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Die Kinder des Saturn

Die Kinder des Saturn

Titel: Die Kinder des Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stross Charles
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mich darauf verlassen, dass diese grässlichen beiden Zwerge mich hier herausholen, wenn die Pygmalion am Marshafen anlegt und ihr Segel abschaltet. Doch zumindest kann ich von hier aus die anderen Passagiere gut im Auge behalten. Und so bin ich gerade dabei, gelangweilt und zugleich sehnsüchtig zum Großen Salon zu blicken und zuzusehen, was sich dort tut, als die Dinge in Bewegung geraten.
    Nach Bordzeit ist es noch früher Morgen, doch die Pygmalion hat jeden vorgewarnt, dass bald mit gewissen Unannehmlichkeiten zu rechnen ist. Die Lyrae-Zwillinge hocken in ihrer gewohnten
Ecke und arbeiten sich ungerührt durch einen Stapel Pfannkuchen. Reza Agile und Sinbad-15 sitzen in der Nähe und beschäftigen sich mit dem Brettspiel GO, während Mary X. Valusia für Granitas Tross tanzt. Die Höflinge haben sich am anderen Ende des Salons zusammengeschart, weit entfernt von den furchtbaren Zwillingen. Doch die ehrwürdige Granita Ford selbst…
    »Achtung, Achtung!« Elektrosprache, übermittelt von der allgemeinen Sprechanlage der Pygmalion , dringt mir lautstark durch den Kopf. Sofort spanne ich mich an. »Achtung, Passagiere und Leitung des Raumschiffs Pygmalion . Hier spricht die Hafenbehörde. Wir fordern Sie auf, sich an Bord aufzustellen und für eine Inspektion bereitzuhalten. Ein Polizeiboot wird demnächst an der Pygmalion anlegen. Jeder Widerstand stellt eine Verletzung der Quarantänebestimmungen dar und wird streng geahndet werden.«
    »Was?«, brüllt Reza Agile und springt so plötzlich auf, dass sie gegen die Decke prallt. »Was ist hier los, Schiff? Will man uns nur aufhalten, oder ist das ein Hinterhalt? Ich verlange eine Erklärung!« Gleich darauf geht ihr Protest im Stimmengewirr der anderen Passagiere unter.
    »Achtung, wir legen jetzt an.«
    »Es war ja auch zu schön, um wahr zu sein«, seufzt Sinbad- 15.
    »Hat irgendjemand heute schon die anderen Passagiere gesehen?«, fragt einer der Lyrae-Zwillinge nachdenklich. »Ich finde es interessant, dass Ford und ihr Flittchen bis jetzt nicht aufgetaucht sind.«
    »Das ist bestimmt eine Verschwörung!« Agile ist die Erregung deutlich anzumerken. »Die Ford hat uns schon die ganze Reise über genau beobachtet. Die wird ihren Lakaien befehlen, uns alle zu erfassen und mit Kontroll-Chips auszustatten. Sie will uns zu Arbeitssklaven machen!«
    Genau in diesem Moment stürmt Granita in den Salon, im Schlepptau zwei Arbeitssklaven, die sich verzweifelt bemühen, sie
fertig anzukleiden. »Was ist das für ein Tumult?«, fragt sie herrisch.
    »Achtung, Achtung! Bei Androhung sofortiger Festnahme, sollten Sie nicht kooperieren, werden Sie all unsere Anweisungen befolgen. Wir kommen jetzt an Bord.«
    Ich wende den Blick von der heimlich beobachteten Szene ab, bei der ich jedes Wort mithören konnte. Denn über mir, jenseits des bläulichen Schimmers, der vom Antriebsfeld ausstrahlt, kann ich jetzt den dunklen Umriss eines schnittigen Objekts erkennen. Während es zur Pygmalion manövriert, flammen an den Seiten in kurzen Abständen blendend helle Lichter auf. Zugleich flackern Blitze über den oberen Teil des glühenden Magnetsegels. Die Abgase dieses Störenfrieds stellen seltsame Dinge mit der Plasmablase an.
    »He, seht ihr das?« (Ich habe die Nackenbuchsen meiner nervenden Helfer, die immer noch im Sack stecken, mit Verbindungskabeln versehen – nur für den Fall, dass ich ihren ätzenden Sarkasmus irgendwann vermissen sollte. Jetzt scheint sich diese Vorkehrung zu bewähren.) »Sollten wir daran denken, unseren Standort zu verlagern?«
    »Jawoll.« Ich weiß nicht, ob Bill oder Ben geantwortet hat, aber glücklich klingt er nicht gerade. »Sieht aus wie eine VASIMR mit magnetoplasmadynamischem Antrieb und hoher Schubkraft. Die können sie zwar nicht lange aufrechterhalten, aber wenn sie nicht bald andocken, gibt es in der Plasmablase einen Kurzschluss. Sieh mal nach unten.«
    Ich beherzige seinen Rat und wünsche gleich darauf, ich hätte es nicht getan. Das blaue Nichts unter meinen Füßen schimmert auf und kräuselt sich wie eine Meeresoberfläche bei aufziehendem Sturm. Außerdem weist es an manchen Stellen Einfärbungen auf, die an Rost erinnern. »Sieht nicht gerade vertrauenerweckend aus, wie?«
    »Wird schon gutgehen«, meldet sich Ben oder Bill – jedenfalls spricht jetzt ein anderer als zuvor. »Sie befinden sich im Endanflug. Wird jetzt nicht mehr lange dauern. Schaut nur, wie das
Ding vorankommt. Das ist tatsächlich die Schubkraft einer

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