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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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fehlte eindeutig Arnac, um ihn mal wieder zu retten. Fabiou warf einen nachdenklichen Blick auf Jean, der vor ihm stand, die Arme in die Seiten gestemmt und keuchend vor Wut, und trat ihm mit aller Kraft gegen das Schienbein. Mit einem Aufschrei sackte Jean zusammen. «Du Bastard!», heulte er. «Du gottverdammter Bastard!» Fabiou sprang auf die Füße, bereit zum strategischen Rückzug, doch schon hechtete sich Jean wieder nach vorne. Fabiou gelang es, dem Schlag auszuwei772
    chen, doch als er selbst den Arm zum Gegenschlag hob, griffen Hände nach demselben. Andréu d’Estrave. Fabiou versuchte, sich loszureißen, doch da wurde auch sein anderer Arm gepackt, ein Blick nach links, klar, Jan de Sidoun, Mergoults zweiter Kumpel. Gut, dachte Fabiou, während er Mergoult anstarrte, der mit funkelnden Augen und geballten Fäusten auf ihn zumarschierte. Diesmal bin ich wirklich in Schwierigkeiten. Da wurde Andréus Körper zu seiner Rechten von ihm weggerissen. «He!», schrie Jan empört auf, eine Gelegenheit, die Fabiou dazu benutzte, ihm mit aller Kraft auf den Fuß zu treten. Die Wirkung war die erhoffte, Jans Griff lockerte sich weit genug, dass Fabiou sich losreißen konnte.
    Es war Loís, der Andréu gepackt hatte und ihn von Fabiou wegzerrte. Andréu zappelte und versuchte, sich aus seinem Griff zu entwenden, aber leicht gesagt, Loís war grob geschätzt doppelt so stark wie er. Als jetzt auch Mergoult zum Angriff auf Loís überging, versetzte der ihm einen Stoß, der Jean in einen Busch segeln ließ. «Macht was!», kreischte er den Übrigen zu, während er sich aus dem Gestrüpp kämpfte.
    Fabiou war nie zuvor in eine Schlägerei geraten. Er stellte sich, so dachte er, während er versuchte, sich gleichzeitig gegen Jan und einen anderen zur Wehr zu setzen, vermutlich idiotisch an. Im Grunde schlug er einfach wild um sich. Den Rest übernahm Loís. Am Rand der Lichtung hüpfte Frederi Jùli aufgeregt herum und schrie: «Loís, Loís, Loís!», als handele es sich um ein Turnier oder etwas Ähnliches. Fabiou dachte noch, dass er ja ruhig auch mal ihn anfeuern könnte, als er einen heftigen Schlag in die Magengrube erhielt, der ihn japsend auf die Knie sacken lies. «Lo-ís!», schrie Frederi Jùli.
    Es waren jetzt fünf gegen einen. Loís war stark, das war klar, Loís war auch größer als die Jungs, die ihn angriffen, aber auch Loís hatte keine Chance gegen die Übermacht, die auf ihn einstürmte. Fabiou versuchte, wieder auf die Beine zu kommen, doch seine Knie waren so weich wie Butter und noch immer schnappte er nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen.
    «Lo…»
    «Verflucht, was ist hier los?»
    773
    Jean de Mergoult hörte auf, auf Loís einzuschlagen, und drehte sich um. «Alexandre!», rief er erfreut.
    War das eine Verbesserung? Keine Verbesserung, entschied Fabiou und fuhr fort, um Atem zu kämpfen. Drei Reiter. Alexandre de Mergoult und zwei seiner Waffenknechte. Der Herr reitet mit Leibgarde. Offensichtlich hat ihn das Erlebnis bei St. Vitori doch etwas aus dem seelischen Gleichgewicht gebracht.
    Jeans Kumpanen hatten einen respektvollen Schritt rückwärts gemacht und Loís dabei losgelassen. Er sah etwas mitgenommen aus. Zu der Beule an der Stirn hatte sich eine hässliche Platzwunde gesellt, und sein linkes Auge schimmerte veilchenblau. Fabiou registrierte voll Genugtuung, dass Jean und seine Freunde allerdings auch schon einmal besser ausgesehen hatten.
    Alexandre schwang sich vom Pferd. Sein Gesicht sah häufig unfreundlich aus, aber noch nie hatte Fabiou eine derart kalte Wut darin gesehen. «Was hier los ist, habe ich gefragt!», zischte er. Loís war kalkweiß geworden.
    Jean de Mergoult sah an sich herunter, betrachtete seine zerrissene Kleidung, die Schrammen an seinen Armen und den großen Bluterguss über seinem rechten Knie und schrie, in dem Bewusstsein, dass diese Worte sich selbst erklärten: «Das waren die!»
    Langsam wanderte Alexandres Blick über die jungen Leute auf der Lichtung, von seinem Bruder über dessen Freunde zu Loís, Fabiou und Frederi Jùli. Dann sagte er: «Das ist Landfriedensbruch.»
    Die haben aber angefangen, wollte Fabiou rufen. Er tat es nicht. Alexandre hatte nicht gesagt, du Scheißkerl, wie kommst du dazu, meinen kleinen Bruder zu schlagen?
    Landfriedensbruch, hatte er gesagt.
    Fabiou stolperte auf die Füße. Die Lichtung drehte sich gemächlich unter seinen Füßen. «Wir sind nicht deine Untertanen, Alexandre», krächzte er. «Wir unterstehen dem

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