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Die Kinder des Saturn

Die Kinder des Saturn

Titel: Die Kinder des Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stross Charles
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kleinen Hofstaat zurückgreifen, wenn sie Zerstreuung und sexuelle Befriedigung sucht. Aber sie schenkt mir so viel Aufmerksamkeit, dass die Beachtung nicht zufällig sein kann, bittet mich, ihr Kartenspiele beizubringen, die sie eindeutig schon seit Jahrhunderten kennt und höchstens vergessen hat, und diskutiert mit mir die ungarische Volksmusik des sechzehnten Jahrhunderts mit einem Insiderwissen, das schon an sich verdächtig ist. Geziert fragt sie
mich sogar nach meiner Meinung zu Sexorgien – als hätte die ehrenwerte Katherine Sorico zu diesem Thema mehr beizutragen als ein reizendes Erröten der Ohren und ein Erbeben des Busens.
    Inzwischen hat die Pygmalion bereits das Bremsmanöver eingeleitet und kreuzt heftig gegen den Solarwind. Der Raumhafen des Mars ist jetzt so nah, dass ich Dr. Murgatroyds Anweisungen befolgt, mein Frachtgut aktiviert und in dem Inkubator in meiner Bauchhöhle installiert habe.
    Als Granita eine Augenbraue hochzieht, weiß ich, was sie will, denn das hat sie mir mittlerweile beigebracht. Also klappe ich mein Spielbrett zusammen, schwebe mit mehreren Sprüngen quer durch den Salon zu ihr hinüber und füge mich punktgenau in ihren Kreis ein, denn Granitas gesichtslose Nullen haben mir instinktiv Platz gemacht. »Guten Morgen, Kate!« Granita schafft es tatsächlich, so zu klingen, als wäre sie von meiner Anwesenheit positiv überrascht. »Haben Sie eine Minute Zeit für mich? Es gibt da einige Dinge, zu denen ich gern Ihre Meinung hören würde.«
    »Selbstverständlich.« Ich erwidere ihr Lächeln.
    »In meiner Kabine, wenn es Ihnen nichts ausmacht. – Eine vertrauliche Unterredung, fürchte ich«, setzt sie für ihre Höflinge nach.
    Als sie sich von ihrem Stuhl erhebt und davonschwebt, bauschen sich Schichten von Chiffon aus Kohlenstofffasern auf. »Kommen Sie mit, Kate?«
    Das ist neu. Neugier, Erregung und ein ganz klein wenig Angst bringen mich leicht durcheinander, als ich ihr durch die Gänge zum Hoteldeck folge.
    Wie armselig meine kleine Kabine ist, wird mir klar, als ich durch die Luftschleuse in Granitas Quartiere gelange. Ihre Kabine ist fast so geräumig wie der Große Salon. Dicht übereinander gestapelte Teppiche an Wänden und Zimmerdecke und dünne Raumaufteiler aus Stoff verleihen ihr das vornehme Ambiente einer üppig ausgestatteten Privatsuite. Das Bett, eine riesige Hängematte, so hauchdünn wie ein Spinnennetz, nimmt die halbe
hintere Wand ein und ist übersät mit Kissen und Überwürfen, die die Haltegurte für Hand- und Fußgelenke allerdings nicht ganz verbergen können. »Wir möchten ungestört sein«, befiehlt sie, als die Tür sich hinter uns schließt. »Zieh dich zurück, Pygmalion .«
    »Zu Befehl«, erwidert das Schiff in einem mir unbekannten Ton. Als wir plötzlich allein sind, beginne ich zu zittern, denn schlagartig wird mir bewusst, welche Leere hinter der am Außenschott angebrachten Hängematte lauert.
    »Kommen Sie, leisten Sie mir Gesellschaft, meine Liebe.« Granita klopft auf den Bettüberwurf neben sich. Ich nehme subtile Hinweise wahr, die mich so beunruhigen, dass sich der systolische Rhythmus der Pumpen in meinem Brustkorb beschleunigt. »Ich beiße nicht.« Sie lächelt spitzbübisch. Es ist eine Einladung, die ich nicht ausschlagen kann, eigentlich auch gar nicht ausschlagen will . Granitas Absichten sind gar nicht zu verkennen, denn sie raspelt Süßholz, und ich lasse mich mit wachsender Erleichterung von ihrem Liebesgeflüster umgarnen. Endlich!
    Eindeutig spielt sie am liebsten die Rolle des Eroberers. Also reagiere ich passiv, als sie mich küsst, und öffne die Arme für sie. Doch gleich darauf nimmt das Programm eine unerwartete Wendung. »Ich will dir gehören, Kate. Leg das da an.« Sie reicht mir eine Maske mit Sehschlitzen. Während Granita, deren Finger vor mühsam beherrschter Erregung zittern, an den Verschlüssen ihrer komplizierten Aristo-Kluft herumfummelt, streife ich die Maske über. »Du willst mich beherrschen, stimmt’s, meine Liebe? Ich gehöre dir, ich bin dein Eigentum! Mach mit mir alles, was du willst!« Also hegt diese eiskalte Aristo heimlich Unterwerfungsfantasien, eine verborgene Sehnsucht nach einem strengen Schöpfer? Ich schrecke leicht zurück, auch wenn mein Training automatisch die Führung übernimmt, während ich überlege, wie ich ihre Wünsche am besten befriedigen kann.
    Als ich später erschöpft und schweißglänzend neben ihr liege, dreht sie leicht den Kopf und lächelt mich an.

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