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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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zurückkehren», sagte Fabiou. «Und unglücklicherweise war einer der ersten, dem sie davon erzählte, Archimède Degrelho. Er ahnte, dass Cristino seine verschollene Nichte war, und befürchtete, dass ihr Erinnerungsvermögen bald gänzlich wiederhergestellt sei. Damit musste Cristino aus dem Weg geräumt werden, er hatte keine andere Wahl.»
    «Gut, Cristino und Trostett, das sehe ich ein», sagte Crestin.
    «Aber die übrigen? Bossard? Servius? Austelié? Und Alessia?»
    «Bossard war ein Säufer», sagte Fabiou. «Auf dem Fest der Mancoun hörten Archimède und der Jansoun, wie er im Suff anfing, vom Ende der Bruderschaft zu plaudern. Möglich, dass es nicht mal das erste Mal war. Damit war Bossards Schicksal besiegelt. Und Alessia 1035
    – nun, sie hat sich immer rührend um Victors Mutter gekümmert. Elisabeta Degrelho war wohl von Anfang an Archimèdes Mitwisserin gewesen, doch sie hatte mit ihrer Schuld nicht leben können und war dem Alkohol verfallen. Vermutlich hat sie Alessia einmal im Zustand der Trunkenheit von der ganzen Geschichte erzählt. Und daraufhin hat Alessia, die stets Geld für die schönsten Kleider und den edelsten Schmuck brauchte, wahrscheinlich angefangen, Archimède Degrelho zu erpressen. Dass dies eine schlechte Idee war bei einem Mann, der schon so viele Menschen hat kaltblütig umbringen lassen, hätte ihr eigentlich klar sein müssen.»
    «Aber wie ist es dem Mörder in jener Nacht gelungen, in das Haus der Mergoults einzudringen?», fragte der Vare kopfschüttelnd.
    «Brouche», sagte Victor und schüttelte müde den Kopf. «Der Leibdiener meines Vaters. Er ist meinem Vater treu ergeben. Sehr treu. Er muss ihm geholfen haben.»
    «Und wie war das jetzt mit diesem Servius?», fragte Crestin mit gerunzelter Stirn.
    «Servius war Frederis Beichtvater in seiner Zeit in Ais und ist als dieser unfreiwillig in die Geschichte der Bruderschaft hineingezogen worden», erklärte Couvencour. «Hector hat von Frederi stets verlangt, die Bruderschaft aus der Beichte herauszuhalten, aber das widersprach Frederis religiöser Einstellung.»
    «In jener Nacht, als wir zusammen in Lourmarin übernachteten, kam ein Bote aus Couvencour», murmelte Louise. «Er sagte, Servius habe eine Nachricht geschickt, in der er schrieb, dass Trostett bei ihm zur Beichte gewesen sei und er sich seit jenem Tag verfolgt fühle. Er vermute, jemand habe Trostett bei ihm gesehen und ahne, dass er dessen Mitwisser sei. Ich begriff, dass Servius in Lebensgefahr schwebte, und machte mich sofort auf den Weg nach Ais. Ich erreichte die Stadt im Morgengrauen, da war Servius schon ein paar Stunden tot.»
    «Und was Austelié betraf, so kam Archimède wohl nach all dem zu dem Schluss, dass die Zeit gekommen war, jeden potentiellen Hinweis auf seine Rolle in der Geschichte aus dem Weg zu schaffen», erklärte Fabiou. «Dazu gehörte Hector Degrelhos Testament, das bei Austelié hinterlegt war. Und letztlich auch Austelié selbst. Und er hatte sicherlich noch weitere Personen auf seiner Liste. Sen1036
    her Couvencour natürlich. Den Cavalié de Castelblanc vermutlich. Und auf alle Fälle mich.»
    «Moment mal, eines ist mir bei der ganzen Geschichte noch nicht klar», sagte Sébastien. «Vorhin hat Fabiou gesagt, dass es keine Möglichkeit gäbe, Degrelho oder Maynier oder sonst jemanden für ihre Verbrechen zu belangen. Also warum war es ihnen plötzlich so wichtig, alle Mitwisser zu beseitigen?»
    Fabiou lächelte. «Nun, natürlich hätte man sie auch jetzt nicht gerichtlich für ihre Taten belangen können. Aber es war in den vergangenen Jahren etwas geschehen, mit dem Maynier und seine Komplizen nicht gerechnet hatten und was sie jetzt in heillose Panik versetzte: Carfadrael und die geheime Bruderschaft waren mitnichten tot und vergessen. Der Mythos der Bruderschaft hatte überlebt. Zwar sah jeder in ihnen, was er sehen wollte, für die einen waren sie ein Symbol des Kampfes gegen die Unterdrückung durch die Mächtigen, für die anderen ein Symbol für religiöse Freiheit, und für wieder andere ein Symbol für die Unabhängigkeit der Prouvenço. Aber von ihren alten Feinden abgesehen gab es in Ais und Umgebung kaum einen, der nicht mit Ehrfurcht von Carfadrael und seiner Bruderschaft sprach, egal ob Edler oder Gemeiner. Und den hohen Herren wurde nun auf einmal klar, dass sie für alle Zeiten bei ihren Standesgenossen in Misskredit gebracht würden, wenn ihre Verstrickung in die Vernichtung der Bruderschaft ans Licht

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