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Die Kinder des Teufels (German Edition)

Die Kinder des Teufels (German Edition)

Titel: Die Kinder des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Johannes, Kapitel 13, Vers 18 zu lesen war:
    Wer Verständnis hat, berechne die Zahl des Tieres; denn es ist eines Menschen Zahl; und seine Zahl ist sechshundertsechsundsechzig.
    Andererseits, wenn man sich gedanklich von Johannes trennte, konnte aus der 666 auch eine 656 werden, je nach Anhängerschaft der jeweiligen Schrift, die seit vorchristlicher Zeit die Gemüter erregte. Selbst die Zahl 616 fand sich in einer ägyptischen Schriftrolle, allerdings mittels Buchstaben dargestellt – χις, für Chi, Iota, Sigma. Sie alle wollten das Zeichen kennen, in dem der Antichrist auf die Welt kam.
    Crispin hatte viele dieser Schriften studiert und war letztlich zu keinem abschließenden Urteil gekommen, welche Zahl nun die richtige sei, wenn es überhaupt eine Zahl war.
    Letztendlich zählten die Umstände, der Kontext, in dem das Erscheinen des Antichrist gesehen wurde. Und das war teilweise in Würzburg gegeben seit dem Auftauchen eines mehr als außergewöhnlichen Kometen.
    Ihm rechnete Crispin eine besondere Bedeutung zu, gemäß der alten Schrift aus dem Sand des Heiligen Landes, der er großen Glauben schenkte.
    Es treten Ströme Belials über alle Heere, wie Feuersglut vom Himmel herab, die verzehren, um zu vernichten …
    Wie Feuersglut vom Himmel herab. Das war eindeutig. Damit konnte nur ein fallender Stern, ein Komet, gemeint sein.
    Aber es gab noch ein zweites Indiz, das nicht weniger schwer wog – die Teufelskrankheit, die Jakobus getötet und viele andere in den Wahnsinn getrieben hatte. Die verlorenen Seelen hatten in ihrem Wahn von einem Feuer gesprochen, flammengleich, das sie von innen verzehrte. Dazu stand in der alten Schrift:
    Und sie breiten sich aus in lodernden Flammen, bis dass verendet jeder, der von ihnen trinkt.
    Jakobus hatte Kontakt mit diesem Kind gehabt. Waren seine Flammen auf ihn übergesprungen, hatte er von ihnen getrunken , bis er an ihnen verendet war?
    Tobten die Flammen noch immer in diesem Kind, so wie es das Fieber vermuten ließ?
    Crispin kannte keine Antwort darauf. Er würde Gelehrte hinzuziehen, die sich ihrerseits eine Meinung bildeten. Gemeinsam würde man eine Lösung finden.
    Doch wie war das zu bewerkstelligen? In dieser Stadt überführten sie Geistliche des Teufelsbunds und verbrannten sie. Nicht vorzustellen, was sie mit einem Kind anstellten, das im Verdacht stand, der leibhaftige Antichrist zu sein.
    Das Kind musste aus der Stadt weg, so viel war sicher.
    Er würde den Kanzler bitten, ihm eine Amme zur Verfügung zu stellen, damit er das Kind nach Rom bringen konnte. Dort sollte es in Ruhe von den gelehrtesten Köpfen untersucht werden.
    Der Plan klang gut, aber er hatte nicht mit Kathi gerechnet.
    Unvermittelt stand sie in der Tür. Als sie Crispin sah, wie er Michael im Arm hielt und sein Mal begutachtete, gab es für sie kein Halten mehr.
    «Was fällt Euch ein?»
    Sie kam auf ihn zu, forderte das Kind zurück.
    «Beruhige dich», erwiderte Crispin. «Ich will deinem Kind nichts zuleide tun.»
    «Dann gebt es mir.»
    Noch war er nicht so weit. «Sag mir zuerst: Wieso hast du mich belogen?»
    «Ich habe Euch nicht …»
    «Doch, das hast du, von Anfang an. Du heißt nicht Barbara und dein Kind wahrscheinlich auch nicht Otto. Du kommst weder aus einem Dorf, noch hast du eine Mutter, die krank zu Bett liegt. Stattdessen bist du dieses Mädchen, nach dem wir suchen. Deine Mutter ist in der Nacht des Kometen bei der Geburt dieses Kind gestorben. Ist es nicht so?»
    Kathi seufzte. Es hatte keinen Sinn, länger zu lügen.
    «Ja, es stimmt. Ich bin Kathi, und das ist mein Bruder Michael.»
    Eine Stimme hinter ihr wollte genau das bestätigt haben.
    «Dann habe ich dich endlich gefunden», sagte Antonius, an seiner Seite zwei Knechte. «Alle beide festnehmen. Das Kind zu mir.»
    Ein Knecht war sich nicht sicher. «Beide?»
    «Ja.»
    Crispin wollte seinen Ohren nicht trauen.
    «Was fällt dir ein? Die Befehle gebe noch immer ich.»
    «Du hast mir nichts mehr zu befehlen», erwiderte Antonius, «nicht seitdem du diese Hexe und ihren Teufelsbalg vor mir versteckt hältst.»
    «Du irrst dich», widersprach Crispin.
    «Und wie kommt das Kind in deine Arme und das Mädchen auf dein Zimmer?»

    Kaum zu glauben, was ein paar Körner vergifteten Getreides alles anrichten konnten.
    Doch das war erst der Anfang, das schwor sich Wilhelm. Die Knechte des Bischofs sollten noch erfahren, wozu ein Junge fähig war, wenn man ihn aufs Geratewohl abschlachten wollte.
    Sie hatten ja

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