreichen. Auch dieser Weg hatte für Abenteurernaturen seinen Reiz; die Seitentäler des Aigo Bruno boten allerlei Raubgesindel ein gutes Versteck, daran hatte auch die harte Hand des Baroun d’Oppède auf lange Sicht nichts ändern können. Der sicherste, aber auch hoffnungslos längste Weg schließlich führte zunächst in westlicher Richtung nach Roubioun, umrundete den kleinen Luberoun und erreichte in Cavaioun päpstlichen Boden, bevor er ins Tal der Durenço einbog. Man verlor einen guten Tag, wählte man die letzte Strecke, aber entschied man sich unvorbereitet für eine der anderen, konnte man unter Umständen sein Leben verlieren.
    Wäre es nach Fabiou gegangen, hätte man sich gewiss für den dritten Weg entschieden, nicht weil er so ängstlich war, sondern da man auf diese Weise nahe an Bèufort vorbeigekommen wäre, sei40
    ner Barounie, in die er bislang nur einmal vor fünf Jahren seinen Fuß gesetzt hatte. Alles, woran er sich erinnerte, waren lange leere Korridore und ein Ahnensaal, in dem ihn eine ganze Armee von Rot-und Blondschöpfen von den Wänden herab anstarrte. Aber Frederi hatte andere Pläne, natürlich.
    Der Cavalié de Castelblanc überließ nie etwas dem

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