Die Kinder des Saturn
Kleinaktionärin an der Schwarzen Klaue beteiligt. Hingegen spielt Granita Ford dort eine sehr
viel wichtigere Rolle, denn sie hat in diese Unternehmensgruppe eine Summe investiert, die mehr als ein Prozent von deren Grundkapital ausmacht. Die anderen Gruppierungen umfassen konkurrierende Aristo-Konsortien, einige Dachorganisationen der Regierungen auf der Erde (vertreten durch deren von Aristos betriebenen Öffentlichen Dienst), mindestens einen größeren religiösen Orden und sogar die Pink Goo -Polizei. (Schließlich verfügt sie jetzt, nachdem sie die Umwelt-Budgets der verbliebenen Erdregierungen drastisch beschnitten hat, über das nötige Kleingeld, um sich einen Sitz an der Tafel zu erkaufen.) Im Übrigen geht es hier auch nicht nur um diese eine Versteigerung. Mindestens zwei andere große Konsortien von Geheimlaboren haben daran gearbeitet, auf Grundlage ihrer Datenbänke das Genom unserer Schöpfer zur Produktionsreife zu bringen. Innerhalb des Wirkungsbereichs der Pink Goo -Polizei mögen sie Geächtete sein, hier draußen jedoch gelten sie als wichtige Unternehmen. Allerdings ist die Versteigerung, an der ich teilnehmen soll, diejenige, die wirklich zählt, weil es hier noch am ehesten um ein lieferfertiges Produkt geht. Das ist wirklich eine große Sache, und ich bin nur eine kleine Schachfigur mit geringem Durchblick.
Ich sitze gerade auf dem Balkon meines Zimmers und sehe zu, wie zwei Ziegen sich von oben nach unten durch einen Baum fressen – vermutlich waren ihre Vorfahren auf der Erde nicht so akrobatisch veranlagt -, als die Tür aufgeht. »Herrin«, sagt einer der zwergwüchsigen Bediensteten zu mir (es ist weder Bill noch Ben), »meine Gebieterin verlangt nach Ihnen.«
»Wie sie wünscht.« Hinter ihm gehe ich den Gang entlang bis zu Granitas Empfangszimmer, wo mich eine unangenehme Überraschung erwartet. Granitas Stab von Gecken steht nervös herum, genau wie ihre anderen Bediensteten. Sogar zwei Soldaten mit Scherenhänden sind anwesend. »Was geht hier vor?«, frage ich den Zwerg, während sich die Innentür öffnet und Granita hereinstolziert.
»Guten Morgen.« Mit einem einzigen Blick sondiert sie den Raum so eingehend, dass ich mich einen Moment lang wie nackt
fühle und mir sicher bin, dass ihre Soldaten sich gleich auf mich stürzen werden. Doch dieser Moment geht vorbei, und es gelingt mir, die heftige Abneigung zu kaschieren, die ich bei Granitas Anblick empfinde. (Schließlich hat sie mich gedemütigt und mir fünf Jahren meines Lebens geraubt. Außerdem hat sie höchstwahrscheinlich eine meiner Schwestern umgebracht. Und um das Ganze noch schlimmer zu machen, wollte sie mir sogar den Sex verbieten! Sollte all das nicht ausreichen, nach Rache zu dürsten?!)
»Sicher fragt ihr euch alle, warum ich euch heute Morgen hierherbestellt habe. Das hat einen einfachen Grund: Heute Abend veranstaltet der Hauptanbieter, das Sleepless-Kartell, eine Party zur Eröffnung der Messe. Die Veranstaltung dient lediglich dazu, uns auszuhorchen, herauszufinden, was wir über unsere Geldgeber wissen, und so viel wie möglich über uns zu erfahren. Allerdings geht es nicht nur um uns: Sie haben auch all unsere Konkurrenten eingeladen. Deshalb möchte ich, dass ihr darauf vorbereitet seid, einen guten Eindruck zu machen, aber keine Informationen preiszugeben. Unsere Verhandlungen liegen in den Händen meiner Schwester.« Ihre Wange zuckt. »Oh, noch etwas. Vielleicht wird jemand versuchen, uns in Verruf zu bringen oder auf andere Weise zu schaden. Ich denke dabei an unsere Feinde. Ich möchte nicht, dass ihr irgendeinen Streit vom Zaun brecht. Allerdings solltet ihr paarweise auftreten. Ich möchte niemanden sehen, der allein irgendwo hingeht, aus meinem Blickfeld verschwindet oder die Party auf eigene Faust verlässt. Verstanden?«
Feinde? Zwar kann ich mir einige vorstellen, aber niemanden, der Granita hier zufällig über den Weg läuft. Ich will schon den Kopf schütteln, als Juliette mir, metaphorisch gesprochen, einen heftigen Rippenstoß versetzt, also nicke ich stattdessen.
»Kate, ich will mit dir unter vier Augen reden«, setzt Granita nach und wendet sich um, um in ihre Suite zurückzukehren. Ich gehe ihr nach und habe dabei Angst, auf irgendeine Weise zu verraten, dass ich ihr nicht mehr hilflos ausgeliefert bin.
»Schließ die Tür hinter dir.« Nachdem ich es getan und mich umgedreht habe, sehe ich, dass Granita mit einem fast einen Meter langen Schiffskoffer kämpft. »Hilf
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