Die Kinder des Ketzers
Zeitpunkt gewählt haben, um die Bruderschaft zu erledigen?», seufzte Corbeille. «Sie wussten genau, dass wir im allgemeinen Chaos vom Schicksal der Bruderschaft erst etwas erfahren würden, wenn sie längst tot und begraben waren. Die Rechnung ist aufgegangen. Der Einzige, der von der Gefahr wusste, in der die Bruderschaft schwebte, war offensichtlich Trostett. Aber er hat sie nicht gewarnt, er ließ sie eiskalt ins Messer laufen, obwohl er im Glauben der Bruderschaft ihr Verbündeter war. Er hatte offensichtlich andere Interessen.»
Corbeille zuckte mit den Achseln. «Traurig genug, die Geschichte», sagte er. «Wollt ihr zwei unbedingt auch noch sterben?» Er wandte sich ab und schritt durch den Regen davon.
Fabiou massierte keuchend seine Arme. Rattattatt machten seine Zähne. Etwas lief seinen Hals hinunter, was wärmer war als der Regen.
«Komm, ich bring’ dich nach Hause», murmelte Arnac. Fabiou hob seine Hände, berührte mit den Fingerspitzen die Stirn. Er begann zu kichern. «I…ihr würdet Euch wirklich eignen, als… als…», er schüttete sich aus vor Lachen, «als j…jugendlicher Held in m…meiner B…ballade…»
«Komm jetzt, verdammt noch mal!» Arnac nahm Fabiou am Arm und schob ihn in die Carriero drecho.
Der Regen ließ etwas nach, während sie die Carriero drecho hinaufliefen und in die Carriero de Jouque einbogen. Fabiou wartete die ganze Zeit darauf, dass der Genevois sie erneut angriff, plötzlich aus einer Hausnische gesprungen kam, um ihnen die Kehle durchzuschneiden, doch als sie vor der Haustür der Aubans standen, waren sie seltsamerweise beide noch am Leben. Arnac 697
klopfte an, und der Pförtner öffnete. Er starrte sie an mit offenem Mund
«Hör auf mich, dies eine Mal nur, und mach Schluss mit diesen irrwitzigen Nachforschungen», krächzte Arnac. Er war kreideweiß
im Gesicht. Oben auf der Treppe waren Schritte zu hören. Es war Frederi. Als er sie erblickte, blieb er stehen. Arnac sah ihn einen Moment lang an, dann drehte er sich um und lief in den Regen hinaus.
Die Treppe schien zu einem unbezwingbaren Berg geworden zu sein. Fabious Knie wackelten wie Sülze unter ihm, als er sich an das Geländer geklammert nach oben kämpfte. Frederi stand noch immer am selben Punkt auf der Treppe. Er starrte Fabiou an wie einen Geist. Es musste daran liegen, dass er komplett durchnässt war. Fabiou stakste an ihm vorbei und taumelte über den Gang, seinem Zimmer zu. Seine Knie knickten ein, als er nach der Klinke griff, er zog sich am Türrahmen nach oben und stolperte nach drinnen. Es war still im Innern des Raumes. Der Himmel hatte ein wenig aufgeklart, und dürftiges Dämmerlicht fiel durch das Fenster. Fabiou taumelte zur Frisierkommode. Er musste sich mit beiden Händen aufstützen, während er sein triefnasses Gesicht im Spiegel betrachtete. Die Lippen seines Spiegelbilds begannen sich zu einem Grinsen zu verziehen, seine Hand zuckte nach oben, zu seinem Mund, als er wieder zu kichern begann, schrill und unaufhaltsam. Oh ja, verständlich, dass Frederi ihn so angestarrt hatte. Da waren die feuerroten Locken, die ihm in der Stirn klebten, dass sie aussahen wie eine Filzkappe. Da war die Platzwunde an seinem Kinn, aus der beständig Blut auf sein Wams tropfte. Und da war der mindestens fingerlange, klaffende Schnitt, der sich über seinen Hals zog und von dem aus ein Schleier aus Blut wie ein Halstuch zu seinem Hemd zog. Es sah einfach zum Brüllen komisch aus. Fabiou krümmte sich vor Lachen.
Die Tür ging auf, und im Spiegel konnte er Frederis Gesicht sehen. Mit einer Hand an die Kommode geklammert drehte er sich um. «Ist nicht so wild», gluckste er, während ihm die Lachtränen über das Gesicht strömten. «Ich habe schließlich einen unschlagbaren Schutzengel.»
698
Im selben Moment war Frederi bei ihm, hatte ihn an den Schultern gepackt und schüttelte ihn, dass Fabious Zähne haltlos aufeinanderschlugen. «Ich hatte es dir verboten!», brüllte er. «Ich hatte gesagt, du sollst mit diesen unsinnigen Nachforschungen aufhören! Du hättest tot sein können, begreifst du das nicht?»
Fabiou riss sich los. Starr stand er vor seinem Stiefvater. «Ich werde nicht damit aufhören», sagte er. «Es geht um die Wahrheit. Ich werde die Wahrheit nicht verraten, und wenn es mein Leben kostet.»
Frederi zuckte zusammen, als habe er einen Schlag in die Magengrube erhalten. Er stolperte rückwärts, sank gegen den Türrahmen, seine Lippen bebend, die Hände gegen die
Weitere Kostenlose Bücher