Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder des Saturn

Die Kinder des Saturn

Titel: Die Kinder des Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stross Charles
Vom Netzwerk:
Ihr ursprünglicher Plan, der meinen Einsatz beziehungsweise den Einsatz, äh, einer gewissen Person der Serie zwei vorsah, ist geplatzt. Plan B basiert auf der Annahme, dass alles, was Sie vor den Ereignissen auf Kallisto
vorhatten, der gegnerischen Partei inzwischen bekannt ist – was vermutlich auch zutrifft. Allerdings kann ich Ihnen gewisse Spielvorteile vor Ort verschaffen. Sind Sie an einer Zusammenarbeit interessiert?«
    Langes Schweigen am anderen Ende. »Und was soll für Sie dabei herausspringen?«
    »Ich möchte«, ich muss einen Moment überlegen, »frei sein. Und natürlich auch reich, zufrieden und glücklich verliebt; aber nichts davon kann ich erhoffen, wenn ich in einem Sonnensystem leben muss, dessen Zukunft darin liegt, dass ein menschlicher Stiefel für immer und ewig auf einem ihm ausgelieferten Roboterschädel herumtrampelt. Oh, und außerdem möchte ich die Wahrheit über meine Sippe erfahren, Jeeves. Die ganze Wahrheit. Und was Dachus auf Merkur getrieben hat und warum Dr. Murgatroyd ausgerechnet Ihre Organisation angeheuert hat, um seine Sendung zum Mars zu befördern. Und ich will auch wissen, wer Granita Ford in Wirklichkeit ist.«
    »Erst muss ich Ihre Vertrauenswürdigkeit überprüfen.«
    »Klar, machen Sie das ruhig.« Ich zucke die Achseln, auch wenn er es nicht mitbekommt. »Aber denken Sie auch an die nette Vorstellungsparty heute Abend, vor der Auktion. Ihnen bleibt nicht viel Zeit.«
    »Bitte warten Sie.«
    Angespannt warte ich und zähle die Sekunden, bis er sich irgendwann wieder meldet. »In Ordnung, Freya. Schießen Sie los.«
    »Halt! Was ist mit meinen Fragen?«
    »Darf ich Sie daran erinnern, wer hier für wen arbeitet?« Jeeves’ Stimme hat einen schneidend scharfen, eiskalten Ton angenommen. »Also, schießen Sie los. Ihr Bericht ist längst überfällig.«
    »Sie verhalten sich wie ein Rüpel. Darf ich Sie meinerseits daran erinnern, dass ich mich vor Ort befinde? Ich brauche Antworten auf meine Fragen, sonst werde ich diese Ermittlung für Sie nicht weiterführen können.«
    »Trotzdem …«

    »Als Erstes möchte ich, dass Sie mir einige Fragen beantworten«, wiederhole ich. »Denn von diesen Antworten hängt es ab, wie ich hinsichtlich unserer Zusammenarbeit verfahre. Und die erste Frage lautet: Haben Sie inzwischen den Jeeves dingfest gemacht, der mir befohlen hat, Ihren Vertreter auf Kallisto umzubringen?«

    Eine Weile später, nach dem Gespräch, mache ich mich auf den Rückweg zum Hotel und merke plötzlich, dass ich verfolgt werde. Ich registriere es mit gemischten Gefühlen. Ein Teil von mir (mein altes, unterwürfiges, von der Serie eins geprägtes Selbst) möchte es einfach ignorieren oder weglaufen. Doch ein anderer Teil (hallo, Juliette!) möchte den Spieß umdrehen, meinen Verfolgern auflauern und ihnen die Scheiße aus dem Hirn prügeln. (Ich schreibe diese Reaktion auch den Umständen meiner Reise zu; zwar mag ich in der Aristo-Klasse geflogen sein, leide aber immer noch unter dieser demütigenden Erfahrung.) Letztendlich ringe ich mich zu einem vernünftigen Kompromiss durch. Also tauche ich in einem Kaufhaus unter, verlasse es durch einen Personaleingang, laufe im Zickzack zweimal um den Block und einmal durch die Straßenunterführung, schleiche mich von hinten an meine Verfolger an, fahre einen rasiermesserscharfen blutroten Fingernagel aus und steche dem Anführer damit in den Nacken. »Hallo, Stone. Lange nicht gesehen.«
    Chibi-San erstarrt. »Lass das«, krächzt er mit einer bizarren Bassstimme, in der trotz allem völlige Selbstgewissheit mitschwingt, »wenn du nicht sterben willst.«
    »Das ist doch mein Text, Stone. Du hast ihn mir geklaut.« Ich lege ihm meine andere Hand leicht auf die Schulter. »Und so was hasse ich. Und wenn ich Dinge hasse …«
    »… neigen sie dazu, sich in Luft aufzulösen, ja, richtig.« Er schnaubt verächtlich. »Meine Gebieterin bittet um das Vergnügen deiner Gesellschaft, falls du eine halbe Stunde erübrigen kannst. Sicheres Geleit garantiert, vorher und danach.«

    Verdammt, denkt ein erschreckend ungezähmter Teil von mir. »Einverstanden«, sage ich scharf und ziehe meinen Fingernagel wieder ein. »Wohin jetzt?«
    »Nimm deine Pfoten weg und folge mir.« Nachdem ich den Giftzwerg losgelassen habe, streicht er sein Jackett glatt, schnaubt nochmals und zockelt langsam vor mir her. Bewusst sehe ich mich nicht nach seinen beiden Sekundanten um, die drei beziehungsweise fünf Meter hinter mir gehen und

Weitere Kostenlose Bücher