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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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Platz und weiter in die Tiefe, der Carriero d’Esquicho-Mousco zu, und Fabiou hechtete sich in den Schutz der 692
    nächstbesten Hauswand, wo er sich keuchend in einen Torbogen drückte.
    Wie lang er so stand und in die Wassermassen starrte, die alle paar Sekunden von einem grellen Blitz erleuchtet wurden, wusste er später nicht. Ihm kam es Ewigkeiten vor, und die große Uhr war nicht einmal zu erahnen, obwohl er keine zwanzig Schritte vom Turm entfernt stand.
    Irgendwann merkte er jedenfalls, dass sich etwas veränderte. Dass etwas kam.
    Hervorragend. Hätte ja nicht besser laufen können. Kein Hund ist auf der Straße, und ich stehe hier ganz allein und kann die Hand nicht vor Augen sehen. Einen besseren Zeitpunkt hätten die sich gar nicht ‘raussuchen können!
    Er kam. Materialisierte sich langsam aus den Fluten, durch die er hindurchzuschweben schien wie ein Geisterwesen durch den Äther. Fabiou drückte sich an die Wand. Irgendwie fand er es trotz allem tröstlich, dass es Tag war. Er hatte furchtbare Angst davor gehabt, alleine in der Nacht zu sterben.
    «Warum das alles?», schrie er ihm entgegen. «Sagt mir das! Ich will wenigstens wissen, warum ich sterbe!»
    Der Kahle griff nach seiner Schulter, zog ihn herum und drückte ihn an sich, so dass Fabious Kopf an seiner Schulter zu liegen kam.
    «Hab keine Angst, Fabiou», sagte er. «Es ist nicht so schlimm, wie du es dir vorstellst. Es geht sehr schnell.» Ein Blitz ließ die Klinge in seiner Hand aufleuchten. Sie war etwa so lang wie Fabious Unterarm.
    «Warum Cristino?», keuchte Fabiou. «Ich verstehe ja, dass Ihr mich töten wollt, aber warum Cristino?»
    Der Donner ließ den Platz erbeben, als die Schneide sich gegen seine Kehle drückte. «Glaub mir, Fabiou», sagte der Kahle, «das macht mir jetzt wirklich keinen Spaß.»
    Und eine Stimme so laut und so durchdringend wie der Donner schrie: «Halt!»
    Die Klinge rührte sich keinen Hauch von der Stelle, während der Kahle sich um seine Achse drehte, Fabiou mit sich schiebend. «Oh. Ihr seid es. Wie erfreulich, Euch wiederzusehen», sagte er heiter. 693
    Nur fünf Schritte weiter stand er auf der Plaço dei Gran Relogi, seine Umrisse zerfließend im herabstürzenden Regen. Der ewige Schutzengel, aus dem Himmel verstoßen, um auf Erden zu wandeln und kleine Jungen und Mädchen vor Mordbuben zu schützen. Arnac de Couvencour. Er hatte seinen Degen gezogen, die Klinge flackerte im Licht eines Blitzes. «Krümmt diesem Jungen auch nur ein Haar, und ich bringe Euch um!», schrie er.
    «Ach.» Der Kahle lachte auf. Der Druck der Klinge an Fabious Hals verstärkte sich. Er fühlte den unwiderstehlichen Drang zu schreien, doch der Laut, der aus seiner Kehle kam, war nur ein eigentümliches ersticktes Gurgeln. «Ihr denkt also im Ernst, Ihr hättet eine Chance gegen mich? Das ist faszinierend. Ich werde Eure Herausforderung mit Vergnügen annehmen, sobald ich diesen Bengel hier erledigt habe.»
    Die Klinge bewegte sich.
    «Nein!», schrie Arnac.
    Fabiou sah das heranfliegende Messer nicht, es kam zu schnell und zu plötzlich, als dass sein Auge es hätte wahrnehmen können. Aber der Kahle sah es, denn mit einem Fluch sprang er beiseite, und Arnac sah es, denn er hechtete sich vorwärts, umklammerte Fabiou mit beiden Armen und riss ihn zu Boden. Fabious Kinn schlug auf einen Pflasterstein. Er sah eine ganze Milchstraße von Sternchen. Einen Schritt zu seiner Linken schepperte das Messer auf das Pflaster.
    Arnacs Gewicht, das eben noch auf ihm gelastet hatte, verschwand, als dieser sich aufrappelte. «Wo ist er?», schrie er in den prasselnden Regen hinaus. «Wo ist dieser Bastard hin?»
    Eine Gestalt löste sich aus dem Dunst, hob kopfschüttelnd das Messer auf. «Er ist fort. Den kriegst du nicht mehr.» Fabiou hob den Kopf und blickte in das Gesicht, das sich über ihn beugte. Ach so. Corbeille. «Verdammt!», brüllte Arnac und schleuderte in verzweifelter Wut seinen Degen auf das Pflaster. «Oh verdammt, verdammt!»
    Corbeille betrachtete ihn und schüttelte erneut den Kopf. «Sei froh drum, Junge. Er hätte dich zweifellos getötet. Du bist gut, zugegeben, aber gegen den Genevois hast du keine Chance.» Sein Blick wandte sich wieder Fabiou zu. «Alles klar, Kleiner?»
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    «Alles klar, darf man lachen? Ihr hättet den Jungen treffen können, verflucht noch mal!», schrie Arnac.
    «Oh, das glaube ich kaum», sagte Corbeille mit einem spöttischen Lächeln. Fabiou kämpfte sich durch eine Welle aus

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