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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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Schwindel auf die Füße. Seine Zähne ratterten wie eine Fahne im Sturm. «Ich kenne Euch!», stieß er hervor. «Ihr seid ein Agent des französischen Königs. Im Frühling 1545 wart ihr hier in dieser Gegend. Die Vernichtung der Bruderschaft, geht das auf Eure Rechnung?»
    Corbeille lachte verblüfft. «Meine Güte… wenn man dir den Arm abhacken würde, wäre deine erste Frage wahrscheinlich auch nach der Bruderschaft, ja? Ich hab’s mir immer gedacht… Wahnsinn ist erblich!»
    Arnac trat näher. Er hatte seinen Degen aufgehoben, Wasser strömte ihm aus den Haaren, die wirr in seinem Gesicht klebten.
    «Der Junge wartet auf eine Antwort», krächzte er. «Und ich auch.»
    Er sah plötzlich ziemlich drohend aus.
    «Ich wollte nie, dass sie sterben», sagte Corbeille unwirsch. «Die Jungs waren in Ordnung, ich hätte es extrem bedauert, sie töten zu müssen.»
    «Aber trotzdem habt Ihr es getan», zischte Arnac.
    «Habe ich nicht. Zum Glück habe ich nie einen derartigen Befehl erhalten. König François war ein vernünftiger Mann. Die Informationen, die er von mir erhielt, gingen allesamt in die Richtung, dass er gewisse Kreise der hiesigen Bevölkerung – und zwar durchaus auch die einflussreicheren – gegen sich aufbringen könnte, wenn er einen Carfadrael aufs Schafott schickte. Und es war schließlich auch gar nicht nötig. Die Bruderschaft, Himmel, das waren dreizehn Leute, dazu vielleicht noch zehn oder fünfzehn andere, die sie unterstützten. Zahlenmäßig stellten sie keinerlei Gefahr dar. Ihre einzige Stärke war ihre Anonymität. Um sie auszuschalten, hätte es genügt, herauszufinden, wer sie sind, und sie unter Überwachung zu stellen.»
    «Und I…Ihr habt es he…herausgefunden?», stotterte Fabiou. Seine Zähne klapperten noch immer.
    «Oh, ich habe es versucht. Lange Zeit vergeblich. Und ohne den Verräter hätte ich vermutlich noch wesentlich länger gebraucht.»
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    «D…d…die Bruderschaft wurde also tatsächlich verraten?», bibberte Fabiou.
    «Von einem aus ihrem engsten Kreis», bestätigte Corbeille mit einem traurigen Lächeln.
    «Wer war es?», fragte Arnac.
    Corbeille schüttelte den Kopf. «Geheimsache.»
    «U…und wer hat sie dann getötet?», fragte Fabiou.
    «Eine gute Frage. Meine einzige Erklärung ist, dass der Verräter sich nicht damit zufrieden gegeben hat, sie an uns zu verraten. Dass er wollte, dass sie sterben, und als er begriff, dass wir ihm diesen Wunsch nicht erfüllen würden, wandte er sich daher an die, die seinen Wunsch teilten.»
    «D…d…das heißt, d…die Bruderschaft i…ist einfach einer I…
    intrige zum Opfer gefallen, ja?», folgerte Fabiou.
    «Es ist eine gute Frage, was letztlich den Sturz der Bruderschaft verursacht hat», sagte Corbeille versonnen. «Vielleicht war der Grund einfach, dass sie sich selbst untreu wurden. Ihren Prinzipien.»
    «Welchen Prinzipien denn?», fragte Arnac.
    «Zum Beispiel dem Prinzip, nicht zu töten. In all den Jahren hatte die Bruderschaft nie etwas getan, wobei Menschen ernsthaft zu Schaden gekommen wären. Das war Bestandteil ihrer Grundsätze. Aber dann, an jenem wunderschönen Frühlingstag des Jahres 1545
    planten sie einen Mord.»
    «Ei…einen Mord? A…an wem?», fragte Fabiou atemlos. «Und…
    und wieso hat das ihren Tod verursacht?»
    «Von Jeanne d’Arc sagt man, dass sie nur deshalb die Engländer besiegen konnte, weil sie eine Jungfrau war», sagte Corbeille lächelnd. «Ihre Jungfräulichkeit war es, die ihr übermenschliche Kräfte verlieh, die ihr Gottes Beistand sicherte, die sie unbesiegbar machte. Eine der vielen Legenden, die sich um sie ranken, ist daher auch die, dass Jeanne d’Arc sich eines Tages verliebte, in einen ihrer Offiziere oder in wen auch immer. Zwar sei diese Liebe rein platonisch geblieben, aber dennoch, allein die Tatsache, dass sie fleischliche Gelüste empfand, habe zur Folge gehabt, dass sie vor Gott ihre Unschuld verlor. Und damit auch ihre Unbesiegbarkeit. 696
    Deshalb haben die Engländer sie gefangen nehmen und verbrennen können.»
    «W…w…w…was hat das jetzt mit der Bruderschaft zu tun?», fragte Fabiou verständnislos.
    «Bei der Bruderschaft war es genauso», sagte Corbeille. «An jenem Tag, an dem sie beschlossen, einen Menschen zu töten, verloren sie ihre Unschuld. Und wurden besiegbar.»
    «Warum habt Ihr ihnen nicht geholfen?», schrie Arnac. «Wenn es doch den Befehl des Königs gab, sie am Leben zu lassen?»
    «Was denkst du, warum sie gerade diesen

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