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Die Kinder des Teufels (German Edition)

Die Kinder des Teufels (German Edition)

Titel: Die Kinder des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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heilen. Damals war es weiß gewesen, jetzt war es schmutzig. Aber welcher Rabe trug schon ein Bändchen an genau derselben Stelle?
    «Kolk, bist du das?»
    Er hüpfte auf ihren Schoß, schaute sie mit seinen unruhigen Augen an und piekste ihren Finger mit einem schnellen Schnabelstoß.
    «Du kennst den Raben?», fragte Sounya.
    «Ja, das ist Kolk. Wir sind Freunde.»
    Sounya quittierte es mit einem anerkennenden Nicken. Dann beorderte sie Djodji auf den Arm, machte mit den Fingern Zeichen, flüsterte etwas.
    «Was hast du vor?», fragte Kathi.
    «Wir lassen Djodji nach der Kutsche suchen», erwiderte sie, «er hat gute Augen.»
    Hätte Sounya nicht diese Gewissheit in der Stimme gehabt, dass sie genau wusste, was sie da sagte, Kathi hätte sie für verrückt gehalten. Volkhardt hingegen tat es. Er schaute sie skeptisch an.
    «Der Rabe hört auf dich?»
    «Wenn er will, ja.»
    Sie stand mit Djodji auf dem Arm auf, ging zur Tür und öffnete sie. «Und jetzt flieg.»
    Djodji erhob sich und flatterte in die Nacht davon. Ein Krächzen war noch von ihm zu hören. Es galt offenbar Kolk, denn der folgte ihm zur Tür hinaus.
    Zurück blieben eine zuversichtliche Sounya, eine hoffende Kathi und ein zweifelnder Volkhardt
    «Was machen wir jetzt?», fragte er.

[zur Inhaltsübersicht]
    36
    Noch konnte sich Kolk nicht so schnell in die Lüfte schwingen wie seine neue Freundin Djodji. Sie war in allen Bewegungen schneller und wendiger als er. Aber seine Kraft würde bald wiederkommen, er spürte es mit jedem Flügelschlag, der ihn höher und höher trug.
    Als sie gemeinsam von der Burg hinunter ins Maintal flogen, sahen sie unter sich die Brücke mit ihren Wachhäuschen und den Wachmännern. Indes gingen die Wachen nicht wie gewohnt ihrem Dienst nach, sondern verhielten sich auffallend konfus. Sie lagen im Schnee, krümmten sich und schrien.
    Ein ähnliches Bild entlang der Domstraße, dem Marktplatz und vor der Kanzlei des Bischofs. Überall erkrankte Knechte.
    Ein zorniger Hexenkommissar Faltermayer kommandierte dort die wenigen Knechte, die nicht von der Krankheit befallen waren.
    «Schafft sie von der Straße, schnell.»
    «Aber wohin mit ihnen?», fragte einer. «Es sind zu viele.»
    Faltermayer überlegte. Die Kerker waren voll. Die Knechte trotzdem dort hineinzuschicken bedeutete den sicheren Tod für sie, selbst wenn die Gefangenen keine Waffen besaßen. Sie würden ihrem Groll auf die Peiniger freien Lauf lassen und sie mit bloßen Händen erwürgen. Sie mussten woanders untergebracht werden.
    «Holt die Karren», befahl Faltermayer, «und bringt sie ins Juliusspital. Die Ärzte sollen herausfinden, was hier vor sich geht.»
    Er war gespannt auf die Antwort, denn er konnte sich die plötzliche Erkrankung der Knechte nicht erklären. Er hatte bereits die Knechte, die am Morgen ihren Dienst getan hatten, an den Wahnsinn verloren. Und nun zeigten auch die, die er eigens aus den umgebenden Dörfern herangezogen hatte, dieselben Anzeichen.
    Was war hier nur los?
    Es musste sich um eine Vergiftung handeln, anders war es nicht zu erklären, dass die Knechte von außerhalb erst erkrankten, als sie in die Stadt kamen. Sie waren von den wenigen Gesunden in ihren Dienst eingewiesen und anschließend mit Proviant versorgt worden, damit sie …
    Einen Moment. Den Proviant hatten beide Gruppen gemeinsam, er wurde im Aufenthaltsraum der Knechte zu sich genommen.
    Er musste das sofort überprüfen.
    Hinter dem Hoftor hielt sich Wilhelm versteckt und beobachtete das Chaos. Sein Plan war aufgegangen, das vergiftete Brot hatte genau die erreicht, die es treffen sollte. Wahrscheinlich hatte es auch noch die Wachmannschaften getroffen, was nicht weiter ins Gewicht fiel. Die Wachen hatten den Kindern der Schwarzen Banden das Leben von jeher schwergemacht, nun sollten auch sie seine Rache spüren.
    Er kam aus seinem Versteck und ging die Domstraße hinunter. Mal sehen, was an der Mainbrücke so los war. Er war gut gelaunt, pfiff sogar ein Lied, als er Hufgeräusche hörte. Sie kamen aus dem Dunkel vor ihm, und sie näherten sich rasch.
    Besser, er ging von der Straße, hinein in die Gassen, wo er sich verstecken konnte.
    Doch ein Reiter im vollen Galopp war schneller als die flinksten Kinderbeine. Im Wegrennen blickte Wilhelm hinter sich. Er sah nur das Dunkel, aus dem das Schnauben eines Pferdes drang. Und er sah auch nicht die Klinge, die ihn den Kopf kosten sollte.
    «Dreckiges Rattenvieh!»
    Bruder Wolf hatte sich erfolgreich den

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