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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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Mergoult auf Arnac einschlug. Jean grinste verdattert. Andréu d’Estrave machte entsetzte Kulleraugen. Brieul hatte die Stirn gerunzelt. St. Roque schrie:
    «Jawohl, zeig’s ihm, dem verdammten Ketzer!», und die anderen schwiegen, zu perplex, um auch nur einen Ton herauszubringen. Ein paar Diener kamen aus dem Wohngebäude, verrenkten neugierig den Kopf und machten, dass sie wieder nach drinnen kamen. Sie waren wahrscheinlich heilfroh, dass Mergoult seine Wut nicht an ihnen ausließ.
    «Verflucht!», schrie Sébastien und versuchte, aus dem Sattel zu klettern. Leicht gesagt, wenn einem die Hände auf den Rücken gebunden sind. Irgendwie gelang es ihm schließlich, ein Bein über den Widerrist des Pferdes zu schwingen und nach unten zu springen. Er rannte auf Alexandre zu. «Mergoult!», schrie er. «Aufhören, sofort!» Er kam nicht weit. St. Roque packte ihn am einen Arm, Jean am anderen. «Stehenbleiben, Franzose!», schrie der Junge. «Sonst mache ich dich alle!»
    «Ihr spinnt ja!», schrie Sébastien in Panik. «Ihr spinnt ja alle total!»
    «Alexandre», sagte Brieul. Er war etwas blässlich um die Nase. 816
    Mergoult reagierte nicht. Er schlug weiter auf Arnac ein.
    «Alexandre, verdammt!» Brieul war vorgeschossen und hatte Mergoult am Arm gepackt. «Bist du wahnsinnig, oder was? Willst du ihn totschlagen? Das wäre Mord, das solltest du als Jurist eigentlich wissen! Und wozu das Ganze? Er ist so gut wie zum Tode verurteilt, das weißt du genauso gut wie ich!»
    Keuchend starrte Mergoult ihn an. Dann ließ er langsam seine Reitpeitsche sinken und wandte sich wieder um, zu Arnac, der zusammengekrümmt auf dem Boden lag. Auf seinem Wams breiteten sich zahllose rote Flecken aus. Mergoult zog seinen Degen und tippte ihn Arnac auf die Brust. «Ich könnte dich jetzt töten», sagte er heiser.
    Die Antwort kam durch Zähne, die mit der Gewalt eines Schraubstocks zusammengepresst waren. «Dann… tu’s… doch…»
    «Ich denke ja gar nicht dran. Ich will doch die Inquisition nicht um ihren Spaß bringen.» Mergoult kicherte. «Los, steh auf, du Mistkerl!» Er packte Arnac am Kragen und zog ihn auf die Füße. Arnac verdrehte die Augen; für einen Moment sah es so aus, als ob er in Ohnmacht fallen würde, aber dann fixierte sein Blick wieder.
    «Lass… Trévigny… gehen», stieß er hervor. «Er hat… nichts damit zu tun. Das ist eine Angelegenheit… zwischen mir… und dir.» Seine Unterlippe war aufgeplatzt und grotesk aufgeschwollen. Es war fast unmöglich, seine Worte zu verstehen.
    «Wie viel Trévigny mit dieser Angelegenheit zu tun hat, wird die Inquisition herausfinden!», erwiderte Mergoult kühl.
    «Ganz schön übertrieben», keuchte Arnac, «einen Mann an die Inquisition auszuliefern, bloß weil er dich mal im Duell besiegt hat.»
    «Du hältst jetzt dein Maul, verdammter Ketzer, und kommst mit!», herrschte Mergoult ihn an und schleifte Arnac auf das Hauptgebäude zu. Arnacs Beine knickten ein, hätte Mergoult ihn nicht festgehalten, wäre er unweigerlich zusammengeklappt. Sébastien betete verzweifelt, dass Arnac Mergoults Forderung beherzigen und endlich den Mund halten würde. Es war ansonsten mehr als zweifelhaft, dass er die nächsten fünf Minuten überleben würde.
    817
    Zwei Waffenknechte griffen jetzt ein und schoben Sébastien hinter Alexandre und Arnac auf eine Tür zu, die drei Schritt neben dem Haupteingang eingesenkt im Boden lag. Die Tür schwang auf. Sébastien rang nach Luft.
    Eine Treppe führte da in eine undurchdringbare Dunkelheit hinab, eine Treppe, schmal, feucht und unheimlich steil, eingezwängt zwischen glänzenden schwarzen Wänden, von denen Feuchtigkeit tropfte wie Angstschweiß. Das Knarren der Tür hallte böse aus einer unabsehbaren Tiefe wider. «Was ist das?», krächzte Sébastien.
    «Wo bringt ihr uns hin?» Das Echo verzerrte seine eigene Stimme zu einem hohlen Geisterlachen.
    «Herzlich willkommen!», sagte Alexandre mit einem grimmigen Grinsen. «Unser Trakt für liebe Gäste!»
    «Wir sind Edelleute!», begann Sébastien verzweifelt. «Uns stehen angemessene Haftbedingungen zu! Ihr könnt uns nicht einkerkern wie Schwerverbrecher! Wir haben Anrecht auf anständige Behandlung und standesgemäße Unterbringung! Wenn Ihr uns das gewährt, habt Ihr unser Ehrenwort, dass wir keinen Fluchtversuch unternehmen werden, und…»
    «Herr im Himmel, stopft endlich diesem wandelnden Ritterroman da hinten das Maul!», stöhnte Mergoult.
    «Gib’s auf, Sébastien»,

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