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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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hätte mich mitgenommen.»
    «Pierre ist tot», sagte Frederi brüsk, doch dann fügte er hinzu:
    «Beatrix, bitte! Jemand muss bei meiner Familie bleiben!»
    Einen Augenblick lang starrte Beatrix ihn stumm an. «In Ordnung», sagte sie dann, drehte sich um und lief auf das Haus zu.
    «Bardou», schrie sie im Laufen, «spann die Kutsche an.»
    «Moment mal!» Onkel Philomenus sah mit offenem Mund von einem zum anderen. «Was soll denn das jetzt? Seid ihr verrückt geworden oder was?»
    Beatrix blieb lange genug stehen, um ihm einen bitterbösen Blick zu schenken. «Halt den Mund, Philo!», fauchte sie und verschwand im Haus.
    «Frederi», sagte die Dame Castelblanc tonlos.
    Bardou stürzte los zur Scheune an der Einmündung der Carriero de Jouque, Jacque in den Stall. «Ich brauche ein frisches Pferd, Jacque!», brüllte der Cavalié. «Und ein Pferd für Fabiou und Trévigny!»
    «Na gut. Dann los.» Sébastien seufzte tief und leerte den Krug vollends.
    «Frederi», wimmerte die Dame Castelblanc.
    Jacque kam aus dem Stall gestürmt, drei frisch gesattelte Pferde hinter sich herziehend. Fabiou stand immer noch reglos auf dem Hof und blickte mit Kulleraugen auf den Degen in seiner Hand, bis Sébastien rief: «Fabiou, schnall dir diesen Degen um und komm endlich! Jesus, anders herum – der Degen gehört nach links, nicht nach rechts, wie willst du denn da ziehen?»
    Tante Beatrix kam aus dem Haus gestürzt. Sie hielt Frederi Jùli in den Armen. Er war in eine Decke gewickelt. Hinter ihr folgten Anno, die Zofe, und eine lamentierende Kinderfrau mit einer plärrenden Maria Anno. Einen kurzen Augenblick blieb Beatrix vor Fabiou stehen, den sie unbehaglich ansah.
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    «Ihr hättet mir die Wahrheit sagen sollen, die ganze Wahrheit. Gleich», sagte Fabiou.
    Beatrix biss sich auf die Lippen. «Wir hatten es Frederi versprochen», sagte sie. «Man bricht diese Versprechen nicht.» Sie lief weiter. «Los, zur Kutsche!», schrie sie. «Madaleno, kommst du?»
    «Frederi!», kreischte die Dame Castelblanc.
    Er saß bereits im Sattel. Sie rannte auf ihn zu, umklammerte seine Hand. «Geh nicht fort, bitte!», schrie sie. «Du nicht auch noch! Frederi, bitte!»
    «Geh mit Beatrix», sagte Frederi. «Dir wird nichts geschehen.»
    Dann küsste er sie und trieb sein Pferd an. Sébastien und Fabiou folgten. Fabiou kniff zweimal fest die Augen zu und riss sie wieder auf. Es fiel ihm schwer, sich davon zu überzeugen, dass er nicht träumte.
    «Catarino fehlt», sagte Oma Felicitas, die hinter Beatrix auf die Kutsche zugehumpelt kam. Beatrix nickte. «Wir können nicht warten», sagte sie. «Sie muss selbst klarkommen.» Sie schob Madaleno, Anno und die Kinderfrau mit Maria Anno in die Kutsche und kletterte hintendrein, Frederi Jùli noch immer fest an sich gedrückt. Bardou lenkte die Kutsche auf die Straße hinaus.
    ***
    Das Haus in der Carriero de Sant Laurenço, vor dem sie hielten, war Fabiou völlig unbekannt. Nicht so Sébastien. «He, das ist doch das Haus der Couvencours!», stellte er erstaunt fest. Frederi sagte nichts. Er wummerte gegen die Tür, bis ein sichtlich verärgerter Pförtner öffnete. «Ja?» Dann veränderte sich der Ausdruck auf seinem Gesicht. «Cavalié!»
    «Hol deinen Herrn her, sofort!», schrie Frederi. Der Diener eilte ins Haus. Eine Minute später kam er in Begleitung von Rouland de Couvencour wieder. Er war schon im Bett gewesen oder zumindest auf dem Weg dorthin, wie der eilig übergeworfene Schlafrock zeigte.
    «Frederi?», sagte er ungläubig.
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    «Rouland, Archimède Degrelho ist mit Cristino nach Santo Anno dis Aupiho», erklärte der Cavalié. «Arnac ist ihnen nachgeritten. Du weißt, was das bedeutet.»
    Couvencour schien um Fassung zu ringen. «Und… jetzt?»
    «Ich werde es nicht zulassen, Rouland», sagte Frederi de Castelblanc ruhig. Seltsamerweise begann Couvencour zu lächeln. «Noch einmal, Frederi, ja? Wie in der guten alten Zeit.» Er sah sich nach dem Pförtner um. «Sattel mein Pferd, bitte. Ich ziehe mich an.» Er rannte ins Haus zurück. Fünf Minuten später war er wieder da, in voller Montur und mit umgegürtetem Degen. Er schwang sich auf sein Pferd. Frederi nickte ihm zu. Jetzt lächelte auch er. Es war ein wehmütiges Lächeln.
    Sie ritten los.
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    Kapitel 20
    in dem alles zu seinem Ursprung zurückkehrt
    Und wenn uns etwas zustoßen sollte, so droht euch umso größere Gewalt von anderen, weil sich dann mit den Verfechtern der Freiheit die Rache des Unrechts verbinden

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