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Die Kinder des Saturn

Die Kinder des Saturn

Titel: Die Kinder des Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stross Charles
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das, was Granita dabei im Sinn hatte. Unter einem simplen Vorwand (»muss was zum Anziehen besorgen«) verschwinde ich aus dem Hotel und mache mich auf den Weg in die Stadt. Leider habe ich ein Problem, sogar mehrere Probleme, aber bei weitem das größte besteht darin, dass ich mich auf Eris befinde. Es ist furchtbar teuer, von Eris aus an irgendeinen anderen Ort im Sonnensystem zu gelangen. Deshalb muss ich, wenn ich hier irgendwelche Schritte unternehme, zugleich dafür sorgen, dass ich mit den Folgen leben kann.
    Hinzu kommt, dass ich schon seit Jahren von anderen isoliert bin. Seit ich in die Firma Jeeves eingetreten bin, sind rund siebzig Monate vergangen, auch wenn es mir nicht so vorkommt. Ich habe keine Verbindung mehr zu ihr, und das gefällt mir nicht. Zwar bin ich mir keineswegs sicher, wie ich zur Firma Jeeves stehe, aber zumindest hat man mir dort keinen Schlag auf den Kopf versetzt, um mich anschließend mit einem Chip zu versklaven.
Also betrachte ich sie für den Augenblick als das geringere mehrerer Übel. Doch bestimmt tue ich gut daran, meine Handlungsmöglichkeiten zu sondieren. Juliette hat Recht: Niemandem in diesem Spiel außer mir selbst liegt mein Wohl am Herzen.
    Was die Handlungsmöglichkeiten betrifft: Ich befinde mich auf Eris, wo sich auch Emma vor fünf Jahren aufgehalten hat. (Eventuell. Durchaus möglich, dass Granita, Juliette oder wer auch immer gelogen hat. Ich kann kaum noch etwas als über jeden Zweifel erhaben betrachten, oder?) Petruchio und seine Gebieterin sind irgendwo im Saturn-System, glaube ich. (Ich spüre einen Anflug von aussichtslosem sexuellem Begehren, doch irgendwann in der Zeit, als Granitas Befehle noch wirkten, ist bei mir die absolute Fixierung auf Petruchio zu etwas geschwunden, mit dem ich leben kann.) Vielleicht – und das ist ein großes Vielleicht – kann ich eine Vereinbarung mit seiner Gebieterin treffen, aber kann man ihr trauen? Außerdem verfüge ich als Lady Katherine Sorico über eigenes Vermögen. Was soll ich, völlig auf mich allein gestellt, unternehmen? Da ich es nicht recht weiß, beschließe ich, das zu tun, was sich als Erstes anbietet: mit dem Geschäftsführer meiner Bank zu reden.
    Es hat seine Vorteile, eine Aristo zu sein (oder als solche durchzugehen), und immerhin bin ich Lady Katherine Sorico. Nicht nur hat mir die Firma Jeeves die freizügige Nutzung dieser Identität gestattet, meine Ankunft in Begleitung von Granita Ford hat dieser Identität auch Glaubwürdigkeit verliehen. Ich bin eine öffentlich bekannte Person, verfüge über (geringfügige) eigene Mittel, die mir Unabhängigkeit geben, und bin einem Klan von Sklavenhaltern in Etrusca angeschlossen. Also kann ich auch zum Eingang der örtlichen Filiale der Banco di Nuovo Ambrosiano marschieren (oder hüpfen) und laut verkünden: »Ich bin Katherine Sorico und möchte mit dem für mein Vermögen zuständigen Geschäftsführer sprechen.« Und sie machen mir die Tür tatsächlich auf!
    »Madame Sorico! Welche Freude, Sie zu sehen!« (Als hätte er meinen Besuch nicht erwartet.) Der Geschäftsführer verbeugt sich
und gibt so schnarrende Töne wie eine billige Fiedel von sich, während er über den glänzenden Boden aus künstlichem Marmor auf eine echte Holztür zugeht. »Wenn Sie mir bitte folgen würden?« Offenbar sind überhaupt keine weiteren Kunden in der Bank, was ich bemerkenswert finde. »Führt Sie eine bestimmte Angelegenheit zu uns? Was kann ich für Sie tun?«
    Ich mustere ihn mit gewissem Interesse, denn er wirkt wie eine Mischung aus Jeeves und Daks. Zwar ist er unseren Schöpfern der Gestalt, Größe und dem Geruch nach nicht ähnlich, und viele Besonderheiten zeigen, dass er für niedrige Temperaturen und geringen Druck geschaffen ist, aber die zuckersüße, schleimige Art, die Verbindlichkeit, die er wie in Wellen ausstrahlt, ist mir durch und durch vertraut. »Also gut«, ich lächle, »zunächst würde ich gern meinen Vermögensstand überprüfen. Ich habe eine sehr anstrengende Reise hinter mir, wie Sie sich bestimmt vorstellen können, und hatte dabei leider kaum Gelegenheit, mich in dieser Hinsicht auf dem Laufenden zu halten.«
    »Der aktuelle Vermögensstand der Dame«, er macht eine Kunstpause, »selbstverständlich, sofort! – Crabbit, bitte kümmern Sie sich um den Identitätsnachweis«, befiehlt er mit nach oben gewandtem Gesicht. Unverzüglich öffnet sich eine Deckenluke, und ein kleines Geschöpf schwebt hinunter. »Hier, Sir! Äh, Madame!«,

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