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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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«Außerdem das As der Kelche, angeblich Agnes Degrelho. Und dann kam der Ritter der Kelche auf der Suche nach der Wahrheit ins Spiel. Das sei ich.»
    «Und?» Frederi Jùlis Augen leuchteten. «Was bedeutet das jetzt alles?»
    «Also, ich schätze, dass jede Karte in diesem Tarot für eine wirklich existierende Person steht. Wenn wir das Rätsel lösen wollen, müssen wir herausfinden, welche Karte wer ist. Und wenn es so ist, wie ich es mir vorstelle, wird uns Hannes’ Tarot dann die Geschichte der Morde erzählen», sagte Fabiou. «Zwei Hinweise haben wir bereits. Der Ritter der Kelche, also ich. Und das As der Kelche, Agnes Degrelho. Lasst uns nachdenken.» Er zupfte an dem Verband um seinen Hals herum. «Der König der Kelche», murmelte er.
    «Ich gehe jede Wette ein, damit ist Carfadrael gemeint. Aber wer sind die anderen drei Könige?»
    Victor hob den Kopf. Er sah plötzlich ziemlich verdattert drein.
    «Na, der König der Schwerter, das muss ja wohl irgendein Herrscher sein», rief Frederi eifrig. «Bestimmt ist er der König von Frankreich. Der war ja auch gegen die Bruderschaft, das täte ja passen!»
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    «Aber Corbeille hat gesagt, der König von Frankreich hätte die Bruderschaft nicht vernichten wollen», meinte Fabiou kopfschüttelnd. «Dann passt das mit dem Kampf auf Leben und Tod nicht.»
    «Es kann ja ein anderer Herrscher sein», meinte Frederi Jùli. «Der Kaiser vielleicht. Oder der Papst. Oder die Königin von England.»
    Fabiou musste kichern. Er war heute ziemlich albern gestimmt.
    «Du kommst mir vor wie der kleine Navarra», gluckste er.
    «Rablois», sagte Victor tonlos. Er schien geistig ganz woanders zu sein.
    Fabiou zupfte wieder an seinem Verband. «Trostett», murmelte er. «Ich glaube, er war kein wirklich schlechter Mensch, auch wenn alle immer so schlecht von ihm reden. Er war eben Spion und hatte Wichtigeres im Kopf als ein paar provenzalische Verschwörer. Wahrscheinlich hat er sich gar nichts dabei gedacht, sie im Stich zu lassen. Aber dann hat ihr Tod ihn mit einem furchtbar schlechten Gewissen erfüllt, und er wollte alles wiedergutmachen, indem er dafür sorgte, dass die Schuldigen zur Verantwortung gezogen werden. Und weil er keine Beweise hatte, hat er versucht, sie dazu zu zwingen, erneut eine ungesetzliche Handlung zu vollbringen, damit sich die Aufmerksamkeit der Gerichtsbarkeit auf sie lenkt. Indem er sie dazu brachte, ihn selbst zu töten.» Er machte eine Pause und holte tief Luft. «Ich denke, das ist mit der Gerechtigkeit gemeint. Gerechtigkeit für die Bruderschaft.»

«Mann, da kann Trostett ja echt froh sein, dass du über seine Leiche gestolpert bist!», rief Frederi Jùli. «Weil der Viguié und so, die hätten das Ganze ja als Raubmord abgetan, und dann wäre das mit der Bruderschaft nie rausgekommen!»
    «Ich weiß nicht», sagte Fabiou nachdenklich. «Trostett hatte ja ganz gezielt mit einer bestimmten Person gerechnet. Dem, der angeblich von den Toten auferstanden ist. Der neue Carfadrael.»
    «Aber wie kann das sein? Ich meine, ein Mensch kann doch nicht wieder lebendig werden. Außer Jesus. Oder?», fragte Frederi Jùli.
    «Ich glaube, er meint nicht, dass Carfadrael wirklich wieder lebendig geworden ist», überlegte Fabiou. «Ich glaube, er meint, dass jemand anders Carfadraels Platz eingenommen hat. Und dass dieser Jemand dazu ausersehen ist, die Bruderschaft zu rächen.»
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    «Was meinst du, wer das ist?», rief Frederi Jùli eifrig. «Der Kahle? Oder der mit der Maske?»
    Fabiou schüttelte den Kopf. «Carfadrael muss jemand gewesen sein, der im Alltag ein ganz normales Leben geführt hat, ein Adliger, einer, den alle kannten. Deshalb brauchte er ja auch seine Tarnung. Hätte man um seine Identität gewusst, dann wäre nach jeder seiner Unternehmungen ein Trupp Soldaten vor seiner Tür gestanden, um ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Und, weißt du, es würde mich nicht wundern, wenn es bei dem neuen Carfadrael genauso wäre. Wenn wir ihm schon tausendmal begegnet wären, ohne von seinem Geheimnis zu ahnen.»
    « Diable », hauchte Frederi Jùli ergriffen. Catarino sah Fabiou an und nickte in feierlichem Ernst. Neben ihnen wurde ein Stuhl gerückt. Victor war aufgestanden. Sein Gesicht war eigentümlich bleich. «Ich… muss gehen, ich habe noch Verpflichtungen…», murmelte er und schritt hastig der Tür zu. Dann blieb er stehen und wandte sich um. «Fabiou», sagte er mit heiserer Stimme, «wusstest du, dass Tante Justine schwanger war, als

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