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Die Kinder des Saturn

Die Kinder des Saturn

Titel: Die Kinder des Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stross Charles
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für mein Frachtgut hat er sich wie einen kleinen Rucksack auf den Rücken geschnallt. Langsam drehe ich mich nach vorn, lasse mich aus der Luftschleuse hinaustreiben, nach unten, und halte mich am Rand mit einer Hand fest. Die beiden Säcke, von denen meine Rettung abhängt – einer leer, der andere voll -, baumeln von meinem Gürtel herunter. Mit der freien Hand halte ich das Ende des Kabels so, dass Ben (oder Bill) danach greifen kann. »Kannst du die Buchse sehen?«
    »Ja.« Jetzt, da wir von Bord gegangen sind, verhalten die beiden sich völlig professionell. »Ich hab’s.« Ich blicke nach oben, allerdings ist mein Sichtfeld durch die engen Augenschlitze beeinträchtigt, die die einzige Öffnung in meinem Schutzanzug darstellen. Bills (oder Bens) winzige Finger sind fieberhaft dabei, das Kabel an einem der Haltegriffe unterhalb der Luftschleuse
festzuzurren und den Stecker des Glasfaserkabels mit der Kommunikationsbuchse zu verbinden. Gleich darauf späht ein weiterer Chibi-Kopf über den Rand der Luke. »Beeilung!«, flüstert er. »In einer Minute werden die über dem Horizont auftauchen.«
    »Bin sofort fertig. Okay, ihr könnt sie jetzt zumachen.« Ich baumle vom Kabel herunter, während Bill und Ben die Schleusentür schließen und an meinem Rücken herunterklettern. »Mach den Sack schon auf, Gliederpuppe.«
    »Ist auf.« Ich halte den leeren Sack so auf, dass beide hineinkriechen können. Danach ziehe ich dessen Drahtschlinge zu und vergewissere mich nochmals, dass er sicher an meinem Gürtel befestigt ist. Der Sack mit den beiden Knirpsen gleicht das Gewicht des vollen Sacks aus, der an der anderen Seite des Gürtels baumelt. Gleich darauf spule ich das Kabel ab und lasse mich nach und nach zu der blauen Oberfläche unter mir hinunter, die nur nebelhaft zu sehen ist.
    Dieses Verschwommene ist der Plasma-Magnet, auf den sich das M2P2-Segel der Pygmalion stützt. Leistungsstarke Funksender ionisieren das Gas, induzieren elektrische Ströme und erzeugen auf diese Weise ein Magnetfeld, das dem Solarwind entgegenwirkt. Wir fallen kopfüber auf den Mars zu und tauchen direkt in den abbremsenden Magnetstrahl von Phobos ein, wobei sich die zehn Kilometer breite Plasmablase zwischen Schiff und Zielhafen im Gleichgewicht befindet. Ich lasse mich am Ende eines Isolierkabels hinunter und trage dabei lediglich einen behelfsmäßigen Schutzanzug, den der Drucker in meiner Kabine auf meine Anweisung hin in aller Eile hergestellt hat. Plasmablasen haben die seltsame Eigenschaft, Radar in der Regel zu blockieren. Und da ich jetzt in einem schwarzen leitfähigen Schutzanzug an einem fünfzig Meter langen Isolierkabel hänge, wird das andere Schiff Bill, Ben und mich nicht ausmachen können – das hoffe ich jedenfalls. Über die Alternativen denke ich lieber nicht so gründlich nach: Falls ich den Kettenpanzer nicht richtig hinbekommen habe, werde ich in seinem Innern verschmoren. Sollten sie uns mit ihren Sichtgeräten wider Erwarten doch ausmachen,
werden sie uns mühelos erwischen. Noch schlimmer wäre es, wenn die Pygmalion die Kabellänge falsch berechnet hätte. Denn falls das Plamasegel uns nicht ausreichend schützt, werden wir tödlicher Strahlung ausgesetzt sein. Dann wird uns der Magnetstrahl, den der Marssatellit Phobos ausschickt, so treffen, als wären wir einem Schneidbrenner ausgesetzte Staubteilchen. Zuversichtlich kann einen keine dieser Möglichkeiten stimmen, aber noch schlimmer wäre es, in meiner Kabine hocken zu bleiben und darauf zu warten, dass die Bullen durch die Luftschleuse stampfen.
    Als wir uns der Plasmahülle nähern, bekomme ich kurz eine Gänsehaut. Gleich darauf tauchen wir ein. Es zucken zwar einige blaue Funken über meinen Schutzanzug, aber es bildet sich kein Lichtbogen. Reflexartig will ich erleichtert aufseufzen, doch das Ausatmen ist im Vakuum sehr unangenehm. Weiter hinunter. Während das Schiff die Geschwindigkeit mit zehn Zentimetern pro Sekunde im Quadrat drosselt, schwingt der leere Abgrund auf mich zu. Von dieser Seite der Barriere aus betrachtet, ist das andere Ende des Magnetsegels kilometerweit entfernt und kaum zu erkennen.
    Hier, in der Blase, habe ich nichts anderes zu tun, als meinen eigenen Energieverbrauch zu überwachen und ein Auge auf die von Bill und Ben heimlich angezapfte Kommunikationsleitung der Pygmalion zu halten. Mir bleiben noch rund zwölf Stunden, bis ich meine Betriebsfunktionen herunterfahren muss, um Saft zu sparen. Im schlimmsten Fall muss ich

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