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Die Kinder des Teufels (German Edition)

Die Kinder des Teufels (German Edition)

Titel: Die Kinder des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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machte ein Gesicht, als wolle er gleich anfangen zu heulen. Und er tat es auch.
    «Siehst du, was du wieder angerichtet hast?»
    Kathi stand auf, nahm ihn in den Arm.
    «Ich habe doch gar nichts gemacht», verteidigte sich Volkhardt.
    «Doch, hast du.»
    «Was denn?»
    «Dich über mich lustig gemacht.»
    «Unsinn.»
    Sie schwiegen. Ruhe kehrte ein. Kathi wiegte Michael im Arm, summte ihm eine Melodie ins Ohr. Nach und nach schlummerte er ein.
    Das Feuer knisterte angenehm. An den Wänden beruhigende Schatten.
    Warum nur war Volkhardt manchmal so ein Sturkopf? Sie hatte sein Grinsen doch genau gesehen und ahnte, dass er sie immer noch für ein Kind hielt. Wenn er aber heute Nachmittag dabei gewesen wäre, dann hätte sie ihn eines Besseren belehrt. Aber das brauchte er nicht zu wissen. Noch nicht.
    Oder übertrieb sie es mit ihren Vorwürfen? Seltsam gereizt war sie schon seit Tagen. Und jetzt, da sie die Schwelle zur Frau überschritten hatte, war das Gefühl noch gewachsen. Viele quälende Fragen gingen ihr durch den Kopf. Wie sollte sie sich als richtige Frau verhalten? Was durfte sie …
    Ein Poltern ließ sie aufschrecken. Es kam von draußen. Ihr Blick huschte zu Volkhardt. Der griff zur Pike, in der anderen Hand das Messer, hastete er zur Tür.
    Ein Stöhnen, ein Scharren. Volkhardt bedeutete ihr, still zu sein. Langsam schob er den Riegel zurück und brachte die Pike in Anschlag.
    «Tu’s nicht», warnte Kathi mit unterdrückter Stimme.
    Zu spät. Volkhardt hatte die Tür geöffnet. Der Schein des Feuers fiel hinaus in den Schnee. Da lag jemand mit dem Gesicht nach unten, die langen, zotteligen Haare rot vor Blut. Er stöhnte, jammerte um Hilfe.
    Volkhardt wagte einen Blick nach links und rechts, vergewisserte sich, dass er nicht in eine Falle ging. Da war sonst niemand, so weit er in der Dunkelheit erkennen konnte. Vorsichtig, mit der Pike voraus, näherte er sich dem Körper.
    «Wer bist du?», rief er ihm entgegen. Keine Antwort, nur Stöhnen.
    «Bist du verletzt?»
    Offensichtlich. Der Mann blutete aus dem Kopf. Sein Wams war an einigen Stellen zerrissen, die Hose löchrig. Ein Fuß war nackt, der andere mit Lumpen und Filz umwickelt.
    «Was machst du hier?»
    So wie es aussah, hatte er sich mit letzter Kraft hierhergeschleppt. Die Frage war nur, war er Freund oder Feind?
    Volkhardt beugte sich hinunter und drehte den Körper um. Es war ein alter Mann mit einem grauen, langen Bart, die Haare zerzaust und blutverklebt, die Augen geschlossen.
    «Wer bist du?»
    Ein Stöhnen drang durch den Bart. «Hilf mir …»
    Aus der Hütte kam die richtige Antwort.
    «Das ist doch der alte Ambrosius.»
    Kathi eilte hinaus, kniete sich neben dem alten Eremiten in den Schnee.
    «Was ist mit dir?»
    Sie zögerte, ihn anzufassen, wusste nicht, wo und wie schwer er verletzt war.
    «Wer ist Ambrosius?», fragte Volkhardt.
    «Ein Freund von Babette. Er lebt in einer Hütte, nicht weit von hier. Hilf mir, ihn reinzuschaffen.»
    Begeistert war Volkhardt von der Idee nicht. Er kannte diesen verlausten und nach Dung stinkenden Fremden nicht.
    «Jetzt komm schon.»
    So schwer, wie er befürchtet hatte, war der alte Mann gar nicht. Im Gegenteil, nachdem sie ihn auf den Tisch verfrachtet und die Kleider ausgezogen hatten, stellten sie fest, dass er nur noch Haut und Knochen war. Aber er stank, und das erbärmlich.
    «Er hält ein paar Ziegen und Schafe in seinem Stall», berichtete Kathi, während sie ihm mit einem nassen Tuch das Blut aus Gesicht und Haaren wusch. Über dem Ohr, gleich hinter der Stirn klaffte eine Wunde. Das Weiß des Schädelknochens blickte darunter hervor.
    «Das sieht nicht gut aus», stellte Volkhardt fest. «Außerdem scheint er viel Blut verloren zu haben.»
    Kathi hörte nur halb hin. Viel quälender war die Frage, wie Ambrosius zu der Wunde gekommen war. War er gestürzt, oder hatte ihn jemand geschlagen?
    Da schlug er die Augen auf, stöhnte auf und brabbelte vor sich hin. «Geht weg … verschwindet … elendes Gesindel.»
    Volkhardt beugte sich zu ihm hinunter.
    «Von wem sprichst du, alter Mann?»
    «Lutherische … Vagabunden.»
    «Soldaten?»
    «Viele … brandschatzen und rauben.»
    «Wo sind sie?»
    «Überall … im ganzen Wald … Flieht … sie kommen.»
    «Hier sind wir sicher», widersprach Kathi. «Niemand wird uns finden.»
    «Der Alte hat uns aber gefunden», konterte Volkhardt. «Und wenn er …»
    Er schreckte hoch. Draußen war etwas. Er schnappte sich die Pike, stürmte

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