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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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verschwollen aus, aber das tat seinem unverschämten Grinsen keinen Abbruch. «Für die dummen Gedanken hast du doch deine Bande von Großschwätzern.» Er wies mit dem Kinn in Richtung St. Roque, Brieul und Jean de Mergoult.
    «Halt die Fresse, Ketzer!», schrie Jean wütend. «Sonst schlag ich sie dir ein!»
    «Nein, wie mutig Klein-Jean auf einmal ist, kaum dass er weiß, dass er nicht mehr mit Gegenwehr zu rechnen hat», meinte Arnac spöttisch. Sébastien betrachtete ihn zweifelnd. Er war sich nicht sicher, ob Arnacs freche Bemerkungen ihrem Wohlergehen so zuträglich waren. Sie machten sich auf den Weg zur Burg. Mergoult ritt mit seinen Freunden voraus, dann folgten die Bewaffneten mit den beiden Gefangenen. Alles beäugte Sébastien und Arnac mit einem Misstrauen, als ob die beiden in den nächsten Sekunden einen Ausfall planten. Arnac hatte den Kopf zurückgelegt und betrachtete den Steinklotz, der sich vor ihnen erhob. «Netter Kasten», sagte er grinsend. «Sieht so aus, als sei er das letzte Mal 1325 renoviert worden. – Ach nein, kann nicht sein, da waren die Mergoults ja noch gar nicht in den Stand der Adligkeit erhoben.»
    Alexandres Augen waren sehr dunkel und sehr böse. «Halt dein Maul, Couvencour, ich rat’s dir. Oder …»
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    «Oder was? Oder du bringst mich um? Tsts, da wird dein Papa aber enttäuscht sein, Alexandre, so wie er sich darauf freut, mich an der Pin de Genas baumeln zu sehen.»
    Vor ihnen öffnete sich das Burgtor wie das gähnende Maul eines Ungeheuers, so zumindest kam es Sébastiens überreiztem Geist vor. Ein Ungeheuer, das das Maul aufsperrte, um sie zu verschlucken, und es dann wieder zuschnappen ließ. Sie waren drinnen. Sébastien runzelte die Stirn. Arnac pfiff leise durch die Zähne. Eine einsame Burg fernab aller Städte brauchte Mittel und Wege, sich zu verteidigen, doch das rechtfertigte keinesfalls das Waffenarsenal, das sich unter einem Holzvorbau im hinteren Teil des Hofes stapelte. «Jesus, Mergoult… das ist genug Sprengpulver, um den Louvre in die Luft zu jagen. Willst du Madrid einnehmen, oder was?», fragte Arnac.
    Mergoult grinste. «Die Zeiten, wo ihr Protestanten eine große Lippe riskieren konntet, sind vorbei, Couvencour», meinte er. «Wir haben mit den Waldensern aufgeräumt. Und jetzt sind die Protestanten dran!»
    «Ah, so ist das.» Arnac grinste spöttisch. «Du solltest bloß eines nicht vergessen, Mergoult – ‘45 hat den Protestanten gezeigt, dass man von Leuten wie euch keine Gnade zu erwarten hat. Die werden sich nicht widerstandslos abschlachten lassen wie damals die Waldenser.»
    «Die sollen nur versuchen, Widerstand zu leisten!», konterte Mergoult. «Die werden sehen, was sie davon haben, das verspreche ich dir!»
    Arnac seufzte, wie ein Erwachsener seufzt, der ein dummes, uneinsichtiges Kind vor sich hat. «Ich wäre an deiner Stelle vorsichtig, Mergoult», meinte er. «Was ihr vorhabt, ist nicht nur ein Abenteuerspiel, das ist Krieg. Und dazu braucht es ein bisschen mehr als deine großspurigen Worte. Nur weil du mit lautem Gebrüll deinen Degen durch die Luft schwenkst und dich für den Allergrößten hältst, fällt ganz bestimmt kein Protestant tot um.»
    Das war entschieden eine Provokation zu viel.
    Mit einer blitzschnellen Bewegung war Alexandre zu Arnac herumgewirbelt und hatte ihm seine Reitpeitsche ins Gesicht geschlagen. Arnac schwankte, seine Augen tanzten in seinem Gesicht, 815
    während ein Regen aus Blut von seiner Stirn tropfte. Im selben Moment hatte Mergoult auch schon Arnacs rechtes Bein gepackt und ihn aus dem Sattel gehebelt, und unfähig, sich festzuhalten, krachte Arnac wie ein Stein auf den Burghof.
    Sébastien schrie auf. Keuchend lag Arnac auf dem Boden, versuchte, auf die Füße zu kommen, doch da war Mergoult auch schon neben ihm und begann in rasender Wut auf ihn einzuschlagen und mit beiden Füßen nach ihm zu treten. «Aufhören, seid Ihr wahnsinnig?», kreischte Sébastien, und: «Das ist ehrlos! Das ist feige! Das ist unchristlich! Das ist gegen alle Grundsätze von Ritterlichkeit!»
    Falls Alexandre de Mergoult jemals etwas von Ritterlichkeit und Ehre gehalten hatte, in diesem Moment war ihm offensichtlich beides mehr als egal. Arnac schlitterte auf dem Boden rückwärts, in dem verzweifelten Versuch, sich vor Mergoults Schlägen in Sicherheit zu bringen, was ebenso aussichtslos war wie Sébastiens moralisches Plädoyer. Die anderen waren von den Pferden gestiegen, sahen mit offenem Mund zu, wie

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