Die Kinder des Teufels (German Edition)
erhob sich, «ich fürchte, wir sind einem Irrtum aufgesessen.»
«Schweig», fuhr ihm Antonius dazwischen. «Der einzige Irrtum war, dich mit der Mission zu betrauen. Kardinal Barberini wusste schon, wieso er mich geschickt hat.»
«Barberini?» Dem Bischof fuhr der Schreck in die Glieder. «Was hat Ihre Eminenz damit zu tun?»
Antonius zog ein Papier aus seiner Tasche, entfaltete es und gab es dem Bischof. Der brauchte nicht lange, um das Wappen der römischen Inquisition zu erkennen, es wurde von jedem Bischof gefürchtet.
Seine Augen überflogen die Zeilen. «Hier steht: ‚Im Fall eines Scheiterns habt Ihr, Bruder Antonius, den Oberbefehl …»
«Die Mission ist aber nicht gescheitert», widersprach Crispin. «Wir haben das Kind gefunden.»
«Du hast es vor mir versteckt», entgegnete Antonius.
«Unsinn, ich habe es einer Prüfung unterzogen.»
«Und das Mädchen?» Antonius wandte sich dem Bischof zu. «Eure Gnaden, Bruder Crispin weiß nicht mehr, was er sagt. Diese kleine Hexe», er zeigte auf Kathi, «hat ihm den Kopf verhext.»
Was auch immer mit der Kinderhexe war, interessierte den Bischof im Moment nicht. Er hielt einen von seiner Eminenz persönlich unterzeichneten Brief in der Hand. Das zählte.
«Was soll nun mit dem Kind geschehen?»
«Ich nehme es mit nach Rom», sagte Crispin. «Dort soll es von den Gelehrten untersucht werden.»
Kathi sprang auf. «Nein! Niemals. Michael bleibt hier bei mir.»
Das sollte Antonius gerade recht kommen. «Sie hat recht. Das Kind darf die Stadt nicht verlassen. Wer weiß, was auf der langen Reise alles passieren kann.»
« Ihr bekommt es auf keinen Fall», hielt Kathi dagegen.
«Darüber hast du nicht zu entscheiden», erwiderte der Bischof. «Jetzt schweig und setz dich.»
«Eure Gnaden», setzte Crispin erneut an, «das Kind muss nach Rom gebracht werden. Ihre Eminenz erwartet mich.»
«Kardinal Barberini hat aber mir die Entscheidung übertragen», widersprach Antonius. «Ihre Eminenz will es ohne vorige Untersuchung auf keinen Fall in der Heiligen Stadt haben. Da bin ich mir sicher.»
«Ist es denn so gefährlich?», fragte der Bischof besorgt.
Kathi konnte und wollte dieses Geschacher um Michael nicht länger schweigend ertragen.
«Habt Ihr alle den Verstand verloren?! Es ist ein Kind.»
«Er ist der Teufel», sagte Antonius kühl. «Und nun gib ihn mir.»
«Nicht um alles in der Welt.»
Sie hastete mit Michael zur Tür. Aber die beiden Knechte stießen sie zurück.
«Eure Gnaden», sagte Antonius. «Solange ich das Kind untersuche, muss es sicher verwahrt werden. In der Kanzlei ist das nicht möglich. Ich verlange im Namen Ihrer Eminenz, dass wir es auf Eure Burg bringen.»
Um Himmels willen , mochte sich der Bischof gedacht haben. Wieso ausgerechnet auf meine Burg, wenn noch nicht mal ein Kardinal den Balg in seiner Nähe wissen wollte. Dieser kleine Teufel konnte andere anstecken und vielleicht gar noch Schlimmeres bewirken.
Der Bischof seufzte. «Wenn es denn sein muss …»
Hätte Kathi in diesem Moment ein Messer in den Händen gehalten, sie hätte ohne Zögern zugestochen.
Dieser Antonius war der wahre Teufel.
Crispin kam an ihre Seite und legte ihr die Hand schützend auf die Schulter. «Keine Sorge. Noch hat er nicht gewonnen.»
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30
Julius Franz von Fischen stieg zum Bischof in die Kutsche. Die beiden Herren würden sich auf der Burg zusammensetzen und besprechen, wie diesem dummen und außerordentlich peinlichen Missverständnis zu begegnen war. Es würde Gerede geben, gerade im Hinblick auf die von Wettersteins, die nicht eher ruhen würden, bis Gero gerächt war.
Zurück blieben Kathi mit Michael, Crispin und Antonius. Der kleine Otto war auf direktem Weg in den Kerker geschafft worden. Er würde wegen Hexerei angeklagt werden. Bis die zweite Kutsche eintraf, die Kathi und die beiden Gesandten auf die Burg bringen sollte, dauerte es noch etwas.
Der Nachthimmel ging in einen nicht weniger tristen Morgen über. Crispin stand bei Kathi, Antonius ihnen gegenüber. Im Streitgespräch mit dem Bischof waren alle Masken gefallen. Die drei hatten sich nichts mehr zu sagen – außer Crispin, der auf Kathi einredete, ihm nicht länger zu misstrauen. Er stünde auf ihrer Seite.
Doch davon wollte Kathi nichts wissen.
«Ihr habt mich belogen.»
«Du hast mich belogen. Hättest du mir das Mal gleich gezeigt, wäre es nicht so weit gekommen.»
«Niemals werdet Ihr Michael mit nach Rom nehmen.»
«Glaub
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