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Die Kinder des Teufels (German Edition)

Die Kinder des Teufels (German Edition)

Titel: Die Kinder des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Volk begeben und hören, was gesprochen wird. Irgendjemand muss doch etwas wissen.»
    Das war ein guter Vorschlag. Er hätte eigentlich von Crispin kommen müssen, schließlich gehörte die Informationsbeschaffung zu seiner täglichen Arbeit in der Kongregation der römischen und allgemeinen Inquisition. Aber in dieser Stadt hatte er zurzeit keinen Kundschafter. Der war vor dem Hunger und der Prozesswelle nach Mainz geflüchtet.
    Kraah!
    Der Rabe erhob sich protestierend. Ein Reiter hatte ihn aufgescheucht, der sein schwarzes Ross im Galopp auf den Hof jagte. Er schaute weder links noch rechts. Kurz vor dem Stall befahl er ihm den Halt. Es trippelte vor Aufregung auf der Stelle, aus den Nüstern drang Dampf in die Winterluft, sein Schnauben klang erschöpft. Sein Reiter hingegen war voller Tatendrang.
    «Hufschmied», rief er laut und fordernd, «wo steckst du?»
    Die Antwort kam prompt. «Hier, hoher Herr.»
    Der Hufschmied hastete zum Stall zurück, verneigte sich ehrerbietig vor Wolf Eberhard von Schanzenfeldt, Stiftsherr von St. Burkhard, im Volk besser bekannt als Bruder Wolf.
    «Stets zu Diensten, Euer Gnaden. Was kann ich für Euch tun?»
    Bruder Wolf saß ab, zackig wie immer, den Knauf des Schwerts fest in der Hand. An seiner Brust baumelte ein goldenes Kreuz, das unter einer warmen Pelzjacke hervorschaute.
    «Mir scheint, ein Eisen ist locker. Vorne, linker Fuß.»
    Der Hufschmied nickte beflissen, nahm den Vorderfuß des Tieres hoch und prüfte das Eisen. Es saß fest, wie es sein sollte. Eine Nachfrage ersparte er sich, er roch Alkohol an Bruder Wolf.
    «Ist gleich erledigt», sagte er und führte das Pferd in den Stall. «Irmgard! Bring Wein für unsere Gnaden.»
    Irmgard tat, wie ihr geheißen. Als sie Bruder Wolf passierte, machte sie einen höflichen Knicks. Dann verschwand sie im Haus, nicht ohne vorher einen Klaps auf ihren Hintern zu bekommen.
    «Schick dich, Täubchen», rief Bruder Wolf ihr nach, «ich habe Durst.» Er steckte die Daumen protzend in den Gürtel und schaute sich prüfend um. Dort standen Fremde auf dem Hof.
    «He da, ihr zwei!», rief er ihnen zu. «Wer seid ihr, und was macht ihr hier?»
    Crispin und Antonius kamen näher. Zuerst erkannten sie das wertvolle, goldglänzende Kreuz auf seiner Brust, dann den Talar unter dem Pelz, und wenn Crispin nicht alles täuschte, trug dieser seltsame Reiter eine Tonsur, die ihn als Geistlichen auswies.
    «Bruder Antonius und Bruder Crispin», antwortete Crispin mit einer angedeuteten Verneigung. «Und wer seid Ihr?»
    Auch Bruder Wolf musterte die beiden Fremden. Ordensbrüder offensichtlich. Ein dünner Dominikaner mit einem grauen, lächerlichen Spitzbart und ein dicker Jesuit mit einfältigem Gesicht. Zumindest trug er ein Kreuz um den Hals, das auf ein gewisses Maß von Wohlstand schließen ließ.
    «Wolf von Schanzenfeldt, Stiftsherr von St. Burkhard.»
    Er verneigte sich leicht, was weniger der Ehrerbietung als der Etikette geschuldet war. Crispin sah seinen misstrauischen Blick, der mit der Frage spielte, wer die beiden Männer wohl waren, die in sein Revier eindrangen.
    «Ich habe Euch noch nie hier gesehen. Sagt, woher kommt Ihr?»
    Crispin räusperte sich. Er hatte eine leise Ahnung, mit wem er es hier zu tun hatte. In Rom liefen an allen Ecken derlei Gecken adeliger Herkunft herum, die glaubten, ihnen allein sei die Gnade des Herrn vorbehalten. Meist waren es Rauf- und Trunkenbolde, die auf nichts anderes als Streit aus waren. Man musste sich vor ihnen in Acht nehmen. Es konnte auch ein Mitglied der königlichen oder päpstlichen Familie unter ihnen sein.
    «Wir kommen aus Rom.»
    Bruder Wolf merkte auf. «Aus Rom? Was habt Ihr so weit entfernt von unserer Heiligen Stadt zu tun?»
    «Nachforschungen», antwortete Crispin knapp.
    «Nachforschungen welcher Art?»
    «Nichts weiter. Nur ein paar Auskünfte.»
    Diese unverhohlen zur Schau gestellte Neugier, die an Dreistigkeit grenzte, wurde ihm unangenehm. Es war besser zu gehen.
    «Wenn Ihr uns nun entschuldigen wollt?»
    Er wandte sich Antonius zu, bedeutete ihm zu gehen.
    Da trat Irmgard mit einem Krug und drei Bechern aus dem Haus.
    Bruder Wolf ergriff die Gelegenheit, schnappte sich den Krug und goss ein.
    «Einen Schluck Wein werdet Ihr doch noch mit mir trinken, werte Herren aus Rom.»
    Crispin seufzte. «Eigentlich nicht. Wir werden andernorts bereits erwartet.»
    Wieder machte er sich auf zu gehen, doch auch dieses Mal machte Antonius ihm einen Strich durch die Rechnung. Er

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