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Die Kinder des Teufels (German Edition)

Die Kinder des Teufels (German Edition)

Titel: Die Kinder des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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griff ungeniert zum Becher und erhob ihn.
    «Dann auf Euer Wohl.»
    «Und Ihr, Crispin?»
    Bruder Wolf hielt ihm den Becher hin. Jede Zurückweisung würde er als Beleidigung verstehen. Es war besser, die Konfrontation zu vermeiden.
    Crispin nahm den Becher, hob ihn kurz und trank einen Schluck.
    «Danke für Eure Gastfreundschaft. Es ist nun aber wirklich Zeit zu gehen.»
    «Ich könnte noch einen Becher vertragen», erwiderte Antonius.
    Crispin glaubte sich verhört zu haben.
    «Nur zu gerne», lobte ihn Bruder Wolf. «Ihr seid ein Mann nach meinem Geschmack.» Er legte Irmgard den Arm um die Schulter, als sei sie seine Gespielin. «Los, schenk ein, mein Täubchen. Der Bruder aus Rom hat Durst mitgebracht.»
    Antonius und Crispin wollten ihren Augen nicht trauen. Was machte dieser Stiftsherr da mit einer Frau, schlimmer, einem Mädchen? Seine Hand wanderte hinunter zu ihrem Hintern, streichelte und kniff ihn, sodass Irmgard verlegen auswich.
    «Nicht so widerspenstig, sonst denken unsere Gäste noch, wir wüssten nicht mit unseren Frauen umzugehen.» Er lachte herzhaft und trank den Becher mit einem Schluck leer. «Mehr.»
    Irmgard schenkte nach. Dabei blickte sie kurz zur Seite, ob ihr Vater sie beobachtete.
    Crispin kannte diesen Ausdruck in ihren Augen. Er war voller Furcht und Scham. Schon einmal hatte er so eine Situation erlebt, damals, vor vielen Jahren, als der Gutsherr betrunken auf ihren Hof kam und nach Essen und Wein verlangte. Seinerzeit war es Lucia gewesen, seine Schwester, die den Herrn bewirten und seine dreisten Handgreiflichkeiten zurückweisen musste. Stets den Blick zum Haus gerichtet, wo der Vater die Pacht zusammenklaubte. Er durfte keinesfalls mitbekommen, in welcher Lage sich seine Tochter befand. Am Ende wäre es auf Mord und Totschlag hinausgelaufen, hätten sie Haus und Hof verloren. Der kleine Crispin konnte das noch nicht verstehen.
    «Nun zier dich nicht so», sagte Bruder Wolf.
    Damals wie heute das gleiche, unwürdige Benehmen. Er zwang Irmgard in seinen Arm. Sie bemühte sich, jeden Streit und jede darauffolgende Auseinandersetzung mit dem Vater zu vermeiden. So ließ sie es geschehen.
    Nur damals war nicht heute. Crispin war jetzt ein Mann. «Irmgard», sprach er auffordernd zu ihr, «so heißt du doch.» Sie nickte. «Geh deinem Vater zur Hand, damit der werte Stiftsherr nicht länger in der Kälte ausharren muss.»
    Bruder Wolf hielt sie fest, starrte ihn zornig an.
    «Was sagt Ihr da?»
    «Das Mädchen friert. Habt ein Herz und lasst sie gehen.»
    Seine Hand ließ Irmgard frei, aber nur um ungehindert Zugang zu seinem Schwert zu erhalten.
    «Wagt Ihr mir vielleicht zu befehlen?»
    Antonius stellte sich dazwischen. «Beruhigt Euch.» Er nahm ihr den Krug aus der Hand und goss ein. «Los, verschwinde», raunte er ihr zu. Dann zu den anderen: «Lasst uns trinken. Auf das Wohl des Bischofs.»
    Auge in Auge standen sich Crispin und Bruder Wolf gegenüber – der eine mit der Hand am Schwert, der andere mit der Autorität seines römischen Amts.
    «Wollt ihr etwa dem Bischof das Wohl verweigern?», mahnte Antonius.
    Niemand wollte und durfte das. Doch bevor sich die Lage entspannte, hörten sie vom Brunnen her eine Kinderstimme:
    «Drude, Drude komm herbei, schick dich an zur Zauberei.»

[zur Inhaltsübersicht]
    15
    Kathi schlief unruhig.
    Ein Schlag traf sie mitten ins Gesicht. Sie stürzte zur Seite und schlug mit dem Kopf auf den harten Steinboden. Ein hohes, surrendes Pfeifen bohrte sich von einem Ohr zum anderen. Blut lief ihr aus Nase und Mund.
    Immer wieder hatte sie dasselbe Gebet zu sprechen:
    Pater noster, qui es in caelis … Vater unser, der du bist im Himmel.
    Sanctificetur nomen tuum  … Geheiligt werde dein Name.
    Auf jede Zeile folgte ein Schlag mit der Peitsche.
    Adveniat regnum tuum … Dein Reich komme.
    Vorbei an den schwarzen Stiefeln Faltermayers blickte sie durch die offenstehende Tür in die angrenzende Kammer. Dort kniete vornübergebeugt und die Hände auf den nackten Rücken gefesselt Apotheker Grein. Er keuchte, blickte aus gehässigen Augen zu ihr herüber, fletschte die Zähne.
    Verfluchte Hexenbrut.
    Die Tür wurde zugeschlagen. Die Schreie der anderen Angeklagten und ihr Flehen um Gnade verstummten. Alles bebte, alles schwand. Nur die hinterlistige Stimme Faltermayers blieb:
    Wann hast du mit dem Teufel zuletzt gebuhlt?
    Welche Stellung hast du dabei eingenommen?
    Hat es dir Freude bereitet?
    Hat es auch dem Teufel gefallen?
    Wie ist sein

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