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Die Kinder des Teufels (German Edition)

Die Kinder des Teufels (German Edition)

Titel: Die Kinder des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Gottfried und seine Huren.»

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    13
    Der Waldboden war hart wie Stein. Volkhardt hatte gar nicht erst versucht, ein Grab auszuheben. Stattdessen zog er den toten Körper Christian Dornbuschs zu einer Kuhle, legte ihn hinein und bedeckte ihn mit Ästen und Holzscheiten. Anschließend Schnee und Asche darüber. Wenn der Frost gewichen war, würde er zurückkehren, um Christian ein anständiges Begräbnis zu bereiten.
    Kathi saß mit Michael im Arm in der warmen Waldhütte und fütterte ihn. Der Haferbrei schien ihm zu schmecken. Vielleicht war es auch die klare, saubere Luft, die nach einer zweiten, dritten Portion verlangte. Er schmatzte zufrieden und lächelte sie an.
    So sehr sich Kathi über seinen gesunden Appetit auch freute, so sehr trübte der Tod Christians ihr Gemüt. Seit Tagen oder Wochen musste er hier draußen gelegen haben, während sie und ihre Mutter Helene mit seiner Rückkehr rechneten. Was war geschehen? Wieso hatte er Babettes verlassene Hütte aufgesucht und war nicht gleich am nächsten Tag nach Hause aufgebrochen? War er verletzt, krank, oder musste er sich verstecken? Und wieso war die Hütte von innen verriegelt?
    Sie seufzte. Was sollte jetzt nur aus ihr und Michael werden?
    Nach Heinrich, ihrem leiblichen Vater, der noch immer verschollen blieb, und ihrer Mutter war nun auch Christian aus ihrem Leben verschwunden. Verwandte, die sie und Michael hätten aufnehmen können, hatte sie keine. Bis auf einen Bruder Heinrichs vielleicht, von dem sie aber nichts wusste. Helene und Heinrich hatten nur einmal über ihn gesprochen, über einen bitterbösen Streit, der die beiden ungleichen Brüder entzweit hatte. Seitdem galt er als tot.
    Auch Christians angeheiratete Familie stand nicht zur Verfügung, er selbst war eine Waise. Nach dem Tod von Felicitas, Christians erster Frau, hatten die Eltern ihr gesamtes Vermögen veräußert und die Stadt verlassen. Irgendwo hatten sie neu angefangen, soweit das überhaupt möglich war.
    Die Tür knarrte, ein Schwall Kälte fiel herein. Volkhardt stapfte sich den Schnee von den Füßen, schloss die Tür hinter sich. Kathi schaute auf. Ein fragender Blick.
    «Bis zum Frühjahr ist er sicher», antwortete Volkhardt, «danach muss ich ein Grab ausheben.»
    Er streifte Handschuhe und Mantel ab, goss sich aus einem Kessel heißen Tee ein und trank ihn hingebungsvoll.
    «Danke», sagte sie.
    «Wofür?»
    «Dass du dich so kümmerst.»
    Er winkte ab.
    «Niemand anderes würde das für mich tun.»
    Der Himmel hatte ihr Volkhardt geschickt – einen Schutzengel, einen großen Bruder, einen Freund. Ohne ihn wäre sie schon längst nicht mehr am Leben, ohne ihn wäre Michael seinen Verfolgern schutzlos ausgeliefert. Wie würde es weitergehen? Würde er bei ihr bleiben oder würde er sich zurückziehen, sobald sich die Lage beruhigt hatte?
    «Was ist?»
    Kathi errötete. «Nichts. Ich habe nur nachgedacht.»
    «Wie wir Michael satt bekommen?»
    Sie lachte und küsste ihren kleinen Bruder auf die Stirn.
    «Ja, du bist ein richtiger Vielfraß, nicht wahr?»
    «Das ist ein gutes Zeichen.»
    Sie nickte. Allerdings mischten sich auch Sorgen dazu.
    «Der Bischof wird nicht eher ruhen, bis er ihn gefangen hat.»
    Volkhardt kam näher, streichelte Michael sanft über den Kopf. «Dazu wird es nicht kommen.»
    «Wie willst du es verhindern?»
    «So wie mich meine Brüder gegen Faltermayer beschützt haben, so werde auch ich über ihn wachen.»
    Ein Aber lag ihr auf den Lippen. Faltermayers Häscher hatten Volkhardts gesamte Familie ausgelöscht – Vater, Mutter und die Brüder. Volkhardt hatte als Einziger überlebt. Was konnte ein Junge schon gegen die Knechte des Bischofs ausrichten?
    «Ich werde mich mal um unser Abendessen kümmern. Drüben bei den Tannen habe ich Fallen gesehen», sagte Volkhardt.
    Das bedeutete, dass sie doch nicht so alleine in diesem finsteren Wald waren, wie sie dachten. Jemand hatte Fallen aufgestellt. Vielleicht Christian. Oder jemand anderes.
    «Bleib nicht so lange weg», rief ihm Kathi hinterher. Sie sah ihn noch nicken, bevor er die Tür hinter sich schloss.

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    14
    Auf einem Brunnen saß ein Rabe, im Vergleich zu seinen Artgenossen ein überraschend großes Exemplar. In seinen Klauen hielt er ein Stück Fleisch. Blut tropfte herab auf das Haupt eines Kindes, das mit Lumpen an den Füßen und zerrissenen Kleidern im Schnee saß. Es spielte mit irgendwas.
    Auf den ersten Blick konnte man meinen, es handelte

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