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Die Kinder des Saturn

Die Kinder des Saturn

Titel: Die Kinder des Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stross Charles
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DES RANGIERBAHNHOFS verlasse ich den Zug, steige über den verwahrlosten Zaun, tauche wieder in die Zivilisation ein und bemühe mich, einigen Wirbel zu machen.
    Meine Deckidentitäten verbrenne ich hinter mir. Da, wo ich hingehe, werde ich sie nicht brauchen, und ich rechne nicht damit, über diesem Planeten noch einmal die Sonne aufgehen zu sehen. Allerdings benutze ich sie noch ein letztes Mal. Maria Montes Kuo ist die Erste, von der ich mich verabschiede. Auf ihren Namen buche ich ein Zimmer, wobei mir der Preis gleichgültig ist (soll sie doch sehen, wo ich abgeblieben bin, mich schert das nicht!), nehme Kontakt mit dem Botendienst auf, den ich im Voraus bezahlt habe, und lasse mir bestätigen, dass der Seelenfriedhof auf dem Weg zu Samantha in Denver ist. Danach schalte ich auf die ehrenwerte Katherine Sorico um, bestelle mir eine hochherrschaftliche Spinne und begebe mich auf eine Hamstertour durch drei der teuersten Kaufhäuser im oberen Nordbezirk. Ich besorge mir eine komplette Garderobe für Fernreisen und veranlasse, dass alle Einkäufe schon vor mir an Bord meines Schiffes landen – bis auf eine einzige neue Kombination, die mein lädiertes Partykleid ersetzt, eine neue Schultertasche und ein böses kleines Teleskopschwert, das perfekt in meiner Hand liegt, etwa so leicht wie ein Vibrator. Es sieht genauso aus wie das Schwert, mit dem ich meiner Erinnerung nach in Gestalt von Juliette trainiert habe.
    Als Katherine Sorico tue ich mein Bestes, um aufzufallen, und das ist volle Absicht. Durch mein plötzliches Auftauchen werde ich den Leuten, auf die es ankommt, eine bestimmte Botschaft
übermitteln. Als Erstes will ich IHR unter die Nase reiben, dass IHRE Bediensteten versagt haben. (Wer weiß, was passiert wäre, hätte SIE nicht zur Hetzjagd auf mich geblasen? Vielleicht hätte ich, einigermaßen im Frieden mit mir selbst, schon auf Venus den Abflug gemacht und mich zu den rot glühenden Hügeln hinabgeworfen. Aber bittere Gefühle sind kein guter Treibstoff, wenn man sich auf längere Reisen begeben will.) Morgen werde ich Mars hinter mir lassen und mich in die eisigen Tiefen des Raums stürzen. Im Dienste einer Gruppe nahezu identischer Männer. Von denen einer mir möglicherweise nach dem Leben trachtet, weil er eine meiner Schwestern verfolgt. Und diese Schwester ist in Liebesdingen vermutlich meine Rivalin. All das kann ich nicht bewältigen, wenn ich dem Kummer nachgebe und mein Selbstwertgefühl hintanstelle. Ich brauche eine stärkere Motivation.
    Und daraus ergibt sich die zweite Botschaft an gewisse Leute. Ehe ich abreise, möchte ich Antworten auf einige Fragen …
    Drei Stunden – zehntausend der mir noch verbleibenden Sekunden, Sandkörner in einem offenen Stundenglas, die durch das Vakuum zu den staubigen Hängen des Mars hinunterrinnen – verbringe ich damit, etwas loszutreten, das man nur schwerlich übersehen kann. Ich nutze meinen Ausweis so wahllos wie ein Bergarbeiter, der eine dreitägige Tour durch die Bordelle und Vergnügungspaläste von Lunopolis macht, buche bei einem Limousinenservice Spinnen und benutze öffentliche Verkehrsmittel, um zu auffälligen Zielen zu gelangen, zahle mit Kreditkarte für teure Gepäckstücke und Klamotten und sorge dafür, dass man mich kaum ignorieren kann. Ich hole sogar (und das ist so absurd, dass ich jetzt in Erinnerung daran lachen kann) meine private Post ab, einschließlich der Mitteilungen, die der Insolvenzverwalter mit wachsender Wut an Freya Nakamichi-47 geschickt hat. (Dem Insolvenzverwalter, der ein Pfandrecht auf meine körperlichen Aktiva geltend gemacht hat, ist jüngst klar geworden, dass ich mich in Wirklichkeit gar nicht mehr auf der Erde befinde und es sich als schwierig erweisen könnte, mich aufzuspüren. Das Podest für
die Sklavenversteigerung mit meinem Namen darauf muss zwangsläufig noch ein Weilchen leer bleiben. So ein Pech aber auch!)
    Da mir nur noch fünfzehn Stunden bleiben, bis die Indefatigable aus der Marsumlaufbahn ablegt, steige ich im Marshafen in eine Aufzugskabine der Aristo-Klasse und stelle mich auf eine sechsstündige Fahrt entlang der magischen Bohnenstange ein. Die Fahrt zu Deimos hinauf ist teuer, sie kostet mehr als tausend Real, aber ich bin in Eile (und bereits so spät dran, dass ich meinen Flug verpassen würde, wäre ich von der regulären Personenbeförderung abhängig). Außerdem rechne ich damit, dass ich hier in Gesellschaft reisen werde.
    Der Salon der Kabine besteht aus einer riesigen

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