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Die Kinder des Teufels (German Edition)

Die Kinder des Teufels (German Edition)

Titel: Die Kinder des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Kinder starben wie die Fliegen, die anderen klammerten sich an das bisschen Leben, das ihnen noch geblieben war.
    «Vor einigen Wochen erschien der große Komet über der Stadt», sagte Antonius, bevor er zum nächsten Haus ging. «Erinnerst du dich?»
    Die Frau nickte. «Das Teufelsauge.»
    «In dieser Nacht soll ein Kind geboren worden sein. Weißt du, wer es zur Welt gebracht hat?»
    «Nein, Euer Hochwürden.»
    «Denk nach, es ist wichtig.»
    Die Frau tat es, aber sie wollte nichts wissen.
    «Wenn du etwas erfährst, dann gib mir Bescheid.»
    «Das werde ich.»
    Er verabschiedete sich hinaus in die klirrende Kälte eines an sich schönen Wintertags. Wenn auch die Sonne nur schwach am Himmel strahlte, so hatte sie es doch endlich geschafft, die Wolken aufzubrechen. Das beruhigte ihn ein wenig, aber es war nur ein schwacher Trost. Schon bald würde sich die Influenza ausbreiten und noch mehr Todesopfer fordern.
    Diese Stadt war wahrlich verflucht.
    Unbemerkt hatte sich ihm ein Kind genähert. Es kam aus einem der umliegenden Häuser, war in Fetzen gewickelt, vom Dreck schwarz im Gesicht und vom Hunger ausgezehrt. Im Arm hielt es etwas aus Stroh und Lumpen zusammengebunden. Eine Puppe vielleicht. Bei näherem Hinsehen erkannte man rote Augen, Hörner statt Haaren und Hufe statt Füße. Es zog Antonius an seiner Kutte.
    «Komm», sagte es, «Mutter ist krank.»
    Er ging in die Hocke, nahm es an seinen schmutzigen, kleinen Hände, die wie erfroren waren.
    Bei näherem Hinsehen erwies sich das Kind als ein Mädchen, fünf oder sechs Jahre alt, zerzauste Haare, in einem Kleid, das nur aus Lumpen bestand, die kleinen Füße mit Filz umwickelt.
    «Was hat sie denn?», fragte er.
    «Böses Bein. Nicht mehr aufstehen.»
    Das böse Bein war eine eitrige und bereits faulende Wunde am Knie einer Frau. Sie lag auf einem Strohbett, das wahrscheinlich lange nicht gewechselt worden war. Es stank nach Fäkalien und Erbrochenem. Von der Kniescheibe abwärts hatte Wundbrand das Bein bereits geschwärzt, die Zehen waren weiß umrandet. Da konnte nur noch eine Amputation helfen, falls es dafür noch nicht zu spät war. Wahrscheinlich war das Gift der Wunde schon längst in ihrem Blut. Sie war eigentlich schon tot.
    Das Kind konnte hier nicht länger bleiben. Antonius führte es hinaus auf die Straße.
    «Wo ist dein Vater?», fragte er sie.
    «Krieg.»
    «Und deine Brüder oder Schwestern?»
    «Himmel.»
    «Onkel, Tanten?»
    Sie zuckte mit den Schultern.
    Die Frau und das Kind waren also das Überbleibsel einer Familie, die anscheinend jeden Angehörigen verloren hatte. Bald würde auch die Mutter sich aus diesem Jammertal verabschieden und das Kind alleine zurücklassen.
    Was sollte er ihr sagen?
    Er nahm sie hoch. «Wollen wir beide eine warme Suppe essen?»
    «Mutter.»
    «Um deine Mutter kümmern wir uns nachher.»
    Das Kind nickte.
    «Da vorne um die Ecke ist ein Kloster. Ich wette, die barmherzigen Schwestern werden sich über unseren Besuch freuen. Vielleicht haben sie auch neue Kleider und ein Bett für dich. Würde dir das gefallen?»
    Wieder nickte sie. Das Kind war wie apathisch, offenbar verstand es gar nicht, was hier vor sich ging.
    «Was hast du da für eine eigenartige Puppe?»
    «Teufel», antwortete sie. «Himmel gefallen.» Sie zupfte an seinen Hörnern aus schwarzem Stroh.
    Antonius horchte auf. «Was ist vom Himmel gefallen?»
    «Teufel.»
    «Wie kommst du darauf?»
    «Otto gesagt.»
    «Wer ist Otto?»

[zur Inhaltsübersicht]
    17
    Der Wachwechsel war die einzige Chance, unbemerkt in die Stadt zu kommen. Volkhardt und Kathi lagen hinter einem Hügel auf der Lauer, vor ihnen die Stadtmauer und das Zeller Tor. Mit Erklingen der Glocke in der Deutschhauskirche, Schlag zwölf, würden die Wachen abgelöst werden. Diesen Moment mussten sie nutzen.
    Kathi hatte Michael in der Eile der Flucht nicht anständig anziehen können. Er fror, weinte und zitterte. Sie trug ihn unter ihrer Jacke an der Brust, damit er wenigstens ein bisschen Wärme abbekam. Gegessen hatte er seit dem letzten Abend nicht mehr, Kathi und Volkhardt auch nicht. Die ganze Nacht waren sie durch den Wald geirrt, hatten aus Furcht vor der Ergreifung das Dorf Höchberg liegen lassen, bis sie schließlich vor dem Zeller Tor gelandet waren.
    Ihr Ziel waren die Keller der Schwarzen Banden. Wo sollten sie auch anders hin? Bei diesen Temperaturen, mit unzureichender Kleidung und einem Kleinkind ziellos übers Land reisen oder gar im Wald bleiben? Auf keinen

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