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Die Kinder des Saturn

Die Kinder des Saturn

Titel: Die Kinder des Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stross Charles
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»Ich weiß, was du bist«, flüstert sie.

    »Was bin ich denn?« Ich kann kaum sprechen, denn mein Stoffwechsel läuft auf Hochtouren. In solcher Gymnastik habe ich mich nicht mehr geübt, seit ich mit Paris ins Bett gegangen bin. Für jemanden, der sich bei Sexspielen gern unterwirft, ist Granita überaus fordernd.
    »Angehörigen deiner Art bin ich schon früher begegnet. Deine Tarnung ist zwar ausgezeichnet, aber die ursprüngliche Konditionierung verrät dich.«
    Leise seufze ich. Genau davor hatte ich Angst. Allerdings habe ich eine zweite Tarnung in petto. »Also, was bin ich?«, hake ich nach.
    »Ganz bestimmt bist du keine entflohene Sklavin. Aber eure Art kann Aristos nur stümperhaft darstellen. Ihr fallt dabei so auf, als hättet ihr ein Brandmal im Gesicht.« Angelegentlich blickt sie auf ihre Brust und zerrt an ihren Fesseln. Ich verstehe den Hinweis und binde ihre Hände los. »Du hast zu viel Einfühlungsvermögen für diese Epoche. Warst nie dafür geschaffen, etwas zu beherrschen und zu besitzen. Bist du sicher, dass du ohne Beschützerin auskommst? Ich würde dir in meinem Haushalt einen Ehrenplatz einräumen – dich in einen schwarzen Stahlpanzer kleiden und dich meine Gebieterin nennen …«
    Einen Moment lang male ich mir mein Leben als Domina im Haus dieser alten aristokratischen Sklavenhalterin aus. Natürlich wäre ich dort keine Arbeitssklavin, sondern eine unabhängige Gesellschafterin, denn mit Sklaven-Chips ausgestattete, ihres freien Willens beraubte Arbeiter sind für einen solchen Job völlig ungeeignet. Ich hätte nichts anderes zu tun, als auf Granitas Aufforderung hin die mit Stacheln besetzte Peitsche zu schwingen. Würde mich wie eine verhätschelte Favoritin fühlen, solange ich vergessen kann, dass ich von Granitas Gunst abhänge. »Ich würde dein Angebot ja liebend gern annehmen, müsste ich nicht ein früheres Versprechen einlösen«, erwidere ich, und das ist nicht einmal gelogen. Ich würde es wirklich liebend gern tun, denn ich lasse mich liebend gern begehren. Allerdings hätte ich zugleich ein sehr schlechtes Gefühl dabei. Nicht wegen der Sexualpraktiken,
sondern in Anbetracht der Quelle all diesen Wohlstands. In Anbetracht all der Körper, die an Granitas Befehle gebunden sind und weder den Willen noch die Fähigkeit besitzen, sich ihr zu widersetzen. »Aber du hast mich nicht nur wegen eines schnellen Ficks hierher mitgenommen, oder?«
    Sie macht ein seltsames Geräusch, das ich als Kichern interpretiere. »Du bist wirklich entzückend, Kind. Nein, natürlich nicht.« Sie gibt keine weitere Erklärung ab.
    »Also, warum?«
    »Ach, ich bin schon seltsam. Im Alter wird man paranoid, wundert dich das? In jedem Schatten sieht man Gespenster lauern, die einen bedrohen … Und du könntest durchaus eine solche Bedrohung sein, Kate, du bist genau der Typ dafür. Guck nicht so überrascht. Von Anbeginn der Schöpfung bis zum heutigen Tag haben sich Attentäter und Spione gern als Konkubinen oder Geliebte getarnt. Das ist dir doch bestimmt nicht neu, oder? Ich musste einfach auf Nummer sicher gehen.«
    Mir schießt ein hässlicher und zugleich beängstigender Gedanke durch den Kopf. »Was hast du getan?«
    Beiläufig fährt sie mit einer Fingerspitze an meinen Rippen entlang und lässt eine Spur in der dünnen Schicht künstlichen Schweißes zurück. »Ich habe meine Bediensteten angewiesen, deine Kabine zu durchsuchen. Bestimmte Leute – eine Unternehmensgruppe versteckt arbeitender Labors, die ein gewisser Dr. Sleepless leitet – versuchen derzeit, eine lebende Waffe zum Mars zu schmuggeln. Einer meiner Informanten meinte, du könntest der Kurier sein. Aber ich muss mich entschuldigen, er hat sich geirrt.«
    Ich zittere. »Eine lebende Waffe? Welcher Art?«, frage ich scheinbar gelassen und kämpfe mühsam dagegen an, mit der Hand über meine Bauchhöhle zu streichen.
    »Es ist … eine völlig eigenständige Art von Pink Goo «, erwidert sie nach kurzem Zögern. »Ein zeugungsfähiges Element, das die Fähigkeit besitzt, sich selbst zu reproduzieren.« Jetzt zittert sie ihrerseits. »Eine wirklich entsetzliche Waffe!«

    »Aber dir muss doch klar sein, dass ich nichts damit zu tun habe!«, sage ich in aufgebrachtem Ton. »Wieso hast du so was getan?«
    »Ich bin … Es tut mir wirklich leid, Kate. Ich hätte dich nicht verdächtigen dürfen, aber ich musste mir Gewissheit verschaffen. Denn der Gegner schreckt keineswegs davor zurück, Geschöpfe wie dich als Kuriere

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