Die Kinder des Teufels (German Edition)
sein.
Er brauchte dringend etwas zur Beruhigung.
«Wein! Bringt einen Krug.»
Der Diener, der an der Tür bereitstand, machte sich eilends davon. «Wein», rief er in den Gang. «Ihre Gnaden sind durstig.»
Vom Lärm aufgeschreckt, trat Antonius aus der gegenüberliegenden Kammer in den Gang. Er sah diesen Mann, der in herrschaftliche Gewänder gekleidet war und Diener befehligte. Es konnte nur der Bischof sein.
«Verzeiht, Eure Gnaden, wenn ich störe.» Er verbeugte sich leicht. «Ich bin Bruder Antonius.»
Der Bischof starrte ihn an, rätselnd, wer dieser Jesuit sein mochte. Dann fiel es ihm ein.
«Antonius … Ja, mein Kanzler hat mir von Euch berichtet. Tretet näher.»
«Leider hatte ich noch keine Gelegenheit, Euch meine Aufwartung zu machen.»
Der Etikette am frühen Morgen überdrüssig, tat er es mit einem Wink ab. Er hatte wahrlich andere Probleme.
«Was führt Euch zu uns?»
«Das Kind, das unter dem fallenden Stern geboren wurde.»
«Richtig, richtig», erinnerte sich der Bischof an den kurzen Bericht seines Kanzlers über die zwei römischen Gesandten. «Wo ist Euer Begleiter?»
«Nebenan.»
«Und das gesuchte Kind bleibt nach wie vor verschwunden?»
Er verkniff sich ein Gähnen. So zeitig war er seit langem nicht mehr aufgestanden, und gefrühstückt hatte er auch noch nicht. Was für ein lausiger Morgen.
«Es befindet sich ebenfalls nebenan.»
Der Bischof glaubte seinen Ohren nicht zu trauen.
«Was habt Ihr da gesagt?»
«Das gesuchte Kind befindet sich nebenan», wiederholte Antonius. «Wollt Ihr es sehen?»
Dieser Mönch schien es ernst zu meinen. Er wies zur Kammer.
«Wenn Ihr mir folgen wollt.»
Wie freundlich und hilfsbereit dieser Dominikanermönch sich anfänglich auch gezeigt hatte, es hatte allein der Ergreifung Michaels gedient. Das war Kathi inzwischen klargeworden. Nie wieder würde sie jemandem trauen, der eine Kutte oder ein Kreuz um den Hals trug. Nie wieder.
Warum um alles in der Welt war sie nur auf das Angebot eingegangen, ihm in seine Kammer zu folgen? Wusste sie denn nicht, dass alle Kuttenträger verlogen waren? Hatte sie denn völlig den Verstand verloren?
Kathi hielt Michael fest in den Armen. Sie zitterte vor Aufregung, oder war es doch mehr die Angst, da sie allmählich begriff, in welcher Situation sie sich befanden?
Weder dieser feiste Jesuit noch dieser hinterhältige Dominikaner sollten je Hand an Michael legen. Dafür würde sie mit ihrem Leben einstehen.
Ihr Blick wanderte unruhig umher, taxierte die Möglichkeit zur Flucht. Von den beiden Knechten, die an der Tür standen und sie bewachten, hatte sie nichts zu befürchten. Die schauten Michael nur zweifelnd an. War er wirklich der Teufelsbalg, nach dem sie seit Wochen suchten? Würde die Seuche auf sie überspringen, wenn sie ihm zu nahe kamen?
Fast wünschte sie es. Dann wäre der Weg frei, und sie könnte mit Michael flüchten.
«Ich habe eine Idee», flüsterte ihr Otto ins Ohr.
Auch er war von dem Jesuiten gefasst worden, nachdem er Volkhardt aus dem Kerker hatte befreien können. Volkhardt hingegen hatten sie im Stall liegen gelassen. Die Knechte meinten, wieso sich die Hände an der Ratte schmutzig machen, er würde ohnehin keinen Schaden mehr anrichten. Dem Jesuiten war es recht. Kathi und der Teufelsbalg waren gefangen. Mehr interessierte ihn nicht.
«Was für eine Idee?», antwortete Kathi leise.
Sie musste aufpassen, dieser Dominikaner saß ihr gegenüber. Er stierte zwar ins Leere, aber er konnte auch nur so tun.
«Wenn wir hier in den Kerker kommen, dann kann ich uns befreien», sagte Otto.
«Wie willst du das anstellen?»
«Ich kenne die Knechte, zumindest einen von ihnen, gut. Er wird uns helfen.»
Die Tür ging auf, die beiden Knechte traten zur Seite. Als Erster erschien Antonius, danach der Bischof. Ihm war die Überraschung ins Gesicht geschrieben, die Sorge um seine Gesundheit allerdings auch.
«Hier ist der gesuchte Teufelsbalg», sagte Antonius und zeigte auf Michael.
«Er ist kein Teufel!», erwiderte Kathi. «Der einzige Teufel in diesem Raum seid Ihr.»
Sie hielt Michael noch fester und drehte sich zur Seite, sodass niemand auf die Idee kam, ihm zu nahe zu kommen.
Von dem kleinen Bündel in Kathis Armen sah der Bischof nicht viel, aber das Mädchen kam ihm irgendwie bekannt vor.
«Bist du nicht diese Kinderhexe, die wir im Frühling gefasst haben?»
Kathi antwortete nicht darauf. Statt ihrer schaltete sich Crispin ein.
«Eure Gnaden», sagte er und
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