Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
Vom Netzwerk:
drei Schrecksekunden, bis er begriff, was eigentlich geschah, und da war Arnac bereits heraus aus den Bäumen 807
    und auf halbem Weg zum Dorf. «Oh Scheiiiße», schrie er noch mal und galoppierte Arnac hinterher.
    ***
    Zu seiner großen Enttäuschung kam Bertran nie dazu, Loís die Schlinge um den Hals zu legen. Hinter ihm erscholl ein vielstimmiger Aufschrei, woraufhin er sein Vorhaben völlig vergaß, das Seil losließ und sich umdrehte.
    Die Bauern waren auseinandergesprungen. Ein einzelner Reiter preschte durch ihre Mitte, flog über den Platz und mitten hinein in die Gruppe der Kriegsknechte, die brüllend beiseitesprangen, während das Pferd sich aufbäumte und wirbelnde Hufe in die Luft traten. Ein Degen blitzte in der Morgensonne. «Aus dem Weg!», schrie der Reiter, während das Pferd stieg, sich drehte und wieder stieg. Maynier sprang auf die Füße. Fabious Augen schienen aus den Höhlen fallen zu wollen. Alexandre riss den Degen aus der Scheide und sprang nach vorne. «Couvencour!», brüllte er. «Haltet ihn, lasst ihn nicht entkommen, es ist Couvencour!»
    Wieder Hufschlag, ein zweites Pferd, dass zwischen den Häusern hervorschoss und schlitternd und schnaubend neben dem ersten zu stehen kam. «Haltet sie!», kreischte Alexandre, und die Waffenknechte überwanden ihren Schrecken, drangen mit gezogenen Waffen auf die Reiter ein.
    «Halt!», schrie Arnac. «Keinen Schritt weiter! Ich verspreche euch, ich bringe mindestens fünf von euch um, bevor ihr mich überwältigen könnt! Fragt euren Baroun, der weiß, dass das stimmt.»
    Die Waffenknechte zögerten. Unsichere Blicke trafen Alexandre de Mergoult. Sébastien hielt sein Pferd an Arnacs Seite. Er hatte den Degen gezogen, keuchend starrte er auf die Bewaffneten, die sie umgaben.
    «Vater – darf ich Euch Arnac de Couvencour vorstellen? Der Sohn des berüchtigten Ketzers. Und nebenbei selbst wegen Ketzerei gesucht.» Alexandre grinste höhnisch. Arnacs Augen verengten sich zu zwei schmalen Schlitzen. «Lasst Loís frei. Sofort», zischte er.
    808
    «Arnac.» Alexandre schüttelte spöttisch den Kopf. «Du bist nun wirklich nicht in der Lage, Forderungen zu stellen. Ihr seid zu zweit und wir sind… na, so grob geschätzt dreißig. Du hast keine Chance, Arnac, nicht die allergeringste.»
    Arnac lachte. Es war ein böses, kaltes Lachen, das Fabiou einen eiskalten Schauer den Rücken herunter jagte. «Dann holt mich doch, ihr Angeber. Na los! Ich mache keine leeren Worte! Es wird eine Menge Blut fließen, bevor ihr mich habt!»
    Mergoult warf seinen Waffenknechten Blicke wie Giftpfeile zu. Es war klar, dass sie Arnacs Drohung gewiss nicht für leere Worte hielten. Sie rührten sich nicht von der Stelle.
    Arnac lächelte, ein seltsames, verächtliches Lächeln. So als sei die ganze Situation nur eine lästiges, kleines Ärgernis. «Ich mache dir einen Vorschlag, Mergoult», sagte er. «Du lässt diesen Jungen gehen. Warum auch nicht, er bedeutet dir doch nichts. Und dafür ergebe ich mich, ohne Kampf, ohne Blutvergießen. Wenn du ablehnst… nun, dann wird es einen Kampf geben, und ich kann dir jetzt schon versichern, dass du mich nicht lebend in die Hände bekommen wirst. Also, Mergoult, denk nach, wer dir wichtiger ist
    – Loís oder ich.»
    Es war totenstill auf dem Platz geworden. Fabiou stand da mit offenem Mund. Sébastien kniff sich ins Ohr, um sicherzugehen, dass er nicht träumte. Auf der Galgenplattform schüttelte Loís langsam und gequält den Kopf.
    Mergoults perplexer Blick ging zu seinem Vater, der mit gerunzelter Stirn auf Arnac starrte, und zu seinen Freunden, die nicht minder perplex zurückblickten. Dann zuckte er betont lässig mit den Achseln. «Gut, Couvencour.» Er lachte wieder. Diesmal klang es am ehesten verlegen. «Also gut.» Er räusperte sich, warf einen unbehaglichen Blick in die Runde. «Ähm… lasst den Pferdeknecht gehen.»
    St. Roque machte ein enttäuschtes Gesicht, doch zwei der Waffenknechte, die wirklich nicht sonderlich scharf auf einen Kampf gegen diesen komischen Irren waren, sprangen augenblicklich die Stufen zum Galgen empor und zerrten Loís nach unten. Mergoult sah zu Arnac hinüber. «So, bitte. Und was jetzt?»
    809
    «Macht ihn los. Und gebt ihm sein Pferd zurück. Ihnen beiden.»
    Arnac nickte Fabiou zu.
    Mit einer Handbewegung schickte Mergoult einen der Diener los, die Pferde holen. Einer zog ein Messer und schnitt Loís’ Fesseln durch. Der Diener kehrte zurück, drückte Fabiou die Zügel der

Weitere Kostenlose Bücher