Die Kinder des Ketzers
beiden Pferde in die Hand. Loís war stehen geblieben, vor Arnacs Pferd. Sein linkes Auge war gähnend weit aufgerissen. Arnac sah ihn an. «Jetzt bist du für sie verantwortlich», sagte er. Fabiou lief auf Loís zu und nahm ihn am Arm. «Komm», flüsterte er. Loís rührte sich nicht. «Komm endlich!», flehte Fabiou. Endlich bewegte sich Loís, humpelte auf Fabious Arm gestützt zu seinem Pferd und zog sich in den Sattel.
Fabiou blickte Arnac an und kämpfte verzweifelt gegen den unwiderstehlichen Drang, einfach loszuheulen. Das war das Letzte, was er wollte, vor den Augen der Mergoults herumzuflennen.
«Wenn ich je meine Ballade schreibe, dann kannst du sicher sein, dass ich dich als Helden nehme», stieß er hervor.
«Oh Mann, hau endlich ab!», fauchte Arnac.
Fabiou rannte zu seinem Falben und schwang sich in den Sattel. Arnacs Blick ging zu Sébastien. «Los, verschwinde!», flüsterte er verzweifelt.
Sébastien schüttelte den Kopf.
Fabiou griff die Zügel von Loís’ Pferd und trieb die Tiere an, bis sie in Galopp fielen. Die Menschen traten beiseite, und sie verschwanden zwischen den schäbigen Hütten der Bauern.
«Also, was ist jetzt, Couvencour?», rief Alexandre de Mergoult.
«Falls du es dir anders überlegt hast, darf ich daran erinnern, dass du hier ohnehin nicht mehr lebend ‘rauskommst. Also ergib dich endlich!»
Es war schade, dass Fabiou schon weg war, denn der Poet in ihm wäre begeistert gewesen von der lässigen Handbewegung, mit der Arnac Mergoult seinen Degen vor die Füße schleuderte, wo er zitternd im Sand stecken blieb. Dann schwang er sich aus dem Sattel. Sébastien konnte nicht einmal «Scheiße» sagen, so schnell hatten sich die Waffenknechte von allen Seiten auf Arnac gestürzt und ihn festgehalten. «Passt ja auf!», rief Mergoult ihnen zu. «Der Kerl ist schnell wie ein Wiesel und hinterhältig wie eine Viper!»
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Dann drehte er sich zu seinem Vater um. «Wieder ein Ketzer weniger», sagte er grinsend. Der Baroun seufzte. «Ich muss los», sagte er. «Wenn ich in Aix bin, schicke ich Alest hier ‘raus, dass er den Kerl abholt. Du verwahrst ihn so lange.» Er schritt auf sein Pferd zu, machte es vom Baum los und entfernte sich.
«In Ordnung, Vater. Auf Wiedersehen», rief Mergoult ihm hinterher, stolz wie ein Sohn nur sein kann. Dann drehte er sich zu Arnac um. «Ich habe immer gesagt, irgendwann rechnen wir zwei miteinander ab», sagte er und schlug ihm die Faust ins Gesicht.
«He!» Sébastien war mit einem Sprung vom Pferd und hatte den Degen aus der Scheide gerissen. «He, was soll das? Das ist gegen alle Grundsätze der Ritterlichkeit, einen wehrlosen Mann zu schlagen! Zieh deine Waffe, wenn du dich traust, und…»
Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment bohrte sich ein ziemlich spitzer Gegenstand in seinen Rücken. «Lass den Zahnstocher fallen, Franzose», sagte die Stimme von Mergoult Junior.
«Was soll das?», fragte Sébastien ärgerlich.
«Du sollst die Waffe fallen lassen! Wird’s bald?» Der Druck in seinem Rücken verstärkte sich. Mit einem Fluch ließ Sébastien den Degen fallen. Jean hob ihn auf. Er grinste über sein ganzes pickelgeschädigtes Gesicht. «Er ist sicher auch ein Ketzer, nicht wahr, Alexandre?», meinte er. «Er ist der Freund von einem Ketzer, also ist er selbst ein Ketzer.»
«Das ist ja wohl der größte Blödsinn, den ich je gehört habe!», schimpfte Sébastien.
Mergoult trat auf ihn zu. Er lächelte. Es war das böseste Lächeln, das Sébastien in seinem ganzen Leben gesehen hatte. «Das, Jean», sagte er, «wird die Inquisition feststellen. Los», rief er den Waffenknechten zu, «bringen wir sie auf die Burg.»
Sébastiens leichenweißes Gesicht wandte sich Arnac zu, der schniefend seine blutende Nase an seinem Ärmel abwischte. «Ich habe doch gesagt, du sollst gehen!», zischte er wütend. Sébastien schüttelte den Kopf. Er sah aus, als ob er sich gleich übergeben würde. «Wir sind doch Freunde», brachte er hervor. Die Bauern zerstreuten sich. Es gab nichts mehr zu sehen. 811
***
Sie ritten im Galopp, bis sie das Dorf weit hinter sich gelassen hatten und sie sicher waren, dass ihnen niemand folgte. Dann fielen sie in eine leichtere Gangart. Fabiou schielte unsicher zu Loís hinüber, der mit wächsernem Gesicht im Sattel hing. «Geht’s dir gut?», fragte er ängstlich.
«Sie werden ihn umbringen», flüsterte Loís. «Und es ist meine Schuld.»
«Vielleicht ist noch nicht alles zu spät!», meinte
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