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Die Kinder des Teufels (German Edition)

Die Kinder des Teufels (German Edition)

Titel: Die Kinder des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Jakobus sehen. Jetzt, sofort.»
    Der Kanzler erhob sich, seufzte.
    «Dann kommt mit. Aber macht Euch auf etwas gefasst.»
    Gemeinsam begaben sie sich auf den Gang, stiegen wortlos die Treppe hinunter, am Erdgeschoss vorbei in die Kellergewölbe.
    Hier unten war es dunkel und stickig. Es roch nach Blut, Schweiß und Exkrementen. Crispin und Antonius hielten sich den Arm vor Mund und Nase.
    «Herrgott», polterte Crispin, «Ihr habt ihn hoffentlich nicht hier untergebracht.»
    «Es gab keine andere Möglichkeit», erwiderte der Kanzler. «Wir mussten ihn und die anderen von den Übrigen trennen.»
    «Welche anderen?»
    «Die hier, zum Beispiel.»
    Er zeigte durch das vergitterte Guckloch an einer Tür. Crispin und Antonius sahen insgesamt fünf Männer in einem Verlies – sofern man von einem menschenwürdigen Dasein in diesem Pferch überhaupt sprechen konnte. An Händen und Füßen waren sie an die Wand gefesselt. Das Stroh, auf dem sie ausharrten, war mit Lehm und Fäkalien zu einem übelriechenden Schlamm verschmolzen, in dem sie sich zu suhlen schienen, so eins waren sie mit dem Dreck geworden.
    In ihren Augen hauste der Wahnsinn. Die Laute, die sie von sich gaben, waren nur noch mit Phantasie als menschlich zu bezeichnen. Sie stöhnten und grollten, zerrten und rissen an den Ketten, ein anderer schlug mit der Hand im Takt seines Herzschlags gegen seinen Kopf, der Dritte kümmerte in einer Ecke und knurrte unter seinen verklebten Haaren hervor, als wollte er die Eindringlinge abwehren.
    «Gütiger Herr im Himmel», stieß Antonius hervor. «Was habt Ihr mit …»
    «Glaubt mir», sagte der Kanzler, «wir tun das nur zu ihrer eigenen Sicherheit. Sobald die Ketten entfernt sind, fallen sie übereinanderher wie wilde Tiere.»
    «Was ist mit diesen Menschen geschehen?»
    Der Kanzler seufzte. «Genau das ist das Problem. Wir wissen es nicht. Noch vor ein paar Tagen waren sie rechtschaffene Menschen, halfen und unterstützten sich gegenseitig, beteten und gaben Almosen.» Er zeigte auf den Mann in der Ecke. «Das ist Rüdiger Graf zu Hausen, einst ein tapferer Kommandant und treuer Berater des Bischofs. Seht, was aus ihm geworden ist.»
    Crispin und Antonius wollten es nicht glauben. Dieser Adelige war zu einem Tier geworden, jeglicher kultivierter Art beraubt, roh und aggressiv, einzig auf die Gelegenheit wartend, seinem Nächsten die Ketten um den Hals zu legen und sie zuzuziehen.
    «Wie kam es zu der … Veränderung?»
    Crispin hatte schon einiges in seinem Leben gesehen, doch das übertraf seine schlimmsten Befürchtungen.
    «Völlig unerwartet in der Nacht, ohne Vorankündigung … fuhr der Teufel in sie. Seitdem sind sie eine Gefahr für jedermann, auch für sich selbst.» Er wandte sich ab. «Nun kommt, lasst uns Bruder Jakobus aufsuchen.»
    Vor der letzten Zelle, am Ende des Ganges, machte er halt.
    «Am besten, Ihr vergesst alles, was Ihr je von Jakobus wusstet. Das hier ist eine völlig andere …»
    Person wollte er sagen, aber das Wort passte nicht mehr.
    Er öffnete die Tür und ging hinein. Auf einem Tisch, der vermutlich aus den Beständen des Bischofs stammte, so verziert, wie er war, lag jemand in seinem Unterkleid. Es war mit Blut und Schmutz befleckt. Hände und Füße steckten in Eisenschellen. Zuckungen durchfuhren den Körper, zerrten an den Schellen und den Ketten. Verkrustetes Blut, aber auch frisches überzog das Metall.
    Die Augen Jakobus’ bewegten sich schnell, scheinbar halt- und ziellos auf die Decke gerichtet, als verfolgten sie ein gefährliches Insekt. An seinen Mundrändern klebte Speichel und etwas anderes, nicht zu Bestimmendes.
    Crispin trat an seine Seite. Der Schreck fuhr ihm in die Glieder, als er den alten Freund nicht mehr wiederzuerkennen glaubte. Keine Spur mehr von Wärme und Güte in seinem Gesicht, so wie damals noch, als sie sich zu einem Fest im Franziskanerkloster Sankt Salvator in Regensburg getroffen hatten. Er fasste seine Hand, drückte sie herzlich und mitfühlend.
    «Jakobus, was ist mit dir?»
    Keine Reaktion.
    «Jakobus? Hörst du mich? Ich bin es, Crispin.»
    Der Klang seiner Stimme schien endlich zu Jakobus durchzudringen. Er wandte ihm den Kopf zu, suchte die Person zu erkennen, dessen Stimme ihm einst so vertraut war.
    «Crispin …»
    Ihm fiel ein Stein vom Herzen. «Ja, Crispin, dein alter Freund aus …»
    Weiter kam er nicht. Jakobus spuckte ihm ins Gesicht.
    «Hölle … Teufel … Geschmeiß. Scher dich weg von mir, Satanas. Weg!»
    Der

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