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Die Kinder des Teufels (German Edition)

Die Kinder des Teufels (German Edition)

Titel: Die Kinder des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Körper geriet unter Spannung, stemmte sich gegen die Fesseln, suchte sich zu befreien, zu flüchten, zu retten.
    «Aber, ich bin es doch … Crispin.»
    Jakobus schüttelte den Kopf, unkontrolliert heftig, hin, her, als fürchtete er, bei lebendigem Leib gefressen zu werden.
    «Weg! Böser Geist. Nicht … nein, ich will nicht.»
    Antonius trat an die andere Seite.
    «Bruder Jakobus. Wer haust in deinem Körper? Sag es mir.»
    Ein Knurren, ein drohendes Fletschen der Zähne, wild und fremd, der menschlichen Natur nicht gemein.
    «Das Auge … Teufel.»
    Antonius sah Crispin fragend an. Der zuckte ahnungslos mit den Schultern.
    Der Kanzler schaltete sich ein.
    «Er meint den Kometen. Teufelsauge wird er auch in der Bevölkerung genannt.»
    «Was ist mit dem Teufelsauge?»
    Antonius beugte sich zu ihm hinab, flüsterte. «Sag es mir.»
    Aus der Tiefe seiner Brust und Überzeugung: «Ego baptizo te non in nomine    [1]  …»
    Crispin erschrak, presste ihm sofort die Hand auf dem Mund, wollte verhindern, dass er sich selbst des Bundes mit dem Teufel bezichtigte. «Schweig, Bruder, um alles in der Welt und um dein Seelenheil. Kein einziges Wort mehr.»
    Antonius blickte erstaunt zum Kanzler.
    «Hat er an Teufelsmessen teilgenommen?»
    «So ein Unsinn», fuhr Crispin heftig dazwischen. «Er redet im Wahn.»
    Der Kanzler hingegen war weniger überzeugt.
    «Seine Brüder haben ihn vor drei Tagen zu mir gebracht, sagten, sie könnten ihm nicht mehr helfen. Nur noch die Gnade des Bischofs gebe Hoffnung auf Besserung. Er hat … schon einmal das Sakrament der Beichte gebrochen.»
    «Seid still!», befahl Crispin. «Jakobus ist krank.»
    «Er will Mitbrüder und sündige Seelen auf dem Hexensabbat gesehen haben.»
    «Schweigt! Kein Wort mehr.»
    «Er selbst sei ein ergebener Diener des …»
    «Ihr könnt das doch nicht für bare Münze nehmen. Er ist …»
    Crispin suchte eine Erklärung, überlegte, was zu tun war, um das Leben seines Freundes zu retten. Doch der redete sich schneller um Kopf und Kragen, als Crispin das verhindern konnte.
    «… sed in nomine Diaboli.»
    Jakobus hatte es ausgesprochen. Im Namen des Teufels . Er lächelte höhnisch, beglückt, berauscht. Antonius starrte Crispin an, betroffen, aber auch alarmiert.
    «Ihr wisst, was jetzt zu tun ist. Es muss schnell geschehen, bevor …»
    Noch immer hatte Jakobus nicht genug.
    «Die Zahl … Tier … Kind …»
    «Was für ein Kind?» Antonius kam näher. «Sag mir, was für ein Kind meinst du?»
    «Erde … In der Nacht … Teufelsauge.»
    «Das Kind, das in der Nacht des Teufelsauges geboren wurde?» Antonius richtete die Frage an den Kanzler. Der nickte.
    «Er spricht von nichts anderem. Wir wissen nicht, wer damit gemeint ist.»
    «Hat er denn keinen Namen genannt?»
    Der Kanzler schüttelte den Kopf.
    «Nein, Kind und Mutter sind unbekannt.»
    «Seit wann geht diese rätselhafte Krankheit um?», fragte Crispin ruhiger, gefasster, da er nun wusste, dass er handeln musste. Auf seinen Freund Jakobus konnte er nicht länger Rücksicht nehmen. Es ging um mehr.
    «Nach jener besagten Nacht», antwortete der Kanzler, «traten die ersten Fälle auf. Seitdem ist nichts mehr wie vorher. Gut ein Drittel der Stadt ist befallen oder sieht sich dem Vorwurf des Teufelsbundes ausgesetzt. Die reichsten und angesehensten Bürger befinden sich darunter, Professoren, Adelige, hohe Beamte, Kinder … Der Teufel macht selbst vor der frommsten Seele nicht halt. Der Bischof hat sich vor der Seuche nach Schlüsselfeld gerettet. Ich weiß nicht mehr ein noch aus. Wir sind verloren, wenn Ihr keinen Rat wisst. Bitte, helft uns.»
    Crispin und Antonius schauten sich an. Ihr Blick wusste um die Worte, die alles Weitere in Gang setzen würden. Das Vorgehen war erprobt und altbekannt. König Herodes hatte es als Erster angewandt – die tödliche Jagd nach dem Jesuskind. Nun galt es, seinen Widersacher, den Teufel, zu finden, in ähnlich dringender Mission, bevor sich seine Herrschaft über die ganze Welt erstreckte. Niemand würde geschont, kein Stein bliebe auf dem anderen. Das blutige Kreuz am Türstock, das einst die Gottgläubigen von den anderen trennte, wäre in diesem Fall ein Teufelsmal – das die Frommen verschonte, aber das verfluchte Kind, den Antichrist, entlarvte. Die Geschichte war auf den Kopf gestellt, ganz so, wie es dem Teufel beliebte.
    Crispin seufzte, er war aber auch überzeugt, das Richtige, seine Pflicht zu tun. Deswegen war er hier, deswegen

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