Die Kinder des Teufels (German Edition)
allmächtigen Schöpfer, sondern dem Teufel geweiht habt. Was sagt Ihr dazu?»
«Gnädiger Herr im Himmel», protestierte Gottfried mit bebender Stimme, «ich war noch nie am Sanderanger gewesen. Auch kenne ich keine nackten Hexenweiber, und schon gar nicht habe ich den Leib und das Blut unseres Herrn und Erlösers missbraucht. Wer behauptet so etwas?»
«Unter anderem der ehrwürdige Vikar Ludwig.»
«Ich kenne ihn nicht.»
«Er scheint aber Euch zu kennen.»
Gottfried rang um Fassung.
«Der Vorwurf ist ungeheuerlich. Dieser Vikar ist ein Lügner.»
«Er ist ein treues und rechtschaffenes Mitglied von Stift Haug. Ich habe keinen Grund, an seiner Aussage zu zweifeln.»
«Dann ist Vikar Ludwig vom Teufel besessen. Ist es denn nicht allseits bekannt, dass Teufel lügen und betrügen?»
Sein Blick ging hilfesuchend zu Faltermayer. Der grinste zustimmend, wissend, dass er mit dieser Argumentation zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen konnte – den Ankläger und den Beschuldigten.
«Vikar Ludwig steht mit seiner Beobachtung nicht alleine da», erwiderte Riedner.
«Und wer soll das sein?»
Riedner las die Zeugenaussagen der beiden Jungen und der Frau vor, wie sie zu Protokoll gegeben worden waren.
«Der Domherr von Weyhenstein hat nackt mit einem Weibsbild getanzt. Sie saß auf einem Besen und hat dabei laut den Leibhaftigen gepriesen.»
«Lüge!»
«Dann ein anderes Mal, nachts auf dem Sanderanger, soll der Domherr mit der Base des Weihbischofs gebuhlt haben.»
«Das ist infam und niederträchtig.»
«Schließlich ist der Domherr von Weyhenstein von einem Weibsbild gesehen worden, wie er die Hostie entweiht und den Teufel als den einzigen wahren Gott angebetet hat.»
«Nie und nimmer habe ich solch abscheuliches Teufelswerk begangen. Ich … verlange, dass diese Zeugen vorgeführt werden. Von Angesicht zu Angesicht werde ich sie als Lügner entlarven.»
Riedner blickte hinüber zu Faltermayer, bat ihn, Antwort zu geben.
«Die beiden Knaben sind bereits hingerichtet und verbrannt worden», erwiderte der emotionslos, «und das Weib ist für eine Aussage nicht mehr zu gebrauchen.»
«Seht ihr», konterte Gottfried, «keine Zeugen, keine Anklage.»
«Deren Geständnis spricht aber gegen Euch.»
«Welches Geständnis?»
«Das zur ihrer Verurteilung als Teufelsanbeter geführt hat.»
«Dann ist auch das eine Lüge … oder Ihr habt falsch geurteilt.»
Faltermayer grinste hinterhältig.
«Niemand kann das Geständnis eines Teufelsanbeters anzweifeln, außer er ist selbst ein Teufel. Nun, Gottfried von Weyhenstein, seid Ihr ein solcher Teufel?»
Mochte Gottfried anfänglich noch geglaubt haben, mit Logik und Rhetorik die Beschuldigung abwehren zu können, sah er sich nun eines Besseren belehrt.
«Das ist zutiefst unsinnig.»
«Wollt Ihr Euch wirklich über das Geständnis eines Teufels erheben? Dann seid Ihr ein noch größerer Teufel, als ich es befürchte. Aber wenn Ihr darauf besteht», er schaute zu Riedner, «dann könnt Ihr Vikar Ludwig nach seiner Beobachtung befragen. Vielleicht entlastet er Euch ja.»
Gottfried suchte verzweifelt nach einem Ausweg. Mit zwei dummen Jungen und einer frechen Weibsperson hätte er es jederzeit aufnehmen können, aber mit einem Vikar von Stift Haug war das eine andere Sache. Außerdem schien Riedner dem Vikar wohlgesinnt.
Faltermayer beobachtete ihn. Wenn der einfältige Domherr auf seinen Vorschlag einging, dann war er verloren. Er wusste nicht, in welchem Zustand sich Ludwig befand.
«Ja, ich will ihm gegenübertreten.»
Faltermayer leerte den Becher mit einem Schluck. Wenn es doch immer so leicht wäre, einen Teufelsanbeter in seine Lügen zu verwickeln. Er gab – mit Zustimmung Riedners – dem Malefizschreiber Anweisung, Ludwig vorführen zu lassen.
Die Unterbrechung nutzte Crispin, um an Gottfried heranzutreten.
«Wie ich hörte, seid Ihr im Volk bekannt, und auch Ihr scheut Euch nicht, den Kontakt zu den Bürgern zu suchen.»
Gottfried wich Crispins Blick aus, schaute zur Seite, unsicher, ob sich eine weitere Falle hinter der Frage versteckte.
«Keine Sorge», erwiderte Crispin, «ich will Euch nichts zuleide tun. Es ist nur …», er suchte nach den richtigen Worten, «ich bin auf der Suche nach einem Kind, einem besonderen, wenn Ihr versteht, was ich meine.»
Nein, das tat er nicht. Andererseits, sprach er vielleicht von einem der drei Kinder, die er gezeugt hatte? Niemand wusste davon, zumindest sollte niemand davon wissen.
Gottfried gab
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