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Die Kinder des Saturn

Die Kinder des Saturn

Titel: Die Kinder des Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stross Charles
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gar nicht in Anbetracht der speziellen Vorkehrungen, die für diesen Flug getroffen wurden. Doch nun hat mir mein Sicherheitsbeauftragter mitgeteilt, dass vor unserem Eintreten in die Umlaufbahn mit siebzigprozentiger Wahrscheinlichkeit mit einem Anschlag auf Ihr Leben zu rechnen ist. Und die Manipulationen an meiner externen Kommunikationsverbindung legen nahe, dass sich die Eindringlinge bereits an Bord dieses Schiffes befinden.«
    »Oh je.« Angespannt bleibe ich im Bett liegen und unterdrücke mit Mühe einen lauten Fluch. »Also, was schlagen Sie vor?«
    »Darf ich fortfahren?« Die Pygmalion klingt leicht pikiert darüber, dass ich keine Panik zeige. Ich nehme mir kurz Zeit, mich wieder zusammenzureißen. »Ja, bitte.«
    »Vor einer Stunde habe ich vom Marshafen routinemäßig eine Übersicht über den neuesten Stand des Langstreckenverkehrs angefordert. Wie Ihnen vielleicht bekannt ist, überwacht die Pink Goo -Polizei derzeit den gesamten Verkehr zur Umlaufbahn. Offenbar ist jedoch ein Schiff mit gleichem Flugplan wie wir zum Marshafen unterwegs und uns nur um rund tausend Sekunden voraus, obwohl es in der Verkehrsübersicht nicht erwähnt wird. Außerdem ist es anscheinend ein Nahverkehrsschiff, das mit geringer Antriebskraft, aber hoher Schubkraft manövriert. Ich verfüge nicht über all seine Flugdaten und beabsichtige auch nicht, sie anzufordern, aber ich sollte wohl erwähnen, dass es verdächtig
einem Bootstyp ähnelt, den die Pink Goo -Polizei gern als Dienstfahrzeug einsetzt. Selbstverständlich ist bloße Ähnlichkeit noch kein Beweis dafür, dass es wirklich ein Polizeiboot ist. Außerdem könnte die erhöhte Alarmbereitschaft der Polizei auch eine ausgezeichnete Tarnung für Leute abgeben, die Übles im Schilde führen – beispielsweise ohne Erlaubnis an Bord eines Handels- und Transportschiffes zu gehen.«
    »Also gut.« Ich denke intensiv nach, ehe ich die nächste Frage stelle. »Wann rechnen Sie mit dem Versuch, unser Schiff abzufangen?«
    »Uns bleiben noch rund zwölf Stunden. Und ich kann dieses Schiff nicht abhängen oder ausmanövrieren.« Die Pygmalion zögert kurz. »Allerdings möchte ich Ihnen einen Vorschlag machen …«

    Falls man sich wünscht, ein hohes Lebensalter zu erreichen, sollte man gewisse Dinge unterlassen. Vor allem sollte man nichts verspeisen, das größer ist als der eigene Kopf. Aber fast genauso sorgfältig sollte man alles vermeiden, das verlangt, auf der Außenhülle eines Raumschiffs herumzukrabbeln. Insbesondere gilt das, wenn das fragliche Raumschiff ein zwischen den Planeten pendelndes Linienschiff ist, das freie Fahrt voraus macht und dessen Antriebssystem rotierende Magnetfelder umfasst, denn diese Magnetfelder erzeugen in der Plasmablase ringsum Ströme von unzähligen Ampere. Falls man dem Antennenantrieb zu nahe kommt oder die Plasmaschleife aus Versehen mit der Schiffshülle kurzschließt, passiert mit ein bisschen Glück nichts weiter, als dass man stirbt. Doch wenn man Pech hat … Nun ja, die Elektronenwanderung im Inneren eines Körpers führt bekanntlich weder schnell noch schmerzlos zum Tod.
    Aus ebendiesem Grund sitze ich jetzt in der hinteren Wartungsschleuse der Pygmalion , trage einen hastig hergestellten schwarzen Kettenpanzeranzug, habe mir meinen Seelenfriedhof innen am Oberteil festgebunden und umklammere das Ende eines Kabels,
das mit einem Lichtwellenleiter ausgestattet ist. Gleich werde ich über Bord springen, direkt auf die Plasmablase zu.
    »Das kann nicht gutgehen«, sagt Bill oder Ben. »Wie wär’s, wenn wir die Dame ausweiden, die Ware bunkern und die Belohnung dafür selbst einstreichen?«
    »Du hast ja nur Höhenangst«, spottet Ben oder Bill. »Jedenfalls reagiert die Ware empfindlich auf ihre Umgebung und wird ohne dieses Monster nichts ausbrüten, wie der Boss gesagt hat. Wir brauchen die Dame lebend.«
    »Ihr könnt mir keine Angst machen«, sage ich und lasse die Füße über dem blau schimmernden Abgrund baumeln. »Kann einer von euch schon das Schiff sehen?«
    »Nee.«
    »Gut.« Vor einer Minute war es kurz zu sehen, ehe es aufgrund der langsamen Drehung der Pygmalion aus unserem Blickfeld oberhalb des Schiffsrumpfs verschwand. Als ich mich vorbeuge, habe ich ein Gefühl im Bauch, als würde mir gleich übel, will es aber in Gegenwart meiner beiden rüpelhaften Helfer nicht zeigen. »Also gut, ihr zwei, klettert rauf.«
    Bill (oder Ben) hüpft auf mich zu und hält sich an meinen Schultern fest. Das Aktivierungsgerät

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