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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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allem einen – meinen Vater.» Er rieb sich müde die Stirn. «Und da wurde mir klar, dass mein Vater schuld war am Tod von Onkel Hectors Familie. Und dass Mutter von seinen Plänen gewusst hat.»
    «Aber muss Degrelho nicht gefürchtet haben, dass Louise und Agnes eines Tages wieder auftauchten?», fragte Laballefraou stirnrunzelnd.
    «Oh, das hat er sicher gefürchtet», meinte Fabiou. «Vermutlich hat er aber nicht damit gerechnet, dass Louise ihn durchschaut 1031
    hatte, und ist einfach davon ausgegangen, die beiden seien in Panik in den Wald geflohen und dort umgekommen. Hätte er sie in den Tagen nach ihrem Verschwinden lebend gefunden, so hätte er sie vermutlich glückselig in seine Arme geschlossen und nach der nächsten Gelegenheit gesucht, sie loszuwerden. Und wären die Mädchen zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgetaucht – nun, was hätte ihr Wort schon gegen das seine gezählt, wenn er Stein und Bein schwor, seine Nichten beerdigt zu haben?
    Und so konnten Archimède Degrelho, Jean Maynier d’Oppède und all die anderen unbekümmert leben bis zu dem Tag, an dem einer auftauchte, der beschloss, die Wahrheit öffentlich zu machen ohne Rücksicht darauf, dass es ihn zweifelsohne das Leben kosten würde. Und dieser Jemand war ein deutscher Spion namens Heinrich Trostett», erklärte Fabiou.
    «Es ist eigentlich eine Schande, dass ein Herr Trostett zurückkehren musste, um das zu tun, was ich nie gewagt habe», sagte Rouland de Couvencour leise. «Jahre lang habe ich mich an meine Abmachung mit Maynier gehalten, in dem Wissen, dass jeder Angriff gegen Maynier nicht nur mein Leben in Gefahr gebracht hätte, sondern vor allem auch das Kind, das Maynier für meinen Sohn hielt. Bis zu dem Tag, an dem das Kind, das ich beschützen wollte, herangewachsen war und selbst entschied, dass wir es dem Andenken seines Vaters schuldig waren, den Kampf gegen Maynier wieder aufzunehmen. Es war dies in der Endphase des Prozesses gegen Maynier, und wir spielten mit dem Gedanken, die Ermordung meiner Freunde dem königlichen Gericht zur Anzeige zu bringen. Ich habe sogar Kontakt mit Eurem Anwalt aufgenommen, Comte», sagte er zu Bouliers gewandt. «Aber er hat mir entschieden davon abgeraten, die Geschichte der Bruderschaft ins Spiel zu bringen. Die Mitglieder der Bruderschaft waren nach rechtlichen Maßstäben Hochverräter, den Mord an ihnen hätte Maynier jeder Zeit als politische Notwendigkeit rechtfertigen können. Alles was ich erreicht hätte, wäre gewesen, dass man mich selbst des Hochverrats hätte anklagen können. Juristisch konnten wir Maynier also nicht beikommen. Also taten wir das Einzige, was uns übrig blieb, um Maynier zu bekämpfen: wir setzten die Arbeit der Bruderschaft fort. In bescheidenem Rahmen natürlich, außer unseren Dienern 1032
    gab es niemanden, der uns unterstützte. Von Beatrix und Philippe hörten wir niemals wieder. Und Frederi wollte nichts mehr mit den Ideen zu tun haben, die seine besten Freunde in den Tod geführt hatten. Wir hatten ein paar heftige Auseinandersetzungen deshalb, Frederi und ich, und sind in Unfrieden auseinandergegangen. Viel war es daher nicht, was wir tun konnten, ein paar Protestanten, denen wir die Flucht ins Ausland ermöglichten, ein paar Bauern, denen wir gegen despotische Grundherren beistanden. Wenn wir auch im Geheimen arbeiteten, war uns klar, dass jeder mich als den Urheber dieser Aktivitäten verdächtigte. Anfangs war das Risiko gering, da Maynier durch den Prozess noch erheblich angeschlagen war. Doch je mehr Mayniers Einfluss wieder wuchs, desto größer wurde auch die Gefahr für uns. Maynier schreckte zwar gewiss vor einem Prozess gegen mich zurück aus Angst vor dem, was dabei über seine Rolle bei der Vernichtung der Bruderschaft ans Licht kommen könnte. Doch was sollte ihn jetzt noch davon abhalten, erneut einen Mörder auf mich anzusetzen? Das vergangene Jahr lebten wir ständig in der Erwartung des Schlimmsten, doch noch schien es Maynier nicht der Mühe wert zu erachten, den Genevois wieder zum Einsatz zu bringen. Bis zu dem Tag, an dem Trostett zurückkam.»
    Estève de Mergoult schüttelte verständnislos den Kopf. «Warum seid Ihr denn nicht zu uns gekommen?», fragte er. «Wir hätten Euch doch beschützen können! Warum habt Ihr uns denn nicht vertraut?»
    Rouland zuckte resigniert mit den Achseln. «Es tut mir leid, Senher – nach allem, was passiert ist, fällt es mir ziemlich schwer, überhaupt noch irgendjemandem zu

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